Seit längerem ist bekannt: Der Darm erhält genau wie verschiedene Drüsen und Muskelgewebe im Körper Signale von den beiden als Gegenspieler angelegten Nervensystemen: dem Sympathikus und dem Parasympathikus. Die komplexe Funktionsweise des internen Nervensystems des Magen-Darm-Traktes haben die Fachleute dagegen völlig unterschätzt. Dieses interne Nerven-System sorgt mit Hilfe eines komplizierten Regelnetzwerkes dafür, dass in jedem Abschnitt des Darmes die richtigen Verdauungslösungen in den richtigen Mengen vorhanden sind, dass die Kontraktion der glatten Muskelzellen stimmt und die Gefäße die richtige Weite haben. Im Darm-Nervensystem gibt es außerdem Neurotransmitter, Botenstoffe also, die Signale von einer Zelle zur anderen tragen. Gary Mawe, Neurobiologe an der Universität von Vermont: "Fast jeden Botenstoff, der zwischen Nerven im Gehirn und der Wirbelsäule vermittelt, gibt es auch in der Darmwand. Genauso gibt es im Darm Untertypen der meisten Rezeptoren für die Botenstoffe. Das ist auch der Grund, warum bei den Nebenwirkungen von Medikamenten, die in die Signalübermittlung von Nerven eingreifen, mit als erstes immer Magen-Darm-Komplikationen aufgeführt sind. Zum Beispiel bei den Serotonin-Aufnahme-Hemmern im Gehirn oder den Medikamenten, die den Histamin-Rezeptor beeinflussen. Entsprechende Rezeptoren finden sich auch in den Nervenschaltkreisen des Darms."
Immer besser verstehen die Mediziner, welche Botenstoffe der Nerven Verstopfung, Durchfall oder Übelkeit verursachen, wenn sie in zu großen oder zu kleinen Mengen vorhanden sind. Deshalb setzen sie gegen diese Leiden vermehrt Medikamente ein, die ursprünglich entwickelt wurden, um das Gleichgewicht der Nervensignalstoffe im Gehirn ins Lot zu bringen, zum Beispiel Antidepressiva. Eine solche Behandlung macht aber nur dann Sinn, wenn das Magen-Darm-Problem nicht Folge einer Infektion ist oder andere körperliche Ursachen hat. Die Störung muss eine funktionelle Störung sein, wie die Mediziner sagen. "Funktionelle Störungen der Eingeweide", erklärt Mawe, "das kann heißen: Eine Person hat Durchfall, 18 Mal am Tag. Eine schlimme Situation. Irgendetwas kann mit ihrem Verdauungssystem nicht stimmen. Also machen wir Röntgenbilder, Gewebepathologie, Darmspiegelung, machen Abstriche. Aber wir finden nichts. Dennoch hat die Person eindeutig Durchfall."
Funktionelle Störungen sind bei Menschen mit Magen-Darm-Problemen sehr häufig und liegen bei 60 Prozent der Fälle vor. Magen-Darm-Probleme sind in der westlichen Welt ohnehin sehr verbreitet, rechnet der Physiologe Keith Sharkey von der Universität von Calgary vor: "Wir reden hier nicht nur über eine Handvoll Patienten. Magen-Darm Probleme haben 15 bis 20 Prozent der nordamerikanischen und europäischen Bevölkerung." Daher untersuchen Mediziner wie Peter Moses von der Universität Vermont die Wirkung von Medikamenten, die ursprünglich nicht zur Magen-Darm-Behandlung vorgesehen waren: "Narkotika, Stimulantien, Canabinoide: Leuten mit funktionellen Magen-Darm-Störungen hilft alles mögliche." Das Ziel ist dabei die Entwicklung neuer Medikamente, die im Prinzip so wirken wie Antidepressiva oder Stimulantien, die aber die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden können und so für einen klaren Kopf bei gutem Magen sorgen.
[Quelle: Grit Kienzlen]
Immer besser verstehen die Mediziner, welche Botenstoffe der Nerven Verstopfung, Durchfall oder Übelkeit verursachen, wenn sie in zu großen oder zu kleinen Mengen vorhanden sind. Deshalb setzen sie gegen diese Leiden vermehrt Medikamente ein, die ursprünglich entwickelt wurden, um das Gleichgewicht der Nervensignalstoffe im Gehirn ins Lot zu bringen, zum Beispiel Antidepressiva. Eine solche Behandlung macht aber nur dann Sinn, wenn das Magen-Darm-Problem nicht Folge einer Infektion ist oder andere körperliche Ursachen hat. Die Störung muss eine funktionelle Störung sein, wie die Mediziner sagen. "Funktionelle Störungen der Eingeweide", erklärt Mawe, "das kann heißen: Eine Person hat Durchfall, 18 Mal am Tag. Eine schlimme Situation. Irgendetwas kann mit ihrem Verdauungssystem nicht stimmen. Also machen wir Röntgenbilder, Gewebepathologie, Darmspiegelung, machen Abstriche. Aber wir finden nichts. Dennoch hat die Person eindeutig Durchfall."
Funktionelle Störungen sind bei Menschen mit Magen-Darm-Problemen sehr häufig und liegen bei 60 Prozent der Fälle vor. Magen-Darm-Probleme sind in der westlichen Welt ohnehin sehr verbreitet, rechnet der Physiologe Keith Sharkey von der Universität von Calgary vor: "Wir reden hier nicht nur über eine Handvoll Patienten. Magen-Darm Probleme haben 15 bis 20 Prozent der nordamerikanischen und europäischen Bevölkerung." Daher untersuchen Mediziner wie Peter Moses von der Universität Vermont die Wirkung von Medikamenten, die ursprünglich nicht zur Magen-Darm-Behandlung vorgesehen waren: "Narkotika, Stimulantien, Canabinoide: Leuten mit funktionellen Magen-Darm-Störungen hilft alles mögliche." Das Ziel ist dabei die Entwicklung neuer Medikamente, die im Prinzip so wirken wie Antidepressiva oder Stimulantien, die aber die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden können und so für einen klaren Kopf bei gutem Magen sorgen.
[Quelle: Grit Kienzlen]