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Hitze macht Holz haltbar

Thermoholz ist eine immer beliebtere Alternative zu Tropenhölzern. Das Holz stammt von einheimischen Bäumen und wird durch Erhitzen widerstandsfähig und formstabil gemacht. Aber Thermoholz klingt auch gut. Das haben sächsische Ingenieure und Musikinstrumentenbauer herausgefunden. Violinen, Gitarren, Flöten - überall lässt sich der neue Werkstoff einsetzen.

Von William Vorsatz |
    So klingt eine Gitarre aus Thermoholz. Gespielt und aufgenommen am Institut für Musikinstrumentenbau im sächsischen Zwota. Die Konzertgitarre ist aus einem Holz gebaut, das vorher mit Wärme behandelt wurde. Alexander Pfriem vom Institut für Holz- und Papiertechnologie der Technischen Universität Dresden zeigt, wie Hitze solch ein Holz verändert:

    " Das sind zwei Platten aus Fichte, eine davon sieht halt braun aus, die andere ist hell, ganz normal, wie Fichte halt aussieht. Und die eine ist thermisch modifiziert und die andere nativ. Und es sind eigentlich Gitarrendecken, wie sie wirklich für Gitarren eingesetzt werden, und an solchen Platten haben wir Untersuchungen durchgeführt, verschiedenste. "

    Zum Herstellen von Thermoholz werden einheimische Rohstoffe verwendet. Heißer Wasserdampf erhitzt das Holz 24 bis 48 Stunden lang. Die Temperaturen schwanken bei den einzelnen Versuchen zwischen 180 und 230 Grad. Die Hitze verändert die chemische Struktur der Hölzer. Nach dem Umbau bestimmter Cellulose-Moleküle können die Wassermoleküle der Luft nicht mehr so gut andocken. Das veränderte Holz ist unempfindlicher gegen Feuchtigkeit. Es quillt bei Nässe nicht mehr so schnell und schrumpft bei Trockenheit nicht so stark. Daher wird es seit Mitte der 90er Jahre vielfach dort verwendet, wo früher oft Tropenholz genutzt wurde. Etwa für Terrassendielen. Aber auch für Musikinstrumente.
    Professor André Wagenführ von der Technischen Universität Dresden erinnert sich an die Klagen von Berufsmusikern.

    " Dass Musiker, die sehr viel auf Tournee sind, also sehr viel unterwegs sind in verschiedenen Klimaregionen, große Probleme haben, ihre Instrumente ständig neu stimmen zu müssen, und dass sich das sehr kompliziert gestaltet, und auch unbefriedigend letzten Endes, trotz des Riesenaufwandes, die Instrumente neu zu stimmen. "

    Denn mitten im Konzert sind die Instrumente oft schon wieder verstimmt. Thermoholz mit seiner Beständigkeit gegenüber Feuchtigkeit schien da recht interessant. Alexander Pfriem:
    " Das ist ein Versuchsstand, den wir entwickelt haben, um die Feuchtigkeitsaufnahme von diesen Holzproben genauer analysieren zu können, also wir können hier Holzproben unterschiedlichen Klimaten aussetzen und können dann kontinuierlich die Masseveränderung genau analysieren. "

    Bei dem Thermoholz verändert sich die Masse trotz unterschiedlicher Luftfeuchte und Temperaturen kaum, es bleibt damit auch in seiner Form relativ stabil. Für Holzblasinstrumente wie Blockflöte, Fagott und Mundharmonika sind diese Daten ebenfalls sehr interessant, weil sie ständig der feuchten Atemluft ausgesetzt sind. Aber wie klingt Thermoholz, wenn es als Resonanzkörper verwendet wird, etwa bei Gitarren? Auch das haben die Instrumentenbauer in Zwota untersucht.

    Gute Klaghölzer leiten den Schall schnell weiter. Dadurch strahlen sie hohe Töne besonders gut ab. So auch das Thermoholz. Aber nur, wenn es vorher nicht allzu heiß geworden ist. Die besten Ergebnisse erzielen die Forscher bei 180 Grad. Die Dresdner arbeiten mit dem Institut für Musikinstrumentenbau in Zwota zusammen. Die Instrumentenbauer sind mit der Akustik von Thermoholz rundum zufrieden, es ist besser als das unbehandelte Holz. Allerdings riecht es nach dem Erhitzen zunächst ein wenig nach Karamell. Das hindert die Dresdner jedoch nicht daran, schon mal neue Anwendungen zu suchen.

    Viele Orgeln müssen dringend restauriert werden. Feuchte Luft und stark schwankende Temperaturen in den Kirchen machen den alten Holzteilen zu schaffen. Oft schimmeln sie. Aber auch dagegen ist Thermoholz besser geschützt als unbehandeltes. Die Dresdner stehen schon mit drei Orgelbaufirmen in Kontakt.