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Hitzesommer
Wie Unternehmen sich gegen Niedrigwasser rüsten

Die derzeitige Hitzewelle macht auch den Unternehmen zu schaffen. Denn die anhaltend hohen Temperaturen und das Niedrigwasser im Rhein können die Produktion und die Logistik beeinträchtigen. Doch Firmen stellen sich zunehmend darauf ein und passen ihre Abläufe an.

Von Anh Tran | 27.06.2019
Zwei Schiffe fahren bei Niedrigwasser über den Rhein, zu sehen sind auch Sandbänke, die aus dem Wasser ragen.
Niedrigwasser wie hier beim Rhein beeinträchtigt die Logistik vieler Unternehmen (dpa / Rolf Vennenbernd)
"Der Sommer 2018 war sicherlich eine Ausnahme hinsichtlich Temperaturen und Trockenheit. Dennoch bereiten wir uns darauf vor, dass solche extremen Wetterereignisse in Zukunft häufiger auftreten könnten", heißt es in einem Statement des Chemiekonzerns BASF.
Das Unternehmen hat im Vorjahr Gewinneinbußen von fast 23 Prozent hinnehmen müssen. Ein Grund dafür war das langanhaltende Niedrigwasser des Rheins. Ein Beispiel: In Köln beträgt der Normalstand des Rheins mehr als drei Meter. 2018 schrumpfte er zwischenzeitlich auf unter 80 Zentimeter. Eine schwierige Situation für die Binnenschifffahrt:
"Also im Normalfall fasst das Schiff 2.000 Tonnen Salz. Das ist im letzten Jahr dann, je niedriger der Wasserstand wurde, weiter abgeschmolzen wurden und zum Schluss hatten wir als totales Extrem Schiffe mit nur 300 Tonnen, die hier in Niehl ankommen", sagt Christan Lorenz, Pressesprecher von RheinCargo.
Das Unternehmen regelt den Hafenumschlag an sieben Standorten am Rhein, unter anderem in Köln. Die Situation von 2018 beschreibt er so:
"Die Binnenschifffahrt ist damals von einem Extrem ins andere Extrem gefallen. Im Januar, Februar war Hochwasser und ab Ende April gings los mit der Trockenheit und der Niedrigwasserphase."
Der Rhein ist ein Spezialfall
Die Folge war, dass der Hafenumschlag um fast zwölf Prozent zurückging. Das Problem: Wetter ist immer und Langzeitprognosen sind im Prinzip unmöglich:
"Es ist nicht so, dass wir im Vorfeld planen können, in einem Monat schätzen wir, dass es eine Niedrigwasserphase gibt und fangen dann an umzudisponieren. Wir sind da natürlich Opfer der Gegebenheiten."
Bisher ist die Lage am Rhein allerdings gut. Der Pegel ist sogar ein bisschen höher als sonst um diese Jahreszeit, im Gegensatz zu Elbe, Weser und Oder. Dort herrscht zur Zeit Niedrigwasser. Dazu muss man wissen: Der Rhein ist ein Spezialfall. Schmelzwasser der Alpen füllt seinen Wasserbestand im Juni bis das gesamte Gletscherwasser abgetaut ist. Dann kann sich die Situation im Laufe des Sommers allerdings noch ändern:
"Das heißt also, wenn wir dasselbe heiße, trockene Wetter bekommen wie im letzten Jahr, dann werden in diesem Jahr noch niedrigere Wasserstände und –abflüsse vorfinden."
erklärt Jörg-Uwe Belz von der Bundesanstalt für Gewässerkunde. Für das Institut analysiert er bundesweit die Wasserstände, insbesondere bei extremen Zuständen wie Niedrigwasser. Seine Langzeitprognose fällt nüchtern aus: ab 2050 könnten Hitze und lange Niedrigwasserperioden zum Normalfall werden:
"Quasi wäre das Jahr 2018 ein Spiegel dessen gewesen, was wir in der zweiten Jahrhunderthälfte zu vergegenwärtigen haben, was unsere Modellrechnungen ergeben haben."
Transport der Waren lief verstärkt über Züge
Die Unternehmen bereiten sich unterschiedlich darauf vor. BASF hat den Anteil an Schiffen erhöht, die auch bei sehr niedrigen Wasserständen fahren können und RheinCargo setzt auf Flexibilität bei den Transportwegen - unabhängig vom Wasser.
"Die Verknüpfung von allen Verkehrsträgern. Sprich: Straße, Schiene und Wasserstraße. Das heißt, in Köln ist es möglich, dass Schiffe Ladung bringen und die dann auf die Schiene umladen lassen beziehungsweise auf den LKW."
Auf diese Weise konnte das Unternehmen im letzten Jahr größere Verluste verhindern. Der Transport der Waren lief verstärkt über Züge und LKWs statt. Aus ökologischen und planerischen Gründen wolle das Unternehmen trotzdem nicht auf die Binnenschifffahrt verzichten, denn: Für so viel Ware, die ein modernes Containerschiff transportieren kann, braucht man auf der Straße 250 LKWs. Das wäre Wahnsinn, sagt Christian Lorenz.