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Hitzewelle
Tote Äschen im Bodensee sorgen für Streit

Auch die Fische leiden unter der Hitzewelle, ab Wassertemperaturen von 25, 26 Grad wird es für viele Arten kritisch. Der Rhein entspringt in den Schweizer Alpen und speist den Bodensee, bevor er Deutschland durchquert. Dort sind bereits mehrere Tausend Äschen verendet. Das sorgt für Unmut.

Von Thomas Wagner | 07.08.2018
    Eine tote Äsche im Rhein, am Montag, 6.8.2018, in Neuhausen, Schweiz. Das massenhafte Fischsterben hat aufgrund der Hitze begonnen. Ab 23 Grad zeigen Kaltwasserfische wie Äschen Stresssymptome.
    Klar, sauber und kühl muss das Wasser sein, damit die in ihrem Bestand gefährdete Äsche überleben kann (picture alliance / KEYSTONE / Melanie Duchene)
    Wenn wir Menschen uns bei der aktuellen Hitzewelle mal abkühlen wollen - ganz klar: Dann gehen wir schwimmen. Da sollte man denken: Fische haben es vergleichsweise gut. Schließlich können sie die ganze Zeit im Wasser paddeln und müssen nicht in heißen Büros oder Fabrikhallen schuften. Doch die Wahrheit sieht anders aus: Auch die Fische leiden unter der Hitzewelle. Am Rhein liegen die Wassertemperaturen bei 26 bis 27 Grad - viel zu hoch für viele Fischarten. Auf Schweizer Seite des Bodensees sind wegen der anhaltend hohen Temperaturen bereits mehrere Tausend Fische verendet; eine Tonne toter Fische seien geborgen worden, meldet der Schweizer Fischereiverband. Wie sieht es am gesamten Bodensee aus, durch die Grenze zwischen Deutschland und der Schweiz verläuft? Thomas Wagner fasst die Situation zusammen.
    Droht jetzt im gesamten Bodensee ein allgemeines Fische-Sterben?
    Nein, das kann man so nicht sagen. Man muss den Bodensee differenziert betrachten: Am Obersee, der den größten Anteil an der Fläche hat, ist es bis zu 250 Meter tief. Die unteren Wasserschichten sind trotz der Hitze oben immer noch kühl. Viele Fische begeben sich dorthin. Ihnen droht also keine Gefahr. Nach den Beobachtungen von Alexander Brinker von der baden-württembergischen Fischereiforschungsstelle Langenargen sieht es aber am Untersee, dem südwestlichen Arm des Bodensees, anders aus. Dort ist es weitaus weniger tief. Vereinzelt wurden tote Aale gefunden. Vor allem aber seien dort viele Äschen aufgrund der Hitze zu Tode gekommen.
    Trotzdem ist es jetzt zwischen den Schweizer und den deutschen Berufsfischern am Bodensee zum Streit über den Umgang mit der Situation gekommen. Worum geht es dabei?
    Die Schweizer Berufsfischer werfen ihren deutschen Kollegen vor, ausgerechnet Äschen, die von der Hitze ohnehin bedroht sind, abzufischen. Dabei sei es wichtig, den Äschenbestand zu halten. Tatsächlich aber, so Alexander Brinkmann von der Fischereiforschungsstelle Langenargen, wurde der Streit von einem einzigen deutschen Berufsfischer ausgelöst. Dieser habe tatsächlich acht Äschen gefangen und die Fische danach wohl auch an Restaurants verkauft. Das an sich dürfe eigentlich noch keinen Riesenstreit auslösen.
    Die Schweiz hat ein Pilotprojekt gestartet: Spezielle Kühlwasser-Becken für Fische in Hitzeperioden. Gibt es so etwas auch auf deutscher Seite?
    Dabei handelt es sich um ein Pilotprojekt – und auf das schaut man auch von deutscher Seite aus interessiert drauf. "Das könnte ein geeignetes Mittel sein, um die Äsche bei Hitze zu schützen," so Alexander Brinker von der Fischereiforschungsstelle Langenargen. Doch auch auf deutscher Seite laufen entsprechende Versuche, um hitzeempfindliche Fische wie die Äsche zu schützen, beispielsweise mit so genannter ‚Beschattungs-Vegetation‘ im Uferbereich und an den Zuflüssen.