Es ist ein Vorprogramm, das so gar nicht in die Zeit passen will. Es beginnt mit einer Messe in der Basilika für die Spieler und dem Auftritt von Trompetern in Uniform in der Wandelhalle unter der goldenen Kuppe des Hauptgebäudes der Universität.
Dann marschieren sie ein: die Gladiatoren in ihren frisch geputzten, vergoldeten Helmen. Begleitet von der Marschkapelle, den Cheerleadern und dem rhythmischen Stakkato der Fans: "Here come the Irish”.
"Spielt heute wie ein Champion”, ist ihr Motto. Eine Anspruchshaltung, die hier in dem kleinen Städtchen South Bend am Lake Michigan zu elf amerikanischen Meisterschaften geführt hat.
Notre Dame ist eine katholische Universität. Die sollte einst vor allem die erzieherischen Prinzipien jener Glaubenslehre verbreiten, wie sie vom französischen Priester Édouard Sorin in der Mitte des 19. Jahrhunderts bei der Gründung verankert wurden. Aber das gilt so nur noch zum Teil. Denn seit fast hundert Jahren zehrt man hier von einem ebenso großen Glaubensgrundsatz. Von einem, der sich in einer uramerikanischen Besessenheit auslebt.
Den Katechismus für diese Symbiose hatte man in den zwanziger Jahren entdeckt, als der ehemalige Spieler Knute Rockne zum Trainer ernannt wurde und Notre Dame zum Besten formte, was es damals gab:
"But don’t forget, men. We are going to get them. We go, go, go, go. We are not going to stop until we get to that goal line. They can’t lick us. Fight, fight, fight, fight...."
"The Fighting Irish”, wie sie sich selbst nennen, sie können allerdings mit mehr als nur einer lange Liste von Erfolgen aufwarten. Sie sind so etwas wie das Symbol für all die Ideale geworden, für die der brutal harte Mannschaftssport im amerikanischen Bildungswesen steht. Teamgeist, Unterordnung, Fitness, Disziplin und jene Prise Metaphysik, wie sie das Wandgemälde gleich hinter dem Stadion dokumentiert. Da schwebt über allem anderen eine riesige Darstellung von Jesus mit hochgereckten Armen. "Touchdown Jesus” wurde das Bild getauft. Der Grund: Mit der gleichen Geste signalisieren Schiedsrichter im Football einen Punktgewinn.
Wie so oft in den USA war Hollywood an der Mythologisierung nicht ganz unschuldig. "Knute Rockne - All-American” lautete der Titel des Films, der 1940 damit begann. Mit einem jungen Ronald Reagan in der Rolle des begnadeten Spielers George Gipp. Einer tragischen Figur, der mitten in der Saison auf dem Sterbebett den Trainer darum bittet, den Jungs etwas auszurichten.
""Rock, some day, when the team’s up against it and the breaks are up beating up the boys, ask them to go in there with all they've got and win just one for the Gipper.”"
Der Spitzname – "the Gipper” – begleitete den späteren Politiker bis ins Weiße Haus. Kurz danach wurde eine andere Notre-Dame-Karriere auf die Leinwand gebracht. Diesmal ging es um Rudy Ruettiger, einen Spieler, der es im letzten Match seiner College-Laufbahn schafft, in die Mannschaft eingewechselt zu werden.
Der klassische Notre Dame-Footballspieler allerdings war ein Quarterback, der später als Profi bei den San Francisco 49ers viermal den Super Bowl gewann. Joe Montana. Berühmt für seine Coolness und Nervenstärke. Auch in Notre Dame, 1977 zum Beispiel, als er sich von der Reservebank aus in die Mannschaft kämpfte und ihr half, die Collegemeisterschaft zu gewinnen. Man nannte ihn danach "The Comeback Kid”.
Eine Charaktereigenschaft, die wohl für die gesamte Football-Abteilung zutrifft. Denn zur Zeit erlebt Notre Dame in dieser Saison nach 20 Jahren Mittelmaß eine Art Wiederauferstehung. Das werden am Montag – im Finale um die Meisterschaft – bei der Liveübertragung aus Miami vermutlich Millionen von Amerikanern zelebrieren. Nicht nur die Hardcore-Fans. Gegner im Endspiel ist die Universität Alabama – der Titelverteidiger und ebenfalls eine Traditionsmannschaft. Aber anders als das ungeschlagene Team von Notre Dame in dieser Saison mit einer Niederlage belastet.
Trotz dieser Bilanz und der breiten Sympathiewelle für die Mannschaft von Cheftrainer Brian Kelly ist Alabama bei den Buchmachern eindeutiger Favorit. An so etwas ist man allerdings in South Bend inzwischen gewöhnt, meint Defensive Lineman Louis Nix, ein Ausnahmetalent mit großen Profiambitionen.
""Oklahoma war angeblich besser. South California war angeblich besser. Wir wissen, was die Leute denken. Wir sind Notre Dame. Keiner traut uns irgendetwas zu. Wir gelten als überschätzt.”"
Dann marschieren sie ein: die Gladiatoren in ihren frisch geputzten, vergoldeten Helmen. Begleitet von der Marschkapelle, den Cheerleadern und dem rhythmischen Stakkato der Fans: "Here come the Irish”.
"Spielt heute wie ein Champion”, ist ihr Motto. Eine Anspruchshaltung, die hier in dem kleinen Städtchen South Bend am Lake Michigan zu elf amerikanischen Meisterschaften geführt hat.
Notre Dame ist eine katholische Universität. Die sollte einst vor allem die erzieherischen Prinzipien jener Glaubenslehre verbreiten, wie sie vom französischen Priester Édouard Sorin in der Mitte des 19. Jahrhunderts bei der Gründung verankert wurden. Aber das gilt so nur noch zum Teil. Denn seit fast hundert Jahren zehrt man hier von einem ebenso großen Glaubensgrundsatz. Von einem, der sich in einer uramerikanischen Besessenheit auslebt.
Den Katechismus für diese Symbiose hatte man in den zwanziger Jahren entdeckt, als der ehemalige Spieler Knute Rockne zum Trainer ernannt wurde und Notre Dame zum Besten formte, was es damals gab:
"But don’t forget, men. We are going to get them. We go, go, go, go. We are not going to stop until we get to that goal line. They can’t lick us. Fight, fight, fight, fight...."
"The Fighting Irish”, wie sie sich selbst nennen, sie können allerdings mit mehr als nur einer lange Liste von Erfolgen aufwarten. Sie sind so etwas wie das Symbol für all die Ideale geworden, für die der brutal harte Mannschaftssport im amerikanischen Bildungswesen steht. Teamgeist, Unterordnung, Fitness, Disziplin und jene Prise Metaphysik, wie sie das Wandgemälde gleich hinter dem Stadion dokumentiert. Da schwebt über allem anderen eine riesige Darstellung von Jesus mit hochgereckten Armen. "Touchdown Jesus” wurde das Bild getauft. Der Grund: Mit der gleichen Geste signalisieren Schiedsrichter im Football einen Punktgewinn.
Wie so oft in den USA war Hollywood an der Mythologisierung nicht ganz unschuldig. "Knute Rockne - All-American” lautete der Titel des Films, der 1940 damit begann. Mit einem jungen Ronald Reagan in der Rolle des begnadeten Spielers George Gipp. Einer tragischen Figur, der mitten in der Saison auf dem Sterbebett den Trainer darum bittet, den Jungs etwas auszurichten.
""Rock, some day, when the team’s up against it and the breaks are up beating up the boys, ask them to go in there with all they've got and win just one for the Gipper.”"
Der Spitzname – "the Gipper” – begleitete den späteren Politiker bis ins Weiße Haus. Kurz danach wurde eine andere Notre-Dame-Karriere auf die Leinwand gebracht. Diesmal ging es um Rudy Ruettiger, einen Spieler, der es im letzten Match seiner College-Laufbahn schafft, in die Mannschaft eingewechselt zu werden.
Der klassische Notre Dame-Footballspieler allerdings war ein Quarterback, der später als Profi bei den San Francisco 49ers viermal den Super Bowl gewann. Joe Montana. Berühmt für seine Coolness und Nervenstärke. Auch in Notre Dame, 1977 zum Beispiel, als er sich von der Reservebank aus in die Mannschaft kämpfte und ihr half, die Collegemeisterschaft zu gewinnen. Man nannte ihn danach "The Comeback Kid”.
Eine Charaktereigenschaft, die wohl für die gesamte Football-Abteilung zutrifft. Denn zur Zeit erlebt Notre Dame in dieser Saison nach 20 Jahren Mittelmaß eine Art Wiederauferstehung. Das werden am Montag – im Finale um die Meisterschaft – bei der Liveübertragung aus Miami vermutlich Millionen von Amerikanern zelebrieren. Nicht nur die Hardcore-Fans. Gegner im Endspiel ist die Universität Alabama – der Titelverteidiger und ebenfalls eine Traditionsmannschaft. Aber anders als das ungeschlagene Team von Notre Dame in dieser Saison mit einer Niederlage belastet.
Trotz dieser Bilanz und der breiten Sympathiewelle für die Mannschaft von Cheftrainer Brian Kelly ist Alabama bei den Buchmachern eindeutiger Favorit. An so etwas ist man allerdings in South Bend inzwischen gewöhnt, meint Defensive Lineman Louis Nix, ein Ausnahmetalent mit großen Profiambitionen.
""Oklahoma war angeblich besser. South California war angeblich besser. Wir wissen, was die Leute denken. Wir sind Notre Dame. Keiner traut uns irgendetwas zu. Wir gelten als überschätzt.”"