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Hochleistungssportler Fledermaus

Biologie. - Die Fledermaus-Echoortung zählt zu den ersten biologischen Vorbildern, die als Radarsysteme auch technisch umgesetzt wurden. Ausgereizt sind die Sinne der Fledermaus für die Ingenieure aber noch lange nicht. Wissenschaftler fanden heraus, dass Fledermäuse hoch spezialisierte Systeme für unterschiedliche Einsatzbereiche besitzen.

    Manche Fledermäuse lauschen eher passiv auf Geräusche einer Beute, so Professor Manfred Kössl vom Zoologischen Institut der Universität Frankfurt: "Dann gibt es aber auch Fledermäuse, die sich darauf spezialisiert haben, fliegende Insekten zu fangen. Ein Großteil dieser Fledermäuse verwendet Echo-Ortungsrufe, die sehr kurz und breitbandig sind." Mit diesen klickähnlichen Rufen können die Tiere schnell und zuverlässig die Entfernung zur Beute schätzen - allerdings nur, wenn die Beute nicht zwischen den Blättern eines Baums versteckt ist. Denn die Blätter klingen für die "Breitband-Fledermäuse" genauso wie ein Beuteinsekt. Fledermäuse, die zur Ortung nur in einer Tonhöhe rufen, sind hier im Vorteil. Sie können anhand des Doppler-Effekts nicht nur die Abstände, sondern auch Bewegungen ihrer künftigen Opfer wahrnehmen. Was sich auf die Fledermaus zu bewegt, klingt höher, was sich wegbewegt, klingt tiefer - ganz so wie sich ein vorüberfahrendes Auto je nach Richtung zum Passanten anders anhört.

    Die Fledermäuse können sogar den Flügelschlag eines Insekt als eine Bewegung orten, die modulierte Echos erzeugt, so Kössl: "Wenn das Echo nicht rein klingt, dann weiß die Fledermaus, das ist kein Blatt, das dieses Echo zurückwirft, sondern ein flügelschlagendes Insekt." Diese Echos sind allerdings nur minimal moduliert. Warum manche Fledermäuse es dennoch hören können, haben Kössl und seine Kollegen untersucht: "So ähnlich wie wir Menschen im Auge eine Fovea haben, eine Stelle des schärfsten Sehens, haben manche Fledermäuse eine Stelle des schärfsten Hörens. Sie können vor allem die Tonhöhen ihres eigenen Echo-Ortungsrufs sehr viel besser wahrnehmen und von anderen Tonhöhen unterscheiden als jeder andere Säuger." In der Wahrnehmung feinster Tonhöhenunterschiede sind diese Tiere wahre Höchstleistungsathleten. Ohren können nicht nur Schall empfangen, sondern auch aussenden. Wenn die Sinneszellen des Innenohres von Schallwellen zur Bewegung angeregt werden, beginnen sie, sich mitzubewegen, und verstärken so den Schallreiz. Diese so genannte otoakustische Emission riefen die Forscher sie gezielt hervor, indem sie den Fledermäusen besonders leise Töne präsentierten. Je leiser ein Ton ist, der das Ohr zum Klirren bringt, umso besser kann dessen Frequenz gehört werden. Im Bereich des schärfsten Hörens sind die Fledermäuse nicht bloß besser als alle anderen Säugetiere, sie scheinen dort sogar eine Art Resonanzmechanismus entwickelt zu haben, der das Ohr so leistungsfähig macht.

    [Quelle: Andrea Vogel]