
Im Jeep geht die Fahrt durch den nepalesischen Distrikt Sindhupalchok. Die Region wurde durch das Erdbeben schwer getroffen, sie lag nahe des Epizentrums. Zehntausende Bauten wurden zerstört. Auch ein Jahr nach der Katastrophe sind etwa 80% aller Unterkünfte temporär: Verschläge aus Bambus, Wellblech und Kunststoffplanen. Auch die 21jährige Davida Giri hat ihr Haus verloren, in dem sie zusammen mit ihren drei Geschwistern, den Eltern und der Großmutter lebte.
"Zu Hause konnte ich gut lernen, lesen – mich auf mein Studium der Erziehungswissenschaften konzentrieren."
"Zu Hause konnte ich gut lernen, lesen – mich auf mein Studium der Erziehungswissenschaften konzentrieren."
Jetzt haust die siebenköpfige Familie in einer fensterlosen Hütte. Auf 20qm stehen vier Betten, ein Herd, zig Säcke und Tüten. Nicht ein Stuhl, kein Tisch.
"Ich kann mir hier nur schlecht konzentrieren. Das Haus ist kümmerlich und wir haben keine anständigen Mahlzeiten."
Auf Räume ihres Colleges kann Davida Giri zum Lernen nicht ausweichen. Die Hochschule ist stark beschädigt. So wie 95% der Bildungseinrichtungen im Distrikt.
"Wir harren in Zelten und Hütten aus, das Erdbeben hat unsere Räume zerstört."
Verteilung der Hilfsgelder läuft schleppend
Der Unterricht findet seit dem Erdbeben für zehntausende Studierende in temporären Bauten statt. Wer beim Wiederaufbau auf staatliche Hilfe angewiesen ist, und das sind 90% aller öffentlichen Bildungseinrichtungen, der wird sich an den Unterricht in Verschlägen gewöhnen müssen. Die nepalesische Regierung schafft es nicht, sich über die Verteilung der Hilfsgelder zu einigen. Und so lange fließt kein Geld für den Wiederaufbau. Anders sieht es bei privaten Hochschulen aus, die jeder, der es sich leisten kann, besucht. Sie haben Gelder unter den Studierenden gesammelt und sind größtenteils wieder voll intakt.
Auch in der Hauptstadt Katmandu hat das Erdbeben zig Schulen und Hochschulen beschädigt oder dem Erdboden gleich gemacht, darunter das Gebäude der Zentralbibliothek der Tribhuvan Universität. Zahlreiche Risse durchziehen die Wände der größten Bibliothek Nepals. In vielen Ecken türmen sich meterhohe Bücherhaufen. Mal liegen kaputte Stühle und verbogene Stahlregale dazwischen. An einem Tisch kniet über einem kleinen Bücherhaufen Shishma Barkey.
"Ich bin Doktorandin in Darjeeling, und ich bin hierher gekommen, um Fachliteratur zu sichten."
Auch in der Hauptstadt Katmandu hat das Erdbeben zig Schulen und Hochschulen beschädigt oder dem Erdboden gleich gemacht, darunter das Gebäude der Zentralbibliothek der Tribhuvan Universität. Zahlreiche Risse durchziehen die Wände der größten Bibliothek Nepals. In vielen Ecken türmen sich meterhohe Bücherhaufen. Mal liegen kaputte Stühle und verbogene Stahlregale dazwischen. An einem Tisch kniet über einem kleinen Bücherhaufen Shishma Barkey.
"Ich bin Doktorandin in Darjeeling, und ich bin hierher gekommen, um Fachliteratur zu sichten."
Die im Katalog recherchierten Bücher lassen sich allerdings nicht finden.
"Es ist so ein Chaos. Nicht mehr als dies hier ist übrig. Es macht mich traurig, das zu sehen."
Viele Studierende sind traumatisiert
Größer als die Schäden an der Infrastruktur der noch relativ glimpflich davon gekommenen Tribhuvan Universität sind die Narben, die das Erdbeben bei den Menschen hinterlassen hat. Viele Studierende sind traumatisiert.
"Wenn ich zu Hause bin, besonders abends, wenn ich studieren möchte, kommt eine diffuse Angst auf. Sie stört meine Konzentration. Auch wenn ich in der Uni bin habe ich Angst, dass ein gewaltiges Nachbeben kommen wird."
"Wenn ich zu Hause bin, besonders abends, wenn ich studieren möchte, kommt eine diffuse Angst auf. Sie stört meine Konzentration. Auch wenn ich in der Uni bin habe ich Angst, dass ein gewaltiges Nachbeben kommen wird."
Die Angst vor einem weiteren großen Erdbeben in Nepal, wie es einige Seismologen voraussagen, ist unter Studierenden allgegenwärtig. Insbesondere in Katmandu. Manche Eltern aus umliegenden Regionen verbieten es ihren Kindern, in der Hauptstadt zu studieren, auch wenn das Studienangebot hier am besten ist. Der 25-Jährige Akklissar Rirdnagar trotzt den Warnungen seiner Eltern, anders als eine seiner ehemaligen Studienkolleginnen.
"Eine Freundin, die letztes Jahr mit mir im Bachelor war, wurde von ihren Eltern gedrängt, anderswo zu studieren. 'Warum willst Du nach Katmandu gehen, dort bebt die Erde ständig!'"
"Eine Freundin, die letztes Jahr mit mir im Bachelor war, wurde von ihren Eltern gedrängt, anderswo zu studieren. 'Warum willst Du nach Katmandu gehen, dort bebt die Erde ständig!'"
Nach wie vor bringen starke Nachbeben regelmäßig Böden und Wände von Gebäuden zum Wackeln, lösen Panik unter den Studierenden aus, unterbrechen den Unterricht. Auch ein Jahr nach der Katastrophe bleiben nepalesische Studierende innerlich und äußerlich vom Erdbeben durchgeschüttelt.