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Hochschulen in Sachsen-Anhalt sollen stärker kooperieren

Sachsen-Anhalts Hochschulen sollen sich stärker auf ihre Stärken konzentrieren und mehr kooperieren. So lautet die Empfehlung des Wissenschaftsrates an das Land, das zuletzt in der Hochschulpolitik einen drastischen Sparkurs eingeschlagen hatte.

Von Carmen Woisczyk | 12.07.2013
    Positiv am Hochschulsystem in Sachsen-Anhalt bewertet der Wissenschaftsrat vor allem die Naturwissenschaften, sowie den Sozial- und Geisteswissenschaften in Halle. Auch die Ingenieurswissenschaften und die Medizin in Magdeburg und das Angebot an den Fachhochschulen gehören zu den Stärken der Hochschullandschaft, sagt Professor Dr. Manfred Prenzel, der Leiter der zuständigen Arbeitsgruppe des Wissenschaftsrates. Doch es gebe auch Schwächen, dazu gehöre die Qualität der Studiengänge.

    "Bei der Qualität der Studiengänge gibt es Bedenken, was die Ausdifferenzierung des Studienangebots betrifft. Es gibt viele Studienangebote, wo wenige Studierende studieren, vor allem im Bachelorbereich haben Sie 60 oder 70 Studiengänge, die dann eben, wenn es schlimm kommt, mit 100 Studierenden über die gesamten Semester vertreten sind, und dann hat man eine Situation, die wenig effizient ist."

    Der Rat empfiehlt, das Studienangebot zu konzentrieren und auf wenige grundlegende Bachelorstudiengänge zu verdichten, so Prenzel weiter. Das Bachelorangebot in anderen Bundesländern sei effizienter, da es weniger ausdifferenziert sei.

    "Da ist eher die Tendenz zu sagen, wir versuchen eher basale, disziplinorientierte Studiengänge anzubieten, die dann im Master deutlich ausdifferenziert mit interessanten Kombinationen angeboten werden können. Da sieht man in Sachsen Anhalt eine gegenläufige Tendenz."
    Ein Hinweis darauf, dass die Qualität der Lehre in Sachsen-Anhalt nicht stimmt, ist die Studiendauer, sagt Prenzel. Im bundesweiten Vergleich sei sie zu lang, es gebe zu viele Studierende jenseits der Regelstudienzeit. In der Folge würden die Studierendenzahlen steigen, und das sei eine unnötige finanzielle Belastung für die Universitäten. Wenn Hochschulen effizientere Studienbedingungen schaffen, dann können sie Kosten sparen. Zudem müsse man Kooperationen mit anderen Hochschulen ausbauen und vor allem die Barrieren zwischen Universitäten und Fachhochschulen überwinden. Der Wissenschaftsrat empfiehlt, in Sachsen Anhalt den Bereich Agrarwissenschaften zu fördern, weil es für das Land wichtig ist. Bei den kleinen Fächern sollten sich die Hochschulen dagegen mehr untereinander abstimmen.

    "Sodass eben das Angebot erreichbar da ist, aber eben nicht alle Universitäten kleine Fächer anbieten."

    Um Kosten zu senken und die stetig steigende Anzahl der Studenten bewältigen zu können, müsste die Wirtschaft stärker eingebunden werden. Eine Möglichkeit sei, Kooperationsplattformen einzurichten, an denen sich die umliegenden außeruniversitären Forschungseinrichtungen und die Wirtschaft beteiligen. Bei seiner Empfehlung heute für das Hochschulsystem in Sachsen Anhalt rät der Wissenschaftsrat dringend zu einer Umstrukturierung, so Prenzel. Das brauche jedoch Zeit. Es sei nicht sinnvoll und führe zu Problemen bei der Infrastruktur einer Universität, einen Studiengang sofort wegfallen zu lassen. Ein Zeitfenster von fünf bis sieben Jahren sei angemessen, um Qualität zu fördern, Kooperationen einzugehen und finanzielle Mittel einzuwerben. Deshalb dürfe das Land die Gelder für die Hochschulen nicht sofort kürzen, sagt Prenzel. Wesentlich für die Weiterentwicklung der gesamten deutschen Hochschullandschaft ist, dass sich die einzelnen Universitäten profilieren und mit Alleinstellungsmerkmalen werben, sagt Prenzel.

    "Sie können nicht mehr alles in der ganzen Breite abbilden, das geht heute nicht mehr. Und das ist ja auch für eine Landschaft wichtig, zu sagen, wir haben hier eine Uni, die bietet beispielsweise in den Geisteswissenschaften eine interessante Kombination an, und andere haben dann eher ein technisch-naturwissenschaftliches Profil, und in anderen ist die Wirtschaft oder die Kombination von Wirtschaft und Ingenieurwissenschaften ein Faktor, der den Standort auszeichnen könnte."