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Hochschulkonsens: Rückenwind von Demografen und Bildungsplanern

Demographische Studien nutzen Krankenkassen ebenso wie Sozialversicherungsträger, Stadtplaner oder Bildungsexperten. In Sachsen stehen Gespräche zwischen Landesregierung und Hochschulen zum Hochschulkonsens an. Eine heute vorgestellte Untersuchung zur Entwicklung der Studiennachfrage in Sachsen soll neuen Gesprächsstoff bieten.

    Wie viele Hochschulen Sachsen in Zukunft brauchen wird, darüber sind die Landesregierung Sachsen und die Spitzen der Hochschulen im Land seit Jahren zerstritten. Die Landesregierung will sparen und hat auch bereits das erste Sparprogramm in Gesetzesform gegossen. Bis 2004 wird danach in vielen Fachbereichen kräftig rationalisiert. Doch schon sind neue Verhandlungen über ein weiteres Sparpaket im Gange. Für Professor Achim Mehlhorn, Rektor der Technischen Universität Dresden, wird damit die Schmerzgrenze überschritten: "Auf der einen Seite ist ein weiteres Abbauszenario von Stellen bis 2010 nicht verantwortbar, weil wir dann die entsprechenden Strukturen noch mehr überlasten würden und sie zusammenbrächen. Aber wir fühlen natürlich eine Verpflichtung, bei einem Landeshaushalt, der tatsächlich in einer schwierigen Situation ist, in irgend einer Form auch Beiträge zu leisten, damit er nicht aus dem Ruder läuft." Die Landesregierung verteidigt ihre Sparpläne mit einer rückläufigen Geburtenzahl, doch dem widerspricht nun eine neue Studie der TU Dresden. Professor Andrä Wolter von der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät und Professor Rainer Winkel von der Fakultät für Architektur kommen zu dem Ergebnis, so Wolter: "Wir rechnen damit, dass es in den nächsten Jahren einen noch recht steilen Anstieg der Studienanfängerzahlen in Sachsen geben wird. Der Höhepunkt dieser Entwicklung wird in den Jahren 2007/2008 erreicht."

    Die Studie wertet mehrere Faktoren aus, vor allem die Wanderungsbewegungen der Abiturienten zwischen den Ländern. Während die Landesregierung ihre Berechungen im Jahr 2005 enden lässt, blicken die beiden Dresdner Wissenschaftler bis in das Jahr 2021. Denn wer dann ein Studium beginnt, ist heute schon geboren, argumentiert Wolter: "Es wird nach dem Jahr 2015 einen moderaten Anstieg bei den Studienanfängerzahlen in Sachsen geben, der sie auf ein Niveau zurückführt, wie wir es Mitte der 90er Jahre in Sachsen gehabt haben." Hochschulen müssen ohnehin immer einige Jahre im Voraus planen, um Studienanfängern auch die Gewähr geben zu können, dass sie ihr Fach zuende studieren können. Fantasie sei deshalb gefordert, sagt Rektor Mehlhorn: "Aber diese Fantasie, die traue ich uns zu."