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Hochschulquartett
Deutsche Universitäten: Chancen und Risiken der Exzellenzstrategie

Wer als Exzellenz-Universität ausgezeichnet wird, erhält nicht nur einen besonderen Titel, sondern auch Fördermittel in Millionenhöhe. Der Bewerber-Run auf die Geldtöpfe ist groß, der bürokratische und wissenschaftliche Aufwand ebenfalls. Doch nicht nur deshalb steht das Auswahlverfahren in der Kritik.

Moderation: Christian Floto | 27.12.2019
Die Uni Bonn ist 2019 mit dem Titel "Exzellenzuniversität" ausgezeichnet worden
Die Universität Bonn wurde 2019 zur Exzellenzuniversität erklärt (imago stock&people)
Seit November werden zehn deutsche Universitäten und der Berliner Univerbund als Exzellenz-Universitäten für sieben Jahre mit Zusatzmitteln zwischen zehn und 15 Millionen Euro jährlich belohnt. Sie sind als Gewinner aus dem im Juli 2019 abgeschlossenen Strategieverfahren hervorgegangen. Acht andere Universitäten, die ebenfalls die Mindestanforderung nach positiver Bewertung von mindestens zwei sogenannten Forschungsclustern erfüllten, gingen leer aus.
Exzellenz-Auswahlverfahren wirft Fragen auf
Die Fortsetzung der früheren Exzellenzinitiative und der Bewerber-Run auf die Geldtöpfe von Bund und Ländern – fast 400 Millionen Euro gibt es allein für die erfolgreichen Forschungsprojekte – werfen jedoch nach der erneuten Wiederholung des herausfordernden Wettbewerbs Fragen auf: Der Personal- und Sachaufwand, um sich alle paar Jahre neben der laufenden Forschungs- und Lehrtätigkeit etwas großartiges Neues auszudenken und über alle Hürden und Runden des Verfahrens zu vertreten, ist enorm. Diejenigen, deren Forschungscluster zwar hervorragend beurteilt und genehmigt wurden, die aber den Exzellenz-Titel dann doch nicht erringen konnten, werden schnell als "Loser" angesehen und auch von den eigenen Länderministerien nicht ohne Weiteres anders wahrgenommen.
Die Exzellenz-Universitäten 2019 im Überblick

- Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
- Universität Hamburg
- Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen
- die Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
- Universität Konstanz
- Ludwig-Maximilians-Universität München
- Technische Universität München
- Eberhard-Karls-Universität Tübingen
- Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
- Technische Universität Dresden
- Universitätsverbund Berlin.
Sind nach 15 Jahren Wettbewerb nicht die Leistungsdaten hinreichend bekannt, und ließe sich der Aufwand des gesamten Verfahrens nicht somit verringern? Außerdem: Was haben Wettbewerb und Aufwand tatsächlich gebracht: für Gewinner, aber auch für in der Endrunde dann nicht erfolgreichen Universitäten? Inwiefern hat die Lehre von dem Wettbewerb profitiert? Und haben die vielen Spitzennachwuchskräfte aus den hochrangigen Forschungsclustern wirklich eine einschlägige qualifizierte Chance in der Wissenschaft? Oder landen viele von ihnen dann doch in anderen Positionen? Zum Beispiel der freien Wirtschaft, für die es jedoch derartige Qualifikationsnachweise nicht zwingend gebraucht hätte?
Über die mit der Exzellenzstrategie verbundenen Fragen diskutieren im "Hochschulquartett":
- Professor Dr. Dr. h.c. Dieter Lenzen, Präsident der Exzellenz-Universität Hamburg
- Professor Dr. Peter A. Frensch, Vizepräsident für Forschung (VPF) der Humboldt-Universität Berlin
- Dr. Michael Kröher, Wissenschaftsredakteur ("manager magazin" sowie Initiator der Hall of fame der deutschen Forschung)
- Dr. Norbert Sack, Personal- und Unternehmensberater, Berlin
Eine Aufzeichnung vom 13. Dezember 2019.