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Hochschulquartett: Soziale Selektion oder gleiche Chance für alle?

Diskussion in Zusammenarbeit mit dem "manager magazin" und dem "Centrum für Hochschulentwicklung".

Moderation: Michael Kröher (manager magazin) und Christian Floto (Deutschlandfunk). |
    Das "Katholische Arbeiterkind vom Land" war in den 1950er- und 1960er-Jahren das Synonym für Bildungsferne sowie fehlende Aufstiegschancen. Fast unmöglich erschien die Teilhabe an "höherer Bildung", wie zum Beispiel ein Universitätsstudium.

    Auch heute noch – knapp 50 Jahre später - haben es Kinder aus bildungsfernen Schichten im deutschen Bildungswesen schwer: Zwar sind formal die Voraussetzungen, die Hochschulreife zu erwerben und ein Studium aufzunehmen, seit den 1970er-Jahren verbessert worden; die soziale Herkunft sowie das Bildungsniveau des Elternhauses entscheiden jedoch immer noch maßgeblich über die Aufnahme eines Studiums.

    Dies belegt auch die 19. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerkes, die im Frühjahr 2010 gemeinsam mit dem "Bundesministerium für Bildung und Forschung" (BMBF) und dem "Hochschul-Informations-System" (HIS) vorgestellt wurde: Die Zahl der sogenannten "Arbeiterkinder" unter den Studierenden ist zwar im Jahr 2009 wieder gestiegen, 59 Prozent der Studierenden - also nahezu jeder 2. Hochschüler - stammen jedoch aus "gehobenen Verhältnissen".

    Während von 100 Kindern aus Akademikerfamilien 71 ein Studium an einer Hochschule aufnehmen, sind es bei Nicht-Akademikern nur 24 von 100. Das BMBF sieht gegenüber der Sozialerhebung aus dem Jahr 2006 den Anteil der Studierenden aus bildungsfernen Elternhäusern signifikant gestiegen: Der Raum für "Bildungsaufstieg" nehme zu, es müsse jedoch weiter daran gearbeitet werden, die "Chancengerechtigkeit bei der Bildungsbeteiligung" zu erreichen. Der Bildungsstand der Eltern dürfe hierbei keine Rolle spielen, so das BMBF.

    Diese Einschätzung wird auch von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) bekräftigt, die ihre Aussagen auf internationale Vergleichsstudien stützt. "Von sozial offenen Hochschulen sind wir weit entfernt", meint der Präsident des Deutschen Studentenwerkes (DSW) Prof. Rolf Dobischat. Die grundlegende soziale Selektion im deutschen Hochschulsystem sei weiterhin erschreckend stabil, so der DSW-Chef weiter.
    Wo liegen die Ursachen für die großen demografischen Unterschiede in der "Bildungsteilhabe"? Findet an den Universitäten eine "soziale Selektion" statt? Wie ist es tatsächlich um die "Chancengleichheit" im Deutschen Hochschulwesen bestellt? Welche Aussichten haben Schulabgänger aus bildungsfernen Schichten im universitären Alltag und Hochschulabsolventen beim Berufsstart?

    Über das Thema "Soziale Selektion oder gleiche Chance für alle – wie gerecht ist unsere Praxis des Hochschulzugangs" diskutieren:

    • Thomas Sattelberger, Personalvorstand der Deutschen Telekom AG,
    • Dr. Jörg Dräger, Geschäftsführer des "Centrums für Hochschulentwicklung" (CHE),
    • Prof. Dieter Lenzen, Präsident der Universität Hamburg,
    • Prof. Jürgen Hesselbach, Präsident der TU-Braunschweig.

    Die Gesprächsleitung haben Michael Kröher (manager magazin) und Christian Floto (Deutschlandfunk).