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Hochschulsport
"Egal, aus welchem kulturellen Hintergrund man kommt"

An der Freien Universität Berlin wird diese Woche über Internationalisierung und Sport diskutiert. Sport könne bei der Integration helfen, denn das Runde müsse schließlich - unabhängig von der Sprache - ins Eckige, sagt der Direktor der Zentraleinrichtung Hochschulsport der FU, Jörg Förster, im Deutschlandfunk.

Jörg Förster im Gespräch mit Ulrike Burgwinkel | 03.06.2014
    Ein Fußballschuh angelegt auf einem Fußball.
    Hochschulsport bietet eine gute Chance, internationale Studenten zu integrieren. (dpa/Fredrik von Erichsen)
    Ulrike Burgwinkel: Um Internationalisierung und Sport geht es ab heute an der Freien Universität Berlin im Rahmen der Internationalen Erasmus-Woche 2014. Längst sind zum Beispiel Fußballvereine international aufgestellt, und ob es jetzt die ganz großen à la Bayern München oder die kleinen Dorf- oder Vorstadtvereine sind – ein Nationalitätengemisch findet man hier wie dort. Wie sieht es denn damit an den Hochschulen aus? Und welche Effekte kann ein, sagen wir mal, buntes Zusammenspiel im Hochschulsport haben? Meine Fragen gehen an den Direktor der Zentraleinrichtung Hochschulsport der FU, Jörg Förster. Guten Tag nach Berlin!
    Jörg Förster: Guten Tag!
    Burgwinkel: Herr Förster, zunächst mal: Wo ist denn die Schnittstelle zwischen dem europäischen Austauschprogramm Erasmus und dem Hochschulsport?
    Förster: Der Hochschulsport an der Freien Universität hat seine besondere Schnittstelle eben mit dem International Office der Freien Universität, denn die Freie Universität hat schon historisch bedingt eine besondere Beziehung zum Thema Internationalisierung. Das heißt, auch deswegen ist das Leitbild der Universität eben von dem Thema internationale Netzwerkuniversität geprägt. Und der Hochschulsport hat in seiner Zielvereinbarung mit der Hochschulleitung drin stehen, dass wir uns mit diesem Thema auseinandersetzen sollen und eben für die internationalen Studierenden, die inzwischen einen sehr großen Teil der Studierenden an der Freien Universität ausmachen, besondere Maßnahmen treffen sollen, um deren Integration in das Hochschulleben hier in Dahlem zu ermöglichen.
    Burgwinkel: Was hat denn diese Auseinandersetzung mit dem Thema erbracht an konkreten Vorschlägen?
    Förster: Letztendlich hat es erbracht, dass wir uns regelmäßig in Informationsveranstaltungen für diese international Studierenden einbringen. Das heißt, wenn die hier ihr Studium an der Universität aufnehmen, wird denen natürlich ein umfangreiches Informationsprogramm geboten, was die Universität ihnen alles bietet, und dazu gehört dann eben auch der Hochschulsport. Wir haben angefangen, bestimmte Kursangebote komplett in Englisch zu unterrichten, um eben ein möglichst niederschwelliges Einstiegsangebot zu schaffen. Und wir haben natürlich angefangen, auch unser Personal entsprechend zu qualifizieren oder eben auch auszuwählen. Das heißt, bei der Suche nach neuen Kurs- und Übungsleitern für das ja sehr umfangreiche Programm des Hochschulsports achten wir verstärkt darauf, dass diese Kursleiter auch in der Lage sind, die Angebote nach Möglichkeit in unterschiedlichen Sprachen zu unterrichten, um so auf die Bedürfnisse der internationalen Studierenden noch besser eingehen zu können und um diese eben besser integrieren zu können in den Kursablauf.
    Burgwinkel: Welche Rolle spielen denn diese Angebote bei der Integration von international Studierenden?
    Förster: Aus meiner Sicht eine sehr wichtige Rolle. Denn im Sport, da ist es eigentlich egal, aus welchem kulturellen Hintergrund man letztendlich kommt. Die Regeln in den meisten Sportarten sind universell, und da, wo es um Gesundheitssport geht, spielen kulturelle Unterschiede eben auch keine limitierenden Faktoren. Das heißt, Studierende kommen beim Thema Sport jenseits des Hörsaals auf einer Freizeitbasis zusammen, freiwillig auf einer Freizeitbasis zusammen, das ist ja auch ein sehr wichtiges Moment, entscheiden sich, miteinander etwas gemeinsam zu machen, und da spielen dann auch sprachliche Probleme möglicherweise eine deutlich geringere Rolle, weil letztendlich, um mal ein bekanntes Zitat zu bemühen, letztendlich ist es beim Fußball so, egal, welche Sprache man spricht, das Runde muss ins Eckige, und darüber kann man sich in der Regel schnell einigen. Und insofern finden die Studierenden über den Sport sehr schnell Anschluss zu ihren Kommilitonen aus Deutschland, und dieser Kontakt, der dann durch den Sport entsteht, der setzt sich dann eben auch über den Sport hinaus fort, was durchaus anders ist, als wenn man sich möglicherweise nur im Hörsaal gelegentlich begegnet. Wenn man gemeinsam mal Sport gemacht hat, gemeinsam mal geschwitzt hat, dann gibt es eine ganz andere Basis für Kommunikation, und dafür ist eben Sport die zentrale Grundlage.
    Burgwinkel: Nun, Herr Förster, sind Teilnehmer bei Ihnen im Moment in Berlin aus 15 verschiedenen Ländern, die tauschen sich aus über ihre Erfahrungen. Sind die denn wohl sehr unterschiedlich?
    Förster: Die sind sehr unterschiedlich, weil die Organisationsformen an den Hochschulen im europäischen Umfeld ja komplett unterschiedlich sind. Das heißt, wir haben hier Kollegen, die in International Offices arbeiten, die sich mit Erasmus-Programmen beschäftigen, die sich auch mit Sport beschäftigen. Wir haben auch Sportwissenschaftler dabei, die auf diese Art und Weise die Zusammenarbeit mit den eigenen Institutionen an der Hochschule verbessern wollen oder sich Ideen holen wollen. Aber wir haben natürlich auch Kolleginnen und Kollegen hier vor Ort, die in den Hochschulsporteinrichtungen an ihren Universitäten arbeiten und jetzt Ideen bekommen wollen, wie sie eben auf die anderen Institutionen an der Hochschule zugehen können, um aus dieser Kooperation heraus auch einen Benefit für die Programmgestaltung zu erfahren.
    Burgwinkel: Ich bedanke mich ganz herzlich! Das war Jörg Förster, er ist der Direktor der Zentraleinrichtung Hochschulsport der FU in Berlin. Ich wünsche Ihnen noch viel Erfolg, Herr Förster!
    Förster: Danke schön!
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.