Weder für Sachsen-Anhalts CDU-Wissenschaftsminister Hartmut Möllring noch für die Rektoren der Universitäten und Hochschulen des Landes gab es Blumen. Als man heute Vormittag im nüchternen Ratssaal der Magdeburger Otto von Guericke Universität, die im Rahmen des sogenannten Bernburger Friedens errungenen Einsparziele vertraglich besiegelt hat. Mit dabei: Armin Willingmann, Chef der Landesrektorenkonferenz.
"Ich darf ihnen sagen, für alle Rektoren gilt, das was jetzt in der Zielvereinbarung steht, ist der Mindeststandard der Finanzierung der Hochschulen, das ist sozusagen die Untergrenze."
Letztes Jahr haben sich die Rektoren mit der Landesregierung darauf geeinigt, dass die Hochschulen auf 1,5 Prozent ihres Haushalts jährlich verzichten. Bis 2019 sind das 24 Millionen Euro. Auch Udo Sträter war erschienen, der Rektor Martin Luther Universität Halle. Allerdings kann er bis heute nicht sagen, wo man Einsparungen vornehmen will - weshalb man vom Land bis zum Herbst eine Bedenkzeit bekommen hat.
"Wir sind noch mal in einen sinnvollen Diskussionsprozess eingetreten, über die Frage wie man Einsparziele erreichen kann. Welche Institute zu schließen sind, bis hin zur Frage, ob man die Strukturen auch anders verändern kann. Dafür brauchen wir noch ein bisschen Zeit."
Die Augen von Jens Strackeljahn, Rektor der Magdeburger Otto von Guericke Universität blitzen. Für ihn sei es komplett unverständlich, sagt er, dass die Landesregierung der Uni Halle einen Freibrief gegeben habe. Denn wenn sie keine Einsparungen vornehme, so Strackeljahn weiter, werde es für die Uni Halle als einzige Hochschuleinrichtung im Land keine Konsequenzen haben. Nachzulesen in den Zielvereinbarungen zwischen der Uni Halle und dem Land Sachsen-Anhalt. Das bedeute, sagt Rektor Strackeljahn, dass man in Halle weiter machen könne wie bisher, das Defizit würde weiter steigen, das dann alle Unis und Hochschulen künftig auszugleichen hätten. Strackeljahn ist zerknirscht.
"Und da stehen so ein paar Dinge drin, die Unschärfen bieten. Bei uns steht zum Beispiel ganz klar eine Zahl: 7,7 Millionen. An anderen Einrichtungen ist das unschärfer formuliert."
Gemeint ist die Martin Luther Universität Halle.
Der heutige Tag ist der Endpunkt eines fast zweijährigen Streits. Denn die Große Koalition in Sachsen-Anhalt - insbesondere CDU-Ministerpräsident Reiner Haseloff und sein Vize, der SPD-Finanzminister Jens Bullerjahn - wollten den Hochschulen ursprünglich 50 Millionen Euro entziehen. Das hätte einer Einsparung von etwa 100 Professuren entsprochen und wäre ungefähr so gewesen, als würde man die gesamte Magdeburger Universität auf einen Schlag schließen. Eine Protestwelle ungeahnten Ausmaßes rollte dann fast zwei Jahre lang über das Land.
Größte Kritikerin: Die frühere CDU-Wissenschaftsministerin Birgitta Wolff, die sich unmissverständlich gegen die Sparpläne aussprach, dafür aber vom Ministerpräsident Haseloff abgestraft und geschasst wurde. Ex-Ministerin Wolff wirkt auch heute noch ratlos.
"Ich war es halt nicht gewohnt, so Machtansagen zu bekommen. Die dann auch vom Ton relativ heftig rüberkamen von der Stimme her. Also auf Argumente reagiere ich eigentlich sehr gut. Aber das waren ja eigentlich die Argumente, die ich eher gebracht habe und dann kam er, ist mir egal, sieh zu wie du die Einsparvorgaben packst. Aber in einem Bereich, der 80 bis 85 Prozent Personalkosten hat geht das schlichtweg nicht."
Fast wäre an der Frage der Hochschulen die Große Koalition in Sachsen-Anhalt geplatzt. Der Hallenser Rektor Udo Sträter sagt, ihm habe der Streit deutlich gemacht, dass in der Landespolitik noch lange nicht verstanden werde, wie Hochschulen und Unis funktionieren.
"Ich bin hier gerne bereit kostenfreie Weiterbildung zu machen."
Ende gut, alles gut? Mitnichten. Denn der Imageschaden den die Unis und Hochschulen durch den etwa zwei Jahre lang erbittert geführten Hochschulstreit erlitten haben, sagen die Rektoren unisono, ist hoch und derzeit keinesfalls zu beziffern.