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Hochschulsystem mangelhaft

Wieder gab es schlechte Noten für Deutschland bei der OECD-Bildungsstudie. Diesmal waren die Hochschulen dran. Bei den längeren Ausbildungen habe Deutschland mit die höchsten Abrecherquoten, so der Befund. Der Parlamentarische Staatssekretär im Bildungsministerium kündigte einen Hochschulpakt zwischen Bund und Ländern an.

Von Jacqueline Boysen |
    Die Empfehlung der OECD an deutsche Bildungs- und Sozialpolitiker lässt an Deutlichkeit nicht zu wünschen übrig: Sie sollten nicht länger an unserem, aus dem 19. Jahrhundert stammenden Ausbildungssystem herumdoktern. Vielmehr gelte es, endlich auf grundlegend neue Fragen der Wissensgesellschaft zu antworten - und die Anpassung des deutschen Systems an internationale Standards voranzutreiben. Das sei bisher nicht ausreichend geschehen, so der klare Befund des Leiters der OECD-Studie, Andreas Schleicher.

    "Mit der Einführung von Bachelor und Master hat Deutschland wichtige Reformen eingeleitet und die Erfahrungen zeigen, dass ein differenziertes Angebot hilft, Hemmschwellen auszugleichen und schließlich ist es eine Möglichkeit , die hohen Abbrecherquoten zu senken. Bei den längeren Ausbildungen hat Deutschland die höchsten Abbrecherquoten überhaupt."

    Wieder gab es schlechte Noten für Deutschland bei der OECD-Bildungsstudie. Diesmal waren die Hochschulen dran. Bei den längeren Ausbildungen habe Deutschland mit die höchsten Abrecherquoten, so der Befund. Der Parlamentarische Staatssekretär im Bildungsministerium kündigte einen Hochschulpakt zwischen Bund und Ländern an.

    Obgleich das Bildungsniveau insgesamt in Deutschland noch vergleichsweise hoch sei und die Zahl der Hochschul- oder Fachhochschulabsolventen wachse, der Anteil an Hochqualifizierten bleibe hinter dem Bedarf zurück. Schleicher wiederholte seine Forderung nach differenzierten Studiengängen, vor allem aber plädiert der Pädagoge dafür, den Zugang zur Fachhochschule und zum Studium zu erleichtern. Nur so könne die soziale Ungerechtigkeit im deutschen System ausgeglichen werden. Denn auch die jüngsten Zahlen belegen: Abiturienten nehmen fast alle ein Studium auf und erhöhen damit ihre Chancen auf ein überdurchschnittliches Gehalt, wer aber schon in den ersten Jahren an der Schule nur mangelhafte Noten erreicht, dem bleibt auch später eine weiterführende Bildung und bessere Verdienstaussichten versagt.

    Ohnehin würden in Deutschland gerade einmal 12 Prozent der Bevölkerung Weiterbildungsprogramme nutzen - weit weniger als in anderen Staaten. Diejenigen, die Fortbildung besonders nötig hätten, bleiben davon ausgeschlossen. Hier kündigte denn auch der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesbildungsministerium, Andreas Storm an, Bürgern mit niedriger Grundbildung Brücken zu bauen zu intensiverer Fort- und Weiterbildung. Daneben habe er den Fachkräftemangel sowie steigende Studentenzahlen im Blick:

    "Dies ist Ausgangspunkt für Bund und Länder, hier gemeinsam bis zum Ende des Jahres einen Hochschulpakt zu schließen, um zu garantieren, dass man der steigenden Studentenzahl gerecht wird und eine leistungsfähige Forschung gewährt werden kann."

    Konkrete Zusagen indes machte der Vertreter des Bundesbildungsministeriums indes nicht. Dem Votum der OECD, die Durchlässigkeit des Systems zu erhöhen, schloss sich die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Ute Erdsiek-Rave heute an. Ziel müsse es sein, alle Begabungsreserven auszuschöpfen und dieses sei verbunden mit den materiellen Investitionen in Bildung

    "Die Herausforderung ist, die sinkenden Schülerzahlen und Kita-Plätze nicht zu nutzen für die Spardose der Finanzminister, es muss im Bildungssystem bleiben. Und es muss zu einer Bewältigung der Studierendenzahlen kommen und zu einer Erhaltung des Volumens von heute beitragen."

    Auch der Verband Bildung und Erziehung erinnerte die Bundesländer an ihre Verantwortung für die Qualität der Ausbildung. Wenn laut OECD-Prognose die Bildungsausgaben angesichts demographischer Veränderungen bis 2015 um 10 Prozent sinken werden, so dürfe dieses Geld nicht eingespart werden, wolle man Bildung in Deutschland wieder zum Edelstein machen.