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Hochschulwatch.de ist gestartet

"Macht Wirtschaft Uni", fragt Hochschulwatch.de auf der Startseite. Die Wikipedia-ähnliche Webseite will mehr Transparenz in die Finanzierung von Hochschulen bringen: Hinweise auf eine unzulässige Einflussnahme von Unternehmen sind ausdrücklich erwünscht.

Von Claudia van Laak | 24.01.2013
    Es sieht aus wie Wikipedia, ist erst seit heute online, wird aber schon kräftig genutzt und mit Beiträgen bestückt – das Online-Portal Hochschulwatch.de, eine gemeinsame Initiative der Tageszeitung taz, des Freien Zusammenschlusses der Studentenschaften fzs und Transparency International.

    "Wir haben die Sorge, dass die in unserem Grundgesetz garantierte Freiheit von Forschung und Lehre auf dem Altar von Wirtschaftsinteressen geopfert werden könnte,"

    … sagt Edda Müller, Vorsitzende von Transparency International. Sie nennt eine ganze Reihe von Beispielen. Da ist der Vertrag von Deutscher Bank und Technischer Universität Berlin, der mittlerweile ausgelaufen ist. Die von der Deutschen Bank finanzierten Stiftungsprofessuren durften nur im Einvernehmen mit dem Unternehmen besetzt werden – eine unübliche und unzulässige Einflussnahme. Außerdem durfte die Deutsche Bank auf dem Campus unentgeltlich um neue Mitarbeiter werben und sogar die Hauspost der Uni nutzen.
    Und da ist die Fachhochschule Würzburg, die ihre Hörsäle an Sponsoren verkauft.

    "Wir haben zum Beispiel an der Fachhochschule Würzburg den Aldi-Süd-Hörsaal, das heißt, Räume für die Lehre werden zu Werbeflächen von Unternehmen."

    Wie viel Geld Aldi für seinen Hörsaal bezahlt hat, ist öffentlich nicht bekannt, die Verträge zwischen Hochschulen und Unternehmen bleiben in der Regel unter Verschluss. Erik Marquardt vom FZS ist auch Mitglied im Kuratorium der Technischen Universität Berlin. Er kritisiert,

    "… dass man in den Gremien relativ schnell auf Grenzen stößt. Dass man da relativ große Schwierigkeiten hat, überhaupt festzustellen, was da das Forschungsziel ist. Das wird dann immer als Geschäftsgeheimnis abgetan und bei Kooperationsverträgen mit der Wirtschaft ist es nicht üblich, die offen zu legen. An der Hochschule ist es aber üblich, dass man sieht, was mit den Steuergeldern passiert. Das ist ein Konflikt, der eigentlich immer wieder auftaucht."

    Die Betreiber von Hochschulwatch.de hoffen nun auf die Schwarmintelligenz im Netz, darauf, dass Dozenten, Professoren und andere bislang unter Verschluss gehaltene Verträge zwischen Hochschulen und Unternehmen öffentlich machen. Hinweise auf eine unzulässige Einflussnahme von Unternehmen auf die Hochschulen sind ausdrücklich erwünscht. Vor der Veröffentlichung auf Hochschulwatch.de werde alles sorgfältig überprüft, verspricht die Tageszeitung taz.

    Für die Verträge zwischen Unternehmen und Hochschulen fordert
    Edda Müller von Transparency International:

    "Dass hier kein Einfluss genommen wird auf die Auswahl der Forschenden, zum Beispiel, in dem man sich ein Zustimmungsrecht ausbittet. Das Gleiche gilt für Stiftungsprofessuren. Dass die Besetzungen dieser Professuren wirklich nach den Regeln der Hochschule passieren und nicht an bestimmte Bedingungen vonseiten der Geldgeber geknüpft werden."

    Dabei sind den Betreibern von Hochschulwatch.de die Probleme der Universitäten und Fachhochschulen durchaus bekannt – die Zahl der Studierenden steigt, die Zuschüsse der Länder sind nahezu gleich geblieben. Um Finanzlücken zu stopfen, sind die Hochschulen verstärkt auf Drittmittelgeber und Sponsoren angewiesen – die Gefahr der versuchten Einflussnahme wächst.

    www.hochschulwatch.de