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Hochwasserbekämpfung

Im Rundfunk gehören sie mittlerweile wieder dazu wie die täglichen Verkehrsmeldungen: die Wasserstände der Flüsse. Denn schmelzender Schnee und strömender langanhaltender Regen haben viele Flüsse landauf, landab erneut über die Ufer treten lassen. Und in einigen Bundesländern ist inzwischen bereits ein politischer Streit darüber entbrannt, ob die jeweilige Landesregierung auch genug tut oder in der Vergangenheit getan hat zum Schutz vor Hochwasser. In Bayern beispielsweise wehrt sich der Umweltminister Werner Schnappauf gegen entsprechende Vorwürfe der SPD-Opposition. Sturm, Regen und Temperaturanstieg könne die bayrische Staatsregierung bislang nicht beeinflussen. Die Naturgewalten haben sich bisher dem politischen Handeln entzogen, so Schnappauf. Es täte der bayrischen SPD gut, mit der Kirche im Dorf zu bleiben, denn mit der Bodenversiegelung hat das Hochwasser nichts zu tun. Während das erste Argument mit dem Wetter sicherlich richtig ist, ist der Hinweis auf die Bodenversiegelung schlicht falsch. Denn natürlich können Versickerungsflächen dem Hochwasser die Spitze nehmen und in einigen Bundesländern werden entsprechende Entsiegelungsmaßnahmen sogar mit Geld gefördert. Allerdings sind dafür einige Voraussetzungen zu erfüllen.

Von Anke Ulke |
    Bei jedem Schauer läuft viel kostbares Regenwasser ungenutzt in die Kanalisation. Es kann nicht versickern, weil die entsprechenden Flächen fehlen und somit auch nicht das immer spärlicher werdende Grundwasser anreichern. Dazu kommen Überschwemmungskatastrophen nach Schneeschmelze und langen Regentagen, die die Kanalisation dann komplett überfordern. Je mehr Versickerungsmöglichkeiten es also für das Wasser gäbe, desto weniger käme es zu solch großen Wasserschwällen. Daher haben Städte und Gemeinden ein großes Interesse an umweltschonender Regenwasserversickerung, betont Ulrich Wagenhäuser, Umweltberater bei der Verbraucherberatung :

    In vielen Gegenden wird noch im Mischwassersystem entwässert, d.h. das Schmutzwasser aus Waschmaschine, Toilette usw. wird mit dem Regenwasser vermischt und beides muss dann in Kläranlagen aufwendig gereinigt werden und das ist teuer. Deswegen gibt es Bestreben der Kommunen oder auch des Landes möglichst viel von dem Regenwasser zu versickern. Zum andern auch um Grundwasser anzureichern, was die Trinkwasserversorgung wieder etwas preiswerter macht.

    Die Regenwasserentsorgung rechnen viele Kommunen zu den Abwassergebühren dazu. Zum Beispiel zahlt man in Dortmund pro Quadratmeter im Jahr 81 Cent und in Köln 1 Euro 10. Diese Kosten können sich Hauseigentümer sparen, wenn sie ihre Garagenzufahrt oder ihren Vorgartenweg mit versickerungsfreundlichem Ökopflaster befestigen. Als Anreiz gibt es Zuschüsse vom Land NRW: 15 Euro pro entsiegeltem Quadratmeter Fläche können sich Hausbesitzer auf Antrag dazu holen. Voraussetzung dafür: Eine Entsiegelungsfläche von mindestens 34 Quadratmetern, denn die Untergrenze für die Bewilligung liegt bei gut 511 Euro. Näheres steht im "Antrag auf Gewährung einer Zuwendung", den es bei örtlichen Tiefbau- oder Umweltämtern gibt und den man unbedingt vor den Baumaßnahmen stellen muss, betont Hans Schreiner, technischer Angestellter beim Tiefbauamt Dortmund. Und es kommen - je nach Boden - weitere Schwierigkeiten dazu:

    Dortmund hat allgemein einen schlecht versickerungsfähigen Boden, viel Lehmboden, der das Regenwasser schlecht durchläßt, dann gibt es Gegenden, da steht das Grundwasser sehr hoch, wo das Grundwasser hoch ist, kann man nichts mehr versickern, und es ist schon problematisch in Dortmund.

    Der Boden muss also grundsätzlich zur Versickerung geeignet sein. Dies kann man feststellen, indem man nach Anleitung eine kleine Grube aushebt, diese mit Wasser füllt und genau nach Plan beobachtet. Für eine größere Versickerungsanlage muss ein Bodengutachten erstellt werden. Weitere Punkte sind: Mindestabstand zu unterkellerten Gebäuden, Nachbargrundstücken und zum Grundwasser, und natürlich darf der Boden keinesfalls mit Schadstoffen belastet sein. Sind all diese Bedingungen erfüllt, wird dem Antrag stattgegeben und die Baumaßnahmen können beginnen.

    In manchen Gegenden ist die Gestaltung des Unterbaus besonders wichtig, beispielsweise im Mittelgebirge, wo es oft mehr Niederschläge gibt und auch eine Frostschutzschicht nötig ist. Die Dicke der Schotter- und Tragschichten und auch die Auswahl der Ökopflastersteine richten sich dann nach der Flächenbelastung und - je nachdem, ob ein Gartenweg, ein Parkplatz oder eine Garagenzufahrt ökologisch befestigt werden sollen, müssen unterschiedliche Steine und Untergrundmaterialien ausgewählt werden. Sickerungsfähige Betonsteine gibt es schon ab 10, 20 Euro den Quadratmeter. Und da hat man die Qual der Wahl. Gerd Mohn:

    Die Steine, die jetzt hier vorliegen sind alle aus Beton hergestellt, es gibt von der Farbgebung her unterschiedliche Farben, Sie sehen hier einen nuancierten Stein, der rot bis grau-anthrazit nuanciert ist, einen anthraziten Stein, einen grauen, diese Steine werden im Prinzip durchgefärbt, das heißt. der Beton wird vor der Herstellung rot gefärbt. Die Unterschiede sind groß, wir haben einen Stein, der mit einem Einkornbeton gegossen ist, ähnlich wie beim Unterbau fehlen wieder die Feinanteile im Beton, so dass hier ein großer Luftraum entsteht, ähnlich wie ein Schwamm, der das Wasser durchlässt.

    Ob grobe oder feine Steine, Steine mit Fugen oder Rinnen oder besonders schöne - und teure Natursteine - allen ist gemeinsam, dass Regenwasser gut durch sie versickern kann. Selbstverständlich muss die Pflege des Ökopflasters sein: Denn je feiner das Korn, desto besser muss man reinigen, denn sonst ist die grundwasserfreundliche Maßnahme schon nach wenigen Jahren mit Staub und Schmutz zugedeckt und vom ursprünglichen Effekt ist nichts mehr übrig.

    Infos: Bei allen Umwelt-/Tiefbauämter der Städte und Gemeinden und den Verbraucherberatungen

    Literatur (z.B.): Dortmunder Beiträge zur Umweltplanung "Ökologie im Wohnungsbau - Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung" Hg.: Stadt Dortmund, Umweltamt Katharinenstr. 12 44122 Dortmund;

    "Entsiegeln und versickern" (1993), Hessisches Umweltministerium Referat Presse und Öffentlichkeitsarbeit Postfach 3109 65021 Wiesbaden