
Es sind riesige Datensätze, mit denen Brenden Jongmann von der Freien Universität Amsterdam und seine Kollegen ihre Computer gefüttert haben. Sie enthalten die globalen Regenfälle und die Entwicklung der Weltbevölkerung zwischen 1980 und 2010. Heraus kam ein Modell, das zeigt, welche Regionen wann möglicherweise überflutet wurden und wie viele Menschen dort wohnten. Dieses Modell verglichen die Forscher dann mit dem Datensatz der Münchner Rückversicherungsgesellschaft über die zwischen 1980 und 2010 weltweit wirklich aufgetretenen Schäden durch Überflutungen.
"Wir konnten zeigen, dass die weltweite Verwundbarkeit gegenüber Überflutungen abgenommen hat, und zwar besonders in Ländern mit niedrigem Einkommen. Diese Länder können heute besser mit Flutkatastrophen umgehen. Das zeigt sich in weniger Todesfällen und einem geringeren wirtschaftlichen Schaden durch die Fluten."
Bessere Deiche, mehr Frühwarnsysteme
So sei in den vergangenen Jahrzehnten viel in den Hochwasserschutz investiert worden. Zahlreiche Deiche und Fluttore schützen die Menschen heute sicherer als noch vor 30 Jahren. Und die Gesundheitsversorgung habe sich gerade in den armen Ländern verbessert, sagt der Forscher. Flutopfer könnten so schneller gerettet und behandelt werden. Außerdem haben viele Länder ihre Frühwarnsysteme ausgebaut.
"Das ist die in jedem Fall beste Option: ein guter meteorologischer Dienst, der die Wettermuster versteht, richtig interpretiert und rechtzeitig vor einer Flut warnen kann. Deshalb ist es so wichtig, gerade in Entwicklungsländern die Wetterdienste zu fördern. Und dann ist die Kommunikation sehr wichtig. Sie müssen den Wetterbericht für die Leute übersetzen in konkrete Handlungsanweisungen. Wenn die Menschen hören, dass eine Flut kommt, müssen sie wissen, was zu tun ist, wie sie sich selbst und ihr Eigentum schützen können. Diese Verbindung zwischen Wetterbericht und konkreten Handlungen ist sehr wichtig."
Schutzmaßnahmen retten Leben
Besonders in armen Ländern helfen diese Maßnahmen, viele Leben zu retten. So starben Anfang der 1990er-Jahre noch durchschnittlich 160 pro 10.000 von einer Flut betroffene Menschen. 2010 waren es nur noch halb so viele. Allerdings fürchtet Brenden Jongmann, dass sich dieser positive Trend in Zukunft wieder umdrehen könnte:
"Durch den Klimawandel werden wir wahrscheinlich mehr extreme Niederschlagsereignisse sehen, es wird noch mehr und noch stärkere Überflutungen geben. Und gleichzeitig wächst die Weltbevölkerung weiter und viele Weltregionen werden zunehmend politisch instabil. Das Risiko ist also sehr groß, dass die Schäden in Zukunft wieder zunehmen werden."
Umso wichtiger sei es deshalb, sich klar zu machen, welche Maßnahmen vor Schäden durch Überflutungen schützen.
"Wir rufen daher dazu auf, mehr Geld in Anpassungsstrategien zu investieren. Das können sowohl technische Lösungen wie ein besserer Hochwasserschutz sein, als auch Investitionen in eine bessere Gesundheitsversorgung, ein gutes Frühwarnsystem und ein gutes Katastrophenmanagement. All diese Maßnahmen sind sehr wichtig, um die Schäden durch Hochwasser trotz des Klimawandels und der wachsenden Weltbevölkerung weiter zu senken."