Der Lkw der Bergbaugesellschaft stoppt. Eine Gruppe von Inspektoren springt heraus, schaut sich um. Plötzlich sammeln die Brandschützer ein paar Steine, schleudern sie auf den Boden: Die Steine durchschlagen die Straße - ein Höllenschlund tut sich auf: Eine Höhle, die Wände glühen rot, durch den Kontakt mit der Luft lodern Flammen auf. Ein Kohlefeuer direkt unter der Oberfläche hat das Flöz weg gebrannt: Die Straße liegt nur noch wie ein dünnes Tuch darüber:
Es brennt fünf Meter unter der Oberfläche. Sie müssen damit rechnen, dass der Boden, auf dem sie laufen, 600 Grad Celsius heiß ist. Wir haben das gehabt im Sommer, wo ein Kollege die Schuhsohlen verloren hat, Gott sei Dank nicht mehr. Die Wuda-Mine hat im letzten Winter einen Vermessungstrupp verloren. Da sind fünf Mann mit so einer Brandkammer eingebrochen, und da gibt es dann kein Zurück mehr. Das ist lebensgefährlich.
Hartwig Gielisch von der Deutschen Montantechnologie in Essen. Wuda liegt in Nordchina, am Rande der Wüste Gobi. In diesem Kohlerevier reichen 18 Flöze bis knapp unter oder an die Oberfläche - und 15 davon brennen. Die Kohle steht nicht lichterloh in Flammen: Vielmehr schwelt sie unaufhaltsam vor sich hin. Mehr als 1000 Grad sind diese Brände heiß. Wuda ist kein Einzelfall. 750 Kohlefeuer fressen sich allein durch Chinas Steinkohle, vernichten Jahr für Jahr 200 Millionen Tonnen Kohle, das Zehnfache der deutschen Jahresproduktion.
Die brennenden Gebiete verwandeln sich automatisch in Mondlandschaften. Erst einmal bricht die Oberfläche ein, während des Ausgasens und Qualmens, der Dampf, der durch das Kohlefeuer entfacht wird, tötet die gesamte Vegetation ab. Sie haben Schwefelausblühungen, Glaubersalze versalzen den Boden. Die Gebiete, wo es mal gebrannt hat, sind für jegliche Nutzung für lange, lange Zeit verloren.
Im Boden reichern sich durch die unvollständige Verbrennung der Kohle giftige Schadstoffe an, das unvollständig verbrannte Gas macht das Atmen schwer. Derzeit wird in China versucht, solche Brände zu löschen, indem zahllose Löcher gebohrt und Unmengen an Wasser ins Flöz gepresst werden. Das klappt, hat aber Nachteile. Man darf nicht vergessen, dass das teilweise mit Gas verseuchte Löschwasser auch wieder in den Grundwasserkreislauf zurückkehrt, und dass es gerade in den Gegenden, wo Wasser extrem knapp ist, ein immenses Problem hinsichtlich der Gesundheit darstellt. Für gezielte Löschmethoden werden nun erstmals Flözbrände systematisch erforscht. Friedrich-Karl Bandelow von der Deutschen Montantechnologie:
Wir sind der Überzeugung, dass die meisten Brände, sicherlich über 80 oder 90 Prozent, durch spontane Selbstentzündung verursacht worden ist, dass der Mensch aber, gerade in den letzten 30, 40, 50 Jahren, das Umfeld so geschaffen hat, dass solche Selbstentzündungen vermehrt stattfinden können.
Unsachgemäßer Abbau lockert die Oberfläche des Flözes, Sauerstoff kommt an die Kohle. Liegt dann da Kohlenstaub, ist der Rest vorprogrammiert: Kohlenstaub entzündet sich bei 22 Grad Celsius - und in Wuda beispielsweise steigen die Sommertemperaturen auf mehr als 45 Grad Celsius. Die Kohle entzündet sich. Allerdings brennt nicht das ganze Flöz: Es gibt Feuerzentren. Gielisch:
Man muss den Kern des Feuers finden. Und das machen wir in Kombination mit geophysikalischen Methoden. Wir erproben in China gerade eine in diesem Umfeld ganz neue Methodik, das sind seismo-akustische Verfahren. Jeder, der ein Kaminfeuer schon einmal gehört hat, hört, sie dass das Zeug knackt, weil sich der Brennstoff ausdehnt und dabei bricht. Dasselbe passiert bei einem 1200 Grad heißen Kohlefeuer natürlich auch.
Dreidimensional um den Brand verteilt "lauschen" Geophone. Aus den mit ihrer Hilfe aufgezeichneten Laufzeiten des "Knackens" wird berechnet, wo der Brandherd sitzt. Dazu wird untersucht, wie viel Luft über Klüfte zum Brandherd gelangt und wie viel Qualm abzieht. Im Deutschen Fernerkundungszentrum DLR bei Oberpfaffenhofen spüren Forscher mit Hilfe von Infrarotsatelliten unentdeckte Feuerzentren auf. Ziel der Detailarbeit ist ein dreidimensionales Modell, das in aller Welt eine Klassifizierung von Flözbränden und die Entwicklung neuer Löschstrategien ermöglicht. Wegen des Kyoto-Protokolls laufen die Arbeiten auf Hochtouren: Diese Schwelbrände setzen Tonnen von Kohlendioxid frei - vollkommen sinnlos - und nicht nur in China, sondern auch in Indien, den USA und Russland. Ein globales Problem also.
Es brennt fünf Meter unter der Oberfläche. Sie müssen damit rechnen, dass der Boden, auf dem sie laufen, 600 Grad Celsius heiß ist. Wir haben das gehabt im Sommer, wo ein Kollege die Schuhsohlen verloren hat, Gott sei Dank nicht mehr. Die Wuda-Mine hat im letzten Winter einen Vermessungstrupp verloren. Da sind fünf Mann mit so einer Brandkammer eingebrochen, und da gibt es dann kein Zurück mehr. Das ist lebensgefährlich.
Hartwig Gielisch von der Deutschen Montantechnologie in Essen. Wuda liegt in Nordchina, am Rande der Wüste Gobi. In diesem Kohlerevier reichen 18 Flöze bis knapp unter oder an die Oberfläche - und 15 davon brennen. Die Kohle steht nicht lichterloh in Flammen: Vielmehr schwelt sie unaufhaltsam vor sich hin. Mehr als 1000 Grad sind diese Brände heiß. Wuda ist kein Einzelfall. 750 Kohlefeuer fressen sich allein durch Chinas Steinkohle, vernichten Jahr für Jahr 200 Millionen Tonnen Kohle, das Zehnfache der deutschen Jahresproduktion.
Die brennenden Gebiete verwandeln sich automatisch in Mondlandschaften. Erst einmal bricht die Oberfläche ein, während des Ausgasens und Qualmens, der Dampf, der durch das Kohlefeuer entfacht wird, tötet die gesamte Vegetation ab. Sie haben Schwefelausblühungen, Glaubersalze versalzen den Boden. Die Gebiete, wo es mal gebrannt hat, sind für jegliche Nutzung für lange, lange Zeit verloren.
Im Boden reichern sich durch die unvollständige Verbrennung der Kohle giftige Schadstoffe an, das unvollständig verbrannte Gas macht das Atmen schwer. Derzeit wird in China versucht, solche Brände zu löschen, indem zahllose Löcher gebohrt und Unmengen an Wasser ins Flöz gepresst werden. Das klappt, hat aber Nachteile. Man darf nicht vergessen, dass das teilweise mit Gas verseuchte Löschwasser auch wieder in den Grundwasserkreislauf zurückkehrt, und dass es gerade in den Gegenden, wo Wasser extrem knapp ist, ein immenses Problem hinsichtlich der Gesundheit darstellt. Für gezielte Löschmethoden werden nun erstmals Flözbrände systematisch erforscht. Friedrich-Karl Bandelow von der Deutschen Montantechnologie:
Wir sind der Überzeugung, dass die meisten Brände, sicherlich über 80 oder 90 Prozent, durch spontane Selbstentzündung verursacht worden ist, dass der Mensch aber, gerade in den letzten 30, 40, 50 Jahren, das Umfeld so geschaffen hat, dass solche Selbstentzündungen vermehrt stattfinden können.
Unsachgemäßer Abbau lockert die Oberfläche des Flözes, Sauerstoff kommt an die Kohle. Liegt dann da Kohlenstaub, ist der Rest vorprogrammiert: Kohlenstaub entzündet sich bei 22 Grad Celsius - und in Wuda beispielsweise steigen die Sommertemperaturen auf mehr als 45 Grad Celsius. Die Kohle entzündet sich. Allerdings brennt nicht das ganze Flöz: Es gibt Feuerzentren. Gielisch:
Man muss den Kern des Feuers finden. Und das machen wir in Kombination mit geophysikalischen Methoden. Wir erproben in China gerade eine in diesem Umfeld ganz neue Methodik, das sind seismo-akustische Verfahren. Jeder, der ein Kaminfeuer schon einmal gehört hat, hört, sie dass das Zeug knackt, weil sich der Brennstoff ausdehnt und dabei bricht. Dasselbe passiert bei einem 1200 Grad heißen Kohlefeuer natürlich auch.
Dreidimensional um den Brand verteilt "lauschen" Geophone. Aus den mit ihrer Hilfe aufgezeichneten Laufzeiten des "Knackens" wird berechnet, wo der Brandherd sitzt. Dazu wird untersucht, wie viel Luft über Klüfte zum Brandherd gelangt und wie viel Qualm abzieht. Im Deutschen Fernerkundungszentrum DLR bei Oberpfaffenhofen spüren Forscher mit Hilfe von Infrarotsatelliten unentdeckte Feuerzentren auf. Ziel der Detailarbeit ist ein dreidimensionales Modell, das in aller Welt eine Klassifizierung von Flözbränden und die Entwicklung neuer Löschstrategien ermöglicht. Wegen des Kyoto-Protokolls laufen die Arbeiten auf Hochtouren: Diese Schwelbrände setzen Tonnen von Kohlendioxid frei - vollkommen sinnlos - und nicht nur in China, sondern auch in Indien, den USA und Russland. Ein globales Problem also.