Das Innenohr erinnert unter dem Elektronenmikroskop ein wenig an ein sorgsam gepflegtes Beet. In vier wohlgeordneten Reihen recken die Haarzellen ihre winzigen Faserbüschel in die Höhe. Normalerweise wiegen sie sich im Takt der Schallwellen wie Halme im Wind und senden dabei Signale ans Gehirn, die letztlich als Klang wahrgenommen werden. Lauter Lärm dagegen wirkt wie ein Sturm, der die Halme umknickt. Die Folgen solcher Flurschäden: der Mensch kann einige Tonhöhen nicht mehr hören. Je größer die Fehlstellen im Laufe eines Lebens werden, desto schwieriger wird es, Sprache und Musik noch in aller Klangfülle zu erleben. Besserung ist unwahrscheinlich, denn Haarzellen wachsen bei Säugetieren nicht nach. Bei Vögeln oder Fischen ist das anders, sie können Haarzellen regenerieren.
Verantwortlich dafür ist ein Gen namens Atho1. Dieses Gen kommt auch beim Menschen vor, aber es wird nur während der Embryonalentwicklung angeschaltet, um die rund 16.000 Haarzellen zu erzeugen, mit denen der Mensch dann den Rest seines Lebens auskommen muss. Vögel und Fische dagegen können Atho 1 aktivieren, wann immer sie zu wenig Haarzellen im Innenohr haben. Diese Fähigkeit möchte Dr. Mathew Kelley vom US-amerikanischen Nationalen Institut für Taubheit dem menschlichen Ohr zurückgeben und zwar mit Hilfe von Atho 1, erläuterte der Forscher anlässlich der Jahrestagung der US-amerikanischen Society for Neuroscience:
"Das Gen aktiviert eine ganze Reihe von Vorgängen, so dass sich letztlich die Hilfszellen des Innenohrs zu Haarzellen entwickeln. Man kann sich also eine Gentherapie vorstellen, bei der wir dieses Gen ins Innenohr geben, um Ersatzhaarzellen zu züchten."
Im Reagenzglas klappt das schon ganz gut. Atho 1 löst tatsächlich die Reifung von Haarzellen aus, ganz deutlich sind die neuen Faserbündel im Elektronenmikroskop zu erkennen. Allerdings reicht es nicht aus, einfach irgendwo im Innenohr neue Haarzellen heranzuziehen. Sie müssen im richtigen Muster angeordnet und von den richtigen Hilfszellen umgeben sein. Das aber ist schwierig. Mathew Kelly gleicht eher einem Sähmann, der sein Gen zufällig über das Feld verstreut, als einem Gärtner, der seine Pflänzchen gezielt einsetzen kann. Die Experimente im Reagenzgas zeigen aber, dass die neu gezüchteten Haarzellen selbst für die rechte Ordnung sorgen können.
"Sobald neue Haarzellen entstanden sind, fangen sie an, die Kontrolle zu übernehmen, sie organisieren die anderen Zellen um sich herum und formen eine sich selbst organisierende Struktur, wahrscheinlich, indem sie die Vorgänge der Embryonalentwicklung nachahmen. Wir hoffen, dass wir mit diesem einen Zelltyp eine Entwicklung anstoßen, die letztlich das ganze Innenohr erneuern kann."
Zugegeben das Muster der neuen Zellen ist nicht perfekt, aber es ist immerhin ein erster Schritt. Mathew Kelley untersucht derzeit Gene, die die genaue Orientierung der Haarzellen steuern. Einer seiner Kollege an der Universität von Michigan hat unterdessen schon eine Gentherapie mit Atho 1 getestet, wenn auch vorerst an tauben Meerschweinchen.
"Er hat dieses Gen mit Hilfe eines Virus ins Ohr der Meerschweinchen hineingebracht und innerhalb von zwei Monaten konnten diese stocktauben Tiere zumindest laute Geräusche wahrnehmen. Sie konnten nicht normal hören, aber sie waren auch nicht mehr taub. "
Das ist ein viel versprechender Anfang. Allerdings muss die Gentherapie noch deutlich verbessert werden. Schließlich muss sie am Ende bessere Ergebnisse als die klassischen Hörgeräte erzielen, wenn sie einmal an Menschen erprobt werden soll. Mathew Kelley jedenfalls ist davon überzeugt, dass es ihm mit Hilfe von Atho 1 in einigen Jahren gelingen wird, in tauben Ohren wieder ein ordentliches Beet von Haarzellen heran zu züchten.
Verantwortlich dafür ist ein Gen namens Atho1. Dieses Gen kommt auch beim Menschen vor, aber es wird nur während der Embryonalentwicklung angeschaltet, um die rund 16.000 Haarzellen zu erzeugen, mit denen der Mensch dann den Rest seines Lebens auskommen muss. Vögel und Fische dagegen können Atho 1 aktivieren, wann immer sie zu wenig Haarzellen im Innenohr haben. Diese Fähigkeit möchte Dr. Mathew Kelley vom US-amerikanischen Nationalen Institut für Taubheit dem menschlichen Ohr zurückgeben und zwar mit Hilfe von Atho 1, erläuterte der Forscher anlässlich der Jahrestagung der US-amerikanischen Society for Neuroscience:
"Das Gen aktiviert eine ganze Reihe von Vorgängen, so dass sich letztlich die Hilfszellen des Innenohrs zu Haarzellen entwickeln. Man kann sich also eine Gentherapie vorstellen, bei der wir dieses Gen ins Innenohr geben, um Ersatzhaarzellen zu züchten."
Im Reagenzglas klappt das schon ganz gut. Atho 1 löst tatsächlich die Reifung von Haarzellen aus, ganz deutlich sind die neuen Faserbündel im Elektronenmikroskop zu erkennen. Allerdings reicht es nicht aus, einfach irgendwo im Innenohr neue Haarzellen heranzuziehen. Sie müssen im richtigen Muster angeordnet und von den richtigen Hilfszellen umgeben sein. Das aber ist schwierig. Mathew Kelly gleicht eher einem Sähmann, der sein Gen zufällig über das Feld verstreut, als einem Gärtner, der seine Pflänzchen gezielt einsetzen kann. Die Experimente im Reagenzgas zeigen aber, dass die neu gezüchteten Haarzellen selbst für die rechte Ordnung sorgen können.
"Sobald neue Haarzellen entstanden sind, fangen sie an, die Kontrolle zu übernehmen, sie organisieren die anderen Zellen um sich herum und formen eine sich selbst organisierende Struktur, wahrscheinlich, indem sie die Vorgänge der Embryonalentwicklung nachahmen. Wir hoffen, dass wir mit diesem einen Zelltyp eine Entwicklung anstoßen, die letztlich das ganze Innenohr erneuern kann."
Zugegeben das Muster der neuen Zellen ist nicht perfekt, aber es ist immerhin ein erster Schritt. Mathew Kelley untersucht derzeit Gene, die die genaue Orientierung der Haarzellen steuern. Einer seiner Kollege an der Universität von Michigan hat unterdessen schon eine Gentherapie mit Atho 1 getestet, wenn auch vorerst an tauben Meerschweinchen.
"Er hat dieses Gen mit Hilfe eines Virus ins Ohr der Meerschweinchen hineingebracht und innerhalb von zwei Monaten konnten diese stocktauben Tiere zumindest laute Geräusche wahrnehmen. Sie konnten nicht normal hören, aber sie waren auch nicht mehr taub. "
Das ist ein viel versprechender Anfang. Allerdings muss die Gentherapie noch deutlich verbessert werden. Schließlich muss sie am Ende bessere Ergebnisse als die klassischen Hörgeräte erzielen, wenn sie einmal an Menschen erprobt werden soll. Mathew Kelley jedenfalls ist davon überzeugt, dass es ihm mit Hilfe von Atho 1 in einigen Jahren gelingen wird, in tauben Ohren wieder ein ordentliches Beet von Haarzellen heran zu züchten.