Eine Cocktailparty: Stimmen, Gläserklirren, Lachen. Alle reden, zu zweit oder in kleinen Gruppen – aber nicht jeder versteht, was sein Gegenüber sagt. Krampfhaft versucht mancher von den Lippen das Gesprochene abzulesen, andere drehen den Kopf mal nach rechts, mal nach links. Dabei geht es um ein leidiges Problem: Ist jemand einseitig taub, dreht er üblicherweise sein gesundes Ohr in Richtung des Gesprächspartners. Auf der anderen Seite hört er nichts. Dieses "Monohören" schränkt sowohl die Verständlichkeit von gesprochener Sprache als auch das Orientierungsvermögen drastisch ein – es sei denn, er hat ein Cros/bicros-Hörgerät. Cros steht für "contralateral routing of signals", was nichts anderes bedeutet: Die akustische Information des tauben Ohres wird auf das gesunde Ohr umgeleitet. Klassische Systeme nutzen dafür feine Drähte, neue Entwicklungen arbeiten drahtlos, weshalb die Technik auch unter dem Stichwort wireless-cros geführt wird. Dazu Wolfgang Benedikt von der Firma Unitron Hearing==, Stuttgart.
"Er hat also zwei kleine Hörgeräte an jeder Seite. Jenes auf der Seite der Hörminderung trägt einen Minisender, der auf einer Mittelwellenfrequenz über 26 bis 32 Zentimeter an ein kleines Empfängerteil am zweiten Hörgerät auf der gesunden Seite sendet. Damit kann ein Schwerhöriger nach einer gewissen Trainingsphase wieder ein Richtungshören erlernen."
Der Mini-Mittelwellensender arbeitet mit einer Frequenz von 374 Kilohertz und versorgt das intakte Ohr mit der akustischen Situation seins tauben Gegenübers. Aus beiden Geräuschen mischt ein Rechner dann den fast normalen Sound – fast deshalb, weil bei der neu berechneten Geräuschkulisse die Sprachverständlichkeit im Mittelpunkt steht, Nebengeräusche also möglichst gedämpft werden. Etwas anders – diesmal mit einem Langwellensender – arbeiten Systeme für Patienten mit einer einseitigen Schwerhörigkeit. Jörg Rehkopf von der Siemens AG, Erlangen.
"Das läuft technisch so ab, dass Sie natürlich in jedem Hörsystem auf jeder Seite einen eigenen Prozessor haben und eine eigene Analyse des Signals, das im Ohr anliegt, und Sie haben dann eine Entscheidungsmatrix. Anhand dieser Entscheidungsmatrix entscheiden Sie dann, wie beide Hörsysteme gesteuert werden: Die Einzelinformation wird aufgenommen und gemeinsam wird entschieden, was für eine Situation habe ich unter der Prämisse, dass Sprache höchste Priorität hat."
Störende Nebengeräusche werden herausgefiltert, um den unangenehmen Cocktailpartyeffekt zu vermeiden, bei dem der Schwerhörige die Geräuschquellen nicht mehr unterscheiden kann. Das setzt allerdings eine Technik voraus, die bei Hörgeräten so noch nicht eingesetzt wurde. Beide Prozessoren stehen dabei in ständigem Kontakt.
"Die Signalverarbeitung in beiden Systemen kommuniziert permanent miteinander, das heißt, das rechte Hörsystem weiß immer ganz genau, was das linke weiß, und entsprechend wird die Signalverarbeitung gesteuert."
Sowohl die Mittel- als auch die Langwelle – die Siemensingenieure nutzen die Frequenz 114 beziehungsweise 126 Kilohertz – setzen Hörgeräteingenieure übrigens aus pragmatischen Gründen ein. Erstens sind andere Varianten – Bluetooth etwa – technisch zu anfällig. Zweitens möchten sie medizinische Diskussionen vermeiden.
"Das hat Vorteile, weil es zum Beispiel keine getaktete Welle ist wie zum Beispiel beim Handy, bei dem doch mögliche Gesundheitsschädigungen diskutiert werden. Zum anderen braucht man einfach keine großen Sendeleistungen, man muss ja nur eine Distanz von maximal 30 Zentimeter überwinden, und da reicht diese Technik eigentlich vollkommen aus."
Weil Hörgerätenutzer eher älter als jünger sind, müssen auch komplexe Wireless-Cros-Systeme einfach zu bedienen sein. Automatisierung war das Gebot der Stunde, das heißt, binaurale Hörgeräte steuern sich bis auf einige Basisfunktionen weitgehend selbst. Diese Basisfunktionen lassen sich über eine spezielle Fernbedienung einstellen. Jörg Rehkopf von der Siemens AG:
"Das Besondere an dieser Fernbedienung ist nun, dass diese bidirektional arbeitet, das heißt, ich kann nicht nur mit der Fernbedienung in mein Hörsystem hinein senden und sagen, mach dieses und jenes, sondern ich kann die Systeme auch auffordern, den Status, den sie im Moment haben, abzugeben und kann den auf dem Display der Fernbedienung sichtbar machen."
"i-pocket" heißt die Fernbedienung, mit der angeblich jeder jeden Alters umgehen kann – die Praxis wird es zeigen. Bleibt zum Schluss eine kleine Unwägbarkeit: Man stelle sich eine Cocktailparty vor, auf der mehrere Wireless-Cros-Hörsysteme tragen. Kann es da nicht sein, dass Herr A das Gespräch von Frau B hört – wahlweise übertragen auf Mittel- beziehungsweise Langwelle?
"Diese Situation ist relativ rar, theoretisch kann es natürlich passieren, aber diese Personen müssen schon ein Liebespaar sein, die sich also von Ohr zu Ohr was zu sagen haben."
"Er hat also zwei kleine Hörgeräte an jeder Seite. Jenes auf der Seite der Hörminderung trägt einen Minisender, der auf einer Mittelwellenfrequenz über 26 bis 32 Zentimeter an ein kleines Empfängerteil am zweiten Hörgerät auf der gesunden Seite sendet. Damit kann ein Schwerhöriger nach einer gewissen Trainingsphase wieder ein Richtungshören erlernen."
Der Mini-Mittelwellensender arbeitet mit einer Frequenz von 374 Kilohertz und versorgt das intakte Ohr mit der akustischen Situation seins tauben Gegenübers. Aus beiden Geräuschen mischt ein Rechner dann den fast normalen Sound – fast deshalb, weil bei der neu berechneten Geräuschkulisse die Sprachverständlichkeit im Mittelpunkt steht, Nebengeräusche also möglichst gedämpft werden. Etwas anders – diesmal mit einem Langwellensender – arbeiten Systeme für Patienten mit einer einseitigen Schwerhörigkeit. Jörg Rehkopf von der Siemens AG, Erlangen.
"Das läuft technisch so ab, dass Sie natürlich in jedem Hörsystem auf jeder Seite einen eigenen Prozessor haben und eine eigene Analyse des Signals, das im Ohr anliegt, und Sie haben dann eine Entscheidungsmatrix. Anhand dieser Entscheidungsmatrix entscheiden Sie dann, wie beide Hörsysteme gesteuert werden: Die Einzelinformation wird aufgenommen und gemeinsam wird entschieden, was für eine Situation habe ich unter der Prämisse, dass Sprache höchste Priorität hat."
Störende Nebengeräusche werden herausgefiltert, um den unangenehmen Cocktailpartyeffekt zu vermeiden, bei dem der Schwerhörige die Geräuschquellen nicht mehr unterscheiden kann. Das setzt allerdings eine Technik voraus, die bei Hörgeräten so noch nicht eingesetzt wurde. Beide Prozessoren stehen dabei in ständigem Kontakt.
"Die Signalverarbeitung in beiden Systemen kommuniziert permanent miteinander, das heißt, das rechte Hörsystem weiß immer ganz genau, was das linke weiß, und entsprechend wird die Signalverarbeitung gesteuert."
Sowohl die Mittel- als auch die Langwelle – die Siemensingenieure nutzen die Frequenz 114 beziehungsweise 126 Kilohertz – setzen Hörgeräteingenieure übrigens aus pragmatischen Gründen ein. Erstens sind andere Varianten – Bluetooth etwa – technisch zu anfällig. Zweitens möchten sie medizinische Diskussionen vermeiden.
"Das hat Vorteile, weil es zum Beispiel keine getaktete Welle ist wie zum Beispiel beim Handy, bei dem doch mögliche Gesundheitsschädigungen diskutiert werden. Zum anderen braucht man einfach keine großen Sendeleistungen, man muss ja nur eine Distanz von maximal 30 Zentimeter überwinden, und da reicht diese Technik eigentlich vollkommen aus."
Weil Hörgerätenutzer eher älter als jünger sind, müssen auch komplexe Wireless-Cros-Systeme einfach zu bedienen sein. Automatisierung war das Gebot der Stunde, das heißt, binaurale Hörgeräte steuern sich bis auf einige Basisfunktionen weitgehend selbst. Diese Basisfunktionen lassen sich über eine spezielle Fernbedienung einstellen. Jörg Rehkopf von der Siemens AG:
"Das Besondere an dieser Fernbedienung ist nun, dass diese bidirektional arbeitet, das heißt, ich kann nicht nur mit der Fernbedienung in mein Hörsystem hinein senden und sagen, mach dieses und jenes, sondern ich kann die Systeme auch auffordern, den Status, den sie im Moment haben, abzugeben und kann den auf dem Display der Fernbedienung sichtbar machen."
"i-pocket" heißt die Fernbedienung, mit der angeblich jeder jeden Alters umgehen kann – die Praxis wird es zeigen. Bleibt zum Schluss eine kleine Unwägbarkeit: Man stelle sich eine Cocktailparty vor, auf der mehrere Wireless-Cros-Hörsysteme tragen. Kann es da nicht sein, dass Herr A das Gespräch von Frau B hört – wahlweise übertragen auf Mittel- beziehungsweise Langwelle?
"Diese Situation ist relativ rar, theoretisch kann es natürlich passieren, aber diese Personen müssen schon ein Liebespaar sein, die sich also von Ohr zu Ohr was zu sagen haben."