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Hörspiel zum Download

Als originäres Radiogenre ist das Hörspiel entstanden, wobei man es mangels geeigneter Aufzeichnungstechnik in den Pioniertagen des Rundfunks noch Live ausstrahlen musste. Von der Schallplatte klang es in den Sechziger und Siebziger Jahren in deutsche Kinderzimmer. Mittlerweile sind Hörspiele auf Tonträgern jeder Art zu haben, von der Kassette bis zur mp3-Datei. Und nun gibt es Radiokunst auch für den ipod.

Von Frank Olbert |
    Auf der Homepage von MDR Figaro stand das Hörspiel "Kabale und Liebe" nach Friedrich Schiller vom 16. November bis zum 1. Dezember zum Download bereit. Mit Musiklehrertochter Luise und Präsidentensohn Ferdinand durch den Wald joggen und angesichts der Eifersuchtsintrige, in die Schiller die jungen Liebenden stürzte nicht aus der Puste kommen - wer solch ein Hörspielerlebnis der mobilen Art mal ausprobieren wollte, fand den entsprechenden file unter mdr.de. Mit MDR-Hörspielchef Matthias Thalheim habe ich über das Download-Angebot für Hörspiele gesprochen.
    Frank Olbert: Herr Thalheim, wie oft wurde das Hörspiel "Kabale und Liebe heruntergeladen"?
    Matthias Thalheim: Die Auswertung ist noch nicht ganz abgeschlossen, aber wir sind in diesen vierzehn Tagen auf rund 30.000 Downloads gekommen. Insgesamt ist das Hörspiel "Kabale und Liebe" im Podcast-Download-Pilotprojekt des MDR der erfolgreichste Titel gewesen.
    Frank Olbert: Nehmen Sie sich denn nicht selbst und auch den Hörbuchverlagen mit so einem Angebot die Kundschaft?
    Matthias Thalheim: Den Hörbuchverlagen auf alle Fälle, aber da habe ich kein schlechtes Gewissen, weil wir das Hörspiel mehreren Verlagen angeboten haben. Die Produktion ist vor dem Hintergrund des 200. Todestages Schillers entstanden. Wir wollten insbesondere den Schülern eine zeitgemäße Inszenierung des Stücks anbieten und haben von Anfang an daran gedacht, diese Produktion mit besonderen Marketingmaßnahmen zu begleiten. Wir haben beispielsweise Leipziger Gymnasien eine kostenlose Abspielveranstaltung im Orchestersaal des Mitteldeutschen Rundfunks angeboten. Wir wollten natürlich auch eine Hörbuchedition zustande bringen, aber die Produktion hat den Verlagen nicht in ihre bestehenden Reihen gepasst und sie wollten sie auch nicht als Einzelstück herausgeben. Es ist nicht dazu gekommen und so hatten wir auch keine Skrupel, denn es war ja von Anfang an als möglichst kostenloses Angebot für die Schulen gedacht.
    Frank Olbert: Die Plattenlabels wehren sich sehr heftig gegen kostenlose Downloadangebote. Wie sieht es den beim Hörspiel mit den Rechten aus? Friedrich Schiller ist ja, da sein Tod über 60 Jahre her ist, ein rechtefreier Autor, aber wie sieht es mit dem Regisseur und den anderen Mitwirkenden aus?
    Matthias Thalheim: Die Mitwirkenden werden nach dem Online-Tarifvertrag, der in der ARD überall gilt, mit einem 4,5 Prozentigen Aufschlag auf ihre Honorare vergütet. Es war ja ein sogenanntes "zeitnahes Podcasting" und ein zeitlich begrenztes, auch innerhalb eines Pilotprojektes des MDR.
    Frank Olbert: Wird es denn eine Zukunft für das Podcasting von Hörspielen geben?
    Matthias Thalheim: Dazu kann man im Moment noch wenig sagen, denn die Auswertung ist noch im Gange. Wir werden das sicherlich partiell machen, dann aber eher mit kleineren Formaten und mit Formaten, die sich an ein junges Publikum wenden. Im Hörspiel selber wird es jetzt erstmal keine Nachfolgeproduktion geben, denn natürlich hätten wir keine Produktion zum Download bereitgestellt, die als Hörbuch erschienen ist oder bei der eine Hörbuchedition geplant ist.