(Kindergeschrei) Das waren satte 120 Dezibel – die Lautstärke in einer Disco. Wer sich diesem Schallpegel längere Zeit aussetzt, riskiert sein Gehör. Die Viertklässler haben die Lektion gelernt: ohne Gehör ist das Leben öde, bisweilen sogar gefährlich.
Das wäre schlimm, wenn im Haus etwas passieren würde, vielleicht ein Einbruch oder ein Wasserschaden, und man würde das nicht hören. Wenn man zum Beispiel über eine Straße geht und dann hupen Autos. Wenn man Fernsehen guckt, dann hört man auch nichts und beim Radio auch nichts.
Nicht alle können so gut hören wie diese Kinder. Jeder fünfte leidet in Deutschland unter Schwerhörigkeit – 2,5 Millionen Menschen tragen ein Hörgerät. Kurze Wege für Patienten, schneller Austausch zwischen Medizinern und Hörgeräte-Fachleuten – das bietet das neue "Hörzentrum Hannover" der Medizinischen Hochschule. Einzigartig in Deutschland: Neben HNO-Fachärzten arbeiten Hörgeräte-Akustiker und Hersteller Hand in Hand. Und das soll insbesondere den Patienten zugute kommen, sagt Dr. Anke Lesinski-Schidat – die ärztliche Leiterin des Hörzentrums:
Kommunikationsstörungen gestalten sich dadurch, dass sie nicht einfach versorgbar sind. Anders wie bei einer Brille brauche ich bei einem Hörgerät oder einem Hörsystem eine teilweise über Wochen oder Monate dauernde Anpassungsphase. Und wir wissen aus unserer klinischen Erfahrung in der Universität, dass so etwas mit einem größeren Effekt Nutzen für den Patienten in der Anwendung des Hörsystems verbunden ist, wenn Ärzte und Wissenschaftler, die diese Systeme mit entwickeln, unmittelbar in den Anpassprozess integriert sind.
"Aufgrund der großen zu erwartenden Patientenzahl können Neuerungen rasch erprobt und umgesetzt werden", so die Hoffnungen der Wissenschaftler. Patienten mit hohem Anspruch an ein gutes Hörvermögen haben Zugang zu modernsten technischen Entwicklungen: "aktive Mittelohrimplantate, teilimplantierte Hörsysteme, Hirnstammimplantate. Zu den beiteiligten Unternehmen zählen die "Auric Hörsysteme" aus dem westfälischen Rheine, "Cochlear" mit Hauptsitz in Australien sowie "Kind Hörgeräte" aus Großburgwedel bei Hannover. Wissenschaftler und Gerätehersteller unter einem Dach – davon verspricht sich Unternehmensleiter Martin Kind vor allem Innovationen.
In der Hörgeräte-Akustik machen wir zur Zeit wirklich Quantensprünge im Sinne der Digitaltechnik. Hier geht es nicht mehr darum, im Hardwarebereich neue Impulse zu erhalten. Ich denke, da sind die Forschungs- und Entwicklungskapazitäten ausreichend, sondern vielmehr stellt sich bei der Digitaltechnik die Frage der Weiterentwicklung der Software, sprich der Anpassalgorithmen, denn der Nutzen dieser Digitalgeräte ist erst dann sichergestellt, wenn wir super oder gute Anpassalgorithmen haben, die die volle Kompensation der Hörverluste sicherstellen kann.
Aber auch die Hardware von Hörgeräten ist verbesserungswürdig: insbesondere die schallaufnehmenden Systeme, vor allem aber Batterien: sie sind zu groß und zu schwach für implantierbare Hörgeräte. Denn: die Entwicklung geht hin zu immer kleineren Systemen, die komplett eingepflanzt werden können und auf diese Weise "unsichtbar" werden. Für die "Aktiven Mittelohrimplantate" – kurz AMI - wurde jetzt ein Testgerät entwickelt, dass den Patienten ein erstes Gefühl für den bevorstehenden Einsatz vermitteln kann.
... und hier hat die Hochschule Hannover mit einem Ingenieur – mit Herrn Dr. Winter – ein System entwickelt, womit man bereits im Vorfeld dem Patienten ambulant – also nichtinvasiv ohne operativ tätig zu sein – auf das Trommelfell eine kleine Linse aufzulegen, und mit dieser Linse kann der Patient dann ausprobieren für wenige Minuten – für eine halbe Stunde – wie gut er mit so einer operativen Versorgung hört, und somit hat er den ersten Hörerfolg und kann sich dann realistisch entscheiden, möchte ich eine solche Operation, um diese Hör- und Sprachleistung zu erhalten.
Schon heute ist die Medizinische Hochschule Hannover weltweit führend bei der Versorgung mit implantierbaren Hörsystemen. Mit dem Hörzentrum Hannover – so die ärztliche Leiterin - werde die Spitzenstellung weiter ausgebaut.
Weitere Informationen zum "Hörzentrum Hannover" gibt es unter:
www.hoerzentrum-hannover.de
Beitrag als Real-Audio
030506-hoerzentrum.ram