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Hoffen auf die feste Stelle

Nach Berechnungen der Agentur für Arbeit arbeiten mindestens 40 Prozent der Beschäftigten, die an Firmen ausgeliehen werden, drei Monate und länger in einem Betrieb. Und in etwa 20 Prozent der Fälle erwachse daraus ein reguläres unbefristetes Arbeitsverhältnis. Zeitarbeit kann also ein Sprungbrett sein.

Von Tonia Koch | 30.04.2007
    Hunderte waren dazu verpflichtet worden, dem Jour fix mit den Zeitarbeitsfirmen in der Saarbrücker Arbeitsagentur nachzukommen. So mancher kam mit Vorbehalten.

    "Wohl ist mir nicht, das gebe ich ehrlich zu. Ich habe schon zweimal mit Zeitarbeitsfirmen zu tun gehabt und schlechte Erfahrungen gemacht. Also, gern mache ich es nicht."

    Michael Erhard hat kein Auto und ist deshalb nur eingeschränkt mobil. Die unzureichende Mobilität sei ein Grund gewesen, warum er bislang mit dem Angebot der Zeitarbeitsfirmen nicht zurecht gekommen sei.

    "Ich hatte Stellen, die schlecht erreichbar waren, wo ich mit dem Taxi habe hinfahren müssen."

    Wie Michael Erhard waren viele der Auffassung, sie seien deshalb nicht für die Zeitarbeit geeignet. Denn wer sich dazu entschließt, für eine Zeitarbeitsfirma zu arbeiten, muss damit rechnen, in verschiedenen Firmen an wechselnden Orten eingesetzt zu werden. Die Nachfrage nach Leiharbeitskräften aber ist aufgrund der gut laufenden Konjunktur sprunghaft angestiegen. Das fehlende Auto oder der fehlende Führerschein stelle deshalb kein Problem mehr dar. Jörg Daub, Vertriebsdisponent bei Randstad.

    "Wir haben so viele Unternehmen und so viele Kunden im Bereich Saarbrücken, wo man mit öffentlichen Verkehrsmitteln auch hin kommt, dass wir sagen, es ist kein K.O.- Kriterium, wenn er kein Auto oder keinen Führerschein hat, denn durch die Arbeitslosigkeit hat nicht jeder das Geld, ein Auto zu unterhalten."

    Auch für Bianca, eine junge Frau unter 20, scheint der Anfang gemacht.

    "Ich werde benachrichtigt, und dann machen wir einen Termin aus."

    Bianca ist gelernte Hauwirtschafthelferin und seit einem Jahr arbeitsuchend. Von ihrem erlernten Beruf wird sie sich zumindest im Moment verabschieden müssen. Jörg Daub:

    "Also wir werden jetzt versuchen, die junge Frau in einem Lager- oder Produktionsbetrieb unterzubringen. Produktionsbetrieb wäre dann irgendwo in der stahlverarbeitenden Industrie oder halt irgendwo im Lager. Wir haben Kunden vom Sportartikelhersteller bis hin zu Sanitär, alles."

    Über Geld hat sie nicht gesprochen. Das sei auch nicht wichtig, wendet ihr Vater ein, den sie als Verstärkung mitgebracht hat.

    "Wichtig ist erst einmal, die Arbeit zu kriegen. Das Einkommen ist in dem Moment zweitrangig. Wenn man manche Leute hört, die wollen unter acht, unter neun Euro nicht arbeiten gehen. Aber vorrangig sollte doch sein, wieder ins Arbeitsleben zurückzukommen."

    Zeitarbeit unterliegt tarifvertraglichen Regelungen. Das bedeutet, dass Beschäftigte, die von Zeitarbeitsfirmen an andere Betriebe ausgeliehen werden, einen Anspruch auf einen Stundenlohn von mindestens 7,15 Eurohaben. Dieser Mindestlohn habe die Attraktivität der Zeitarbeit erheblich gesteigert. Hans-Jürgen Kratz von der Saarbrücker Agentur für Arbeit.

    "Leiharbeit ist zwischenzeitlich so in Ordnung, dass man sagen kann, es ist ein ordentliches Beschäftigungsverhältnis wie jedes andere. Und es schärft auch den Blick des Arbeitnehmers, in mehreren Betrieben tätig zu sein. Das heißt, wer in Leiharbeit tätig war, der kommt überall zurecht. Und das macht einen Sinn für viele Arbeitslose, sich über diesen Weg zu stabilisieren."

    Nach Berechnungen der Agentur für Arbeit arbeiten mindestens 40 Prozent der Beschäftigten, die an Firmen ausgeliehen werden, drei Monate und länger in einem Betrieb. Und in etwa 20 Prozent der Fälle erwachse daraus ein reguläres unbefristetes Arbeitsverhältnis. Zeitarbeit als Sprungbrett, so sieht es auch Anne-Lene Wacker.

    "Ich habe positive Rückmeldungen, ich soll eine Bewerbung abgeben und einen Termin machen zum persönlichen Gespräch und ich füg mich dann einfach mal ein und schaue mir das an und wenn es mich arg frustriert, dann suche ich mir wieder was anderes."