Von Volker Mrasek
Ein bekannter deutscher Dichter schrieb einmal:
Es wächst hienieden Brot genug für alle Menschenkinder.
Das war Heinrich Heine, vor knapp 160 Jahren. Damals zählte die Weltbevölkerung etwas über eine Milliarde Menschen. Inzwischen sind es schon sechs Milliarden. Dennoch ist Heines Aussage im Grunde bis heute gültig. Zwar hat es in der Vergangenheit immer wieder Hungersnöte gegeben; und gegenwärtig gelten rund 800 Millionen Menschen auf der Erde als unterernährt. Doch die Lebensmittel-Produktion konnte mit der Bevölkerungsexplosion Schritt halten. Dazu heißt es in einem aktuellen Zustandsbericht aus dem internationalen Forschungsprojekt "Globale Umweltveränderungen und menschliche Vorsorge":
Würde man die weltweit erzeugten Nahrungsmittel gleichmäßig verteilen, dann wäre jeder Mensch mit 2.700 Kilokalorien pro Tag versorgt. Das liegt um einiges über dem Richtwert von 2.200 Kilokalorien für eine ausreichende Energiezufuhr. In den meisten Weltregionen ist die Nahrungsmittel-Produktion stärker gewachsen als die Bevölkerungszahl.
Seit 1950 verdreifachten sich die Erträge aus der weltweiten Getreide-Ernte. Dass immer mehr Menschen immer mehr zu essen haben, liegt an der legendären "Grünen Revolution". Sie machte Stickstoff- und Phosphat-Dünger in großem Stil verfügbar, schuf ein Arsenal synthetischer Pflanzenschutzmittel und führte zu ertragreicheren Getreide-Zuchtsorten. All das ließ die Ernten üppiger werden. Und dennoch. Die Zukunft der Welternährung sieht duster aus:
Laut dem "Weltbevölkerungsbericht 2001" der Vereinten Nationen werden im Jahr 2050 vermutlich nicht 8,9 Milliarden Menschen auf der Erde leben wie bisher angenommen, sondern sogar 9,3 Milliarden.
Um auch die zusätzlichen Völkerscharen zu ernähren, braucht es eine zweite Grüne Revolution. Die landwirtschaftlichen Erträge müssten noch einmal verdoppelt werden, im Vergleich zu heute. Das war vor kurzem in "Nature" zu lesen. Agrarexperten schilderten in dem renommierten Fachmagazin, woran dieses Vorhaben scheitern könnte:
Der Ackerbau beansprucht bereits rund die Hälfte aller fruchtbaren Böden. Weitere Flächen können nicht urbar gemacht werden. Denn in Frage kommen im Prinzip nur noch Wald-Standorte in den Tropen.
Sie zu kultivieren, würde bedeuten, noch mehr Natur zu zerstören.
Der Anwendung von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln sind Grenzen gesetzt. Ihr üppiger Einsatz überfrachtet Gewässer mit Nährstoffen oder führt zu unerwünschten Gifteinträgen in die Umwelt.
In beiden Fällen können Ökosysteme aus dem Gleichgewicht geraten.
Der Fleisch-Konsum der Menschheit wird weiter steigen, da es vielen Schwellenländern wirtschaftlich immer besser geht.
Um aber ein Kilogramm Fleisch zu erzeugen, ist die drei- bis zehnfache Menge Getreide als Viehfutter nötig.
In der modernen Landwirtschaft herrschen Monokulturen vor. Das führt zu einer genetischen Verarmung.
Unsere Getreide- und Gemüsesorten werden so anfälliger für Schädlinge. Ernteausfälle können die Folge sein.
Rund zwei Drittel aller Speisefisch-Bestände gelten heute als stark befischt oder überfischt. Vielen Arten droht das Aussterben. Auch die zunehmende Aqua-Kultur kann nicht als "nachhaltig" bezeichnet werden. Denn sie verbraucht mehr Fisch-Protein bei der Fütterung als sie produziert.
Verschärft wird die Situation noch durch andere Entwicklungen: Böden erodieren durch Übernutzung. Wüsten breiten sich aus. Der Klimawandel, heißt es, werde in vielen armen Ländern zu noch größerer Trockenheit und Wasserknappheit führen. Wenn nur eine zweite Grüne Revolution die drohende Ernährungskrise abwenden kann - wie soll sie aussehen? Die meisten Agrarwissenschaftler setzen ihre Hoffnungen auf genmanipulierte Kultursorten. Sie sollen mit weniger Pestiziden auskommen und höhere Erträge liefern. Das versprechen die Agrar-Biotechnologen. Und genau das wäre wünschenswert für eine nachhaltige Landwirtschaft. Allerdings scheiden sich noch immer die Geister über die maßgeschneiderten Sorten. Länder wie China oder die USA bauen schon heute massenhaft genverändertes Getreide an. In Europa dagegen fürchtet man die unkontrollierte Freisetzung von Fremdgenen in der Natur. Ob die neuen Sorten aus den Bio-Labors wirklich sicher sind, wie die Hersteller behaupten - diese Frage wird weiter kontrovers diskutiert.
Ein bekannter deutscher Dichter schrieb einmal:
Es wächst hienieden Brot genug für alle Menschenkinder.
Das war Heinrich Heine, vor knapp 160 Jahren. Damals zählte die Weltbevölkerung etwas über eine Milliarde Menschen. Inzwischen sind es schon sechs Milliarden. Dennoch ist Heines Aussage im Grunde bis heute gültig. Zwar hat es in der Vergangenheit immer wieder Hungersnöte gegeben; und gegenwärtig gelten rund 800 Millionen Menschen auf der Erde als unterernährt. Doch die Lebensmittel-Produktion konnte mit der Bevölkerungsexplosion Schritt halten. Dazu heißt es in einem aktuellen Zustandsbericht aus dem internationalen Forschungsprojekt "Globale Umweltveränderungen und menschliche Vorsorge":
Würde man die weltweit erzeugten Nahrungsmittel gleichmäßig verteilen, dann wäre jeder Mensch mit 2.700 Kilokalorien pro Tag versorgt. Das liegt um einiges über dem Richtwert von 2.200 Kilokalorien für eine ausreichende Energiezufuhr. In den meisten Weltregionen ist die Nahrungsmittel-Produktion stärker gewachsen als die Bevölkerungszahl.
Seit 1950 verdreifachten sich die Erträge aus der weltweiten Getreide-Ernte. Dass immer mehr Menschen immer mehr zu essen haben, liegt an der legendären "Grünen Revolution". Sie machte Stickstoff- und Phosphat-Dünger in großem Stil verfügbar, schuf ein Arsenal synthetischer Pflanzenschutzmittel und führte zu ertragreicheren Getreide-Zuchtsorten. All das ließ die Ernten üppiger werden. Und dennoch. Die Zukunft der Welternährung sieht duster aus:
Laut dem "Weltbevölkerungsbericht 2001" der Vereinten Nationen werden im Jahr 2050 vermutlich nicht 8,9 Milliarden Menschen auf der Erde leben wie bisher angenommen, sondern sogar 9,3 Milliarden.
Um auch die zusätzlichen Völkerscharen zu ernähren, braucht es eine zweite Grüne Revolution. Die landwirtschaftlichen Erträge müssten noch einmal verdoppelt werden, im Vergleich zu heute. Das war vor kurzem in "Nature" zu lesen. Agrarexperten schilderten in dem renommierten Fachmagazin, woran dieses Vorhaben scheitern könnte:
Der Ackerbau beansprucht bereits rund die Hälfte aller fruchtbaren Böden. Weitere Flächen können nicht urbar gemacht werden. Denn in Frage kommen im Prinzip nur noch Wald-Standorte in den Tropen.
Sie zu kultivieren, würde bedeuten, noch mehr Natur zu zerstören.
Der Anwendung von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln sind Grenzen gesetzt. Ihr üppiger Einsatz überfrachtet Gewässer mit Nährstoffen oder führt zu unerwünschten Gifteinträgen in die Umwelt.
In beiden Fällen können Ökosysteme aus dem Gleichgewicht geraten.
Der Fleisch-Konsum der Menschheit wird weiter steigen, da es vielen Schwellenländern wirtschaftlich immer besser geht.
Um aber ein Kilogramm Fleisch zu erzeugen, ist die drei- bis zehnfache Menge Getreide als Viehfutter nötig.
In der modernen Landwirtschaft herrschen Monokulturen vor. Das führt zu einer genetischen Verarmung.
Unsere Getreide- und Gemüsesorten werden so anfälliger für Schädlinge. Ernteausfälle können die Folge sein.
Rund zwei Drittel aller Speisefisch-Bestände gelten heute als stark befischt oder überfischt. Vielen Arten droht das Aussterben. Auch die zunehmende Aqua-Kultur kann nicht als "nachhaltig" bezeichnet werden. Denn sie verbraucht mehr Fisch-Protein bei der Fütterung als sie produziert.
Verschärft wird die Situation noch durch andere Entwicklungen: Böden erodieren durch Übernutzung. Wüsten breiten sich aus. Der Klimawandel, heißt es, werde in vielen armen Ländern zu noch größerer Trockenheit und Wasserknappheit führen. Wenn nur eine zweite Grüne Revolution die drohende Ernährungskrise abwenden kann - wie soll sie aussehen? Die meisten Agrarwissenschaftler setzen ihre Hoffnungen auf genmanipulierte Kultursorten. Sie sollen mit weniger Pestiziden auskommen und höhere Erträge liefern. Das versprechen die Agrar-Biotechnologen. Und genau das wäre wünschenswert für eine nachhaltige Landwirtschaft. Allerdings scheiden sich noch immer die Geister über die maßgeschneiderten Sorten. Länder wie China oder die USA bauen schon heute massenhaft genverändertes Getreide an. In Europa dagegen fürchtet man die unkontrollierte Freisetzung von Fremdgenen in der Natur. Ob die neuen Sorten aus den Bio-Labors wirklich sicher sind, wie die Hersteller behaupten - diese Frage wird weiter kontrovers diskutiert.