Zwölf Jahre haben die Mediziner gebraucht. Nun wird der erste Krebspatient nach der neuen Methode behandelt. Auch die dazugehörige Technik hat das Team eigens entwickelt. Dr. Andreas Jordan von der Berliner Charité:
Jetzt stehen wir hier vor dem Applikator, der für die klinische Erprobung zugelassen worden ist, vom äußerlichen her sieht das so aus wie ein CT oder wie ein MRT, was die meisten Patienten ja schon kennen, und der Patient braucht sich da dann nur reinlegen und vorher wurden ihm dann diese Partikel in den Tumor infiltriert, so dass sich die gewünschte Gleichgewichtstemperatur im Tumor einstellt.
Rund um die kranke Körperregion sorgen Elektromagneten für ein starkes Feld. Die Person spürt eine wohltuende Wärme im Körper, ähnlich wie in der Sauna, denn die Eisenpartikel im Tumor ragieren auf das Feld und erwärmen sich. Um das Krebsgeschwür zu vernichten, nutzen die Forscher zwei verheerenden Eigenschaften der Tumorzellen gezielt aus: sich explosiv zu vermehren und gegenüber der Umgebung aggressiv zu sein:
Im Zuge der schnellen Teilung versucht die Tumorzelle, so rasch wie möglich eben auch ihre Hülle neu zu gestalten. Und wenn dass sehr schnell passiert, das geht uns ja auch im täglichen Leben so, wenn man was ganz schnell macht, dann macht man das ja nicht sehr ordentlich. Und so ist das bei der Tumorzelle auch, die Tumorzelle synthetisiert ihre Hülle nicht so ganz korrekt und hat dadurch nicht so ne genaue Kontrolle, was jetzt für Dinge eingeschleust werden in die Zelle, was bei der Normalzelle aber hoch spezifisch und genau geregelt ist.
So hat das Krebsgewebe schnell eine zehnfach höhere Eisenkonzentration als das Normalgewebe drum herum. Dadurch wird der Tumor als einziges kritisch überwärmt. Um die Temperatur im erhitzten Bereich genau zu kontrollieren, führen die Ärzte dem Patienten noch einen dünner Katheter in den Körper, mit einem Temperaturmessfühler, direkt am Krebsherd. Die Erwärmung ist überall im Tumor gleich hoch. Das ist für die Erfolg der Behandlung sehr wichtig. Denn erst der genaue Wärmegrad entscheidet darüber, wie die Therapie wirkt, erläutert Dr. Jordan.
Also die Effekte, die sich in Kombination mit Bestrahlung und bestimmten chemotherapeutischen Ergänzungen ergeben, sind - ab 42 Grad - fängt es an interessant zu werden, und dann hat man eben bis 45, maximal 46 Grad, eben die klassische Hyperthermie, wo also die Tumorzellen nur reversibel geschädigt werden, die erholen sich also von dieser Thermotherapie wieder, und die ganze Sache wird nur dadurch nachhaltig, dass die Krebszellen zum Beispiel einen Strahlenschaden dann nicht oder nur schwer reparieren können, wenn das dann kurz danach oder vor einen Erwärmung der Zellen durchgeführt wird, die können dann einfach diese Strahlenschäden nicht reparieren.
Bei Temperaturen über 46 Grad dagegen werden die Eiweiße regelrecht verkocht und jeglicher Stoffwechsel ausgeschaltet. So starke Überwärmung darf nur sehr kleinflächig verabreicht werden und lässt sich nicht mehr mit Chemo- oder Strahlentherapie kombinieren. Eine Behandlung mit höherer Temperatur ist besonders interessant für Patienten, bei denen alle andere Therapie-bemühungen schon ausgereizt sind und nicht genug geholfen haben. Temperaturen über 46 Grad haben die Wissenschaftler bisher allerdings nur an Versuchstieren ausprobiert. Seit kurzem allerdings profitiert auch der erste Mensch von der Thermobehandlung, ein 26jährige Mann. Er hat unterhalb der Schulter ein Sarkom, ein Krebsgeschwür im Muskelgewebe. Diese Geschwulst-Art ist häufig multiresistent - sowohl gegen Chemo- als auch gegen Strahlentherapie – und dazu schlecht operabel. Aber Jordan konnte feststellen: schon kurz nach Behandlungsbeginn ist er in diesem Fall weich geworden:
Der Tumor hatte 5 cm Durchmesser etwa, der ist untersucht worden mit der sogenannten Positronen-Emissions-Tomographie, damit kann man so die Teilungsaktivitäten eines solchen Tumors sehen, und der war zu Beginn sehr teilungsaktiv, das hat man deutlich gesehen, und nach der ersten Therapie hat man gesehen, das dass etwas weniger war, und wir haben im Augenblick nach 4 Wochen den Status, dass der Tumor nicht mehr weiter wächst. Zurückgegangen ist er noch nicht. Da muss man jetzt weiter abwarten, ob das gelingt, den Tumor tatsächlich zurückzubilden. Nur , so, wie der initial aktiv war, denke ich, ist das auf jeden Fall schon ein Fortschritt.
Kombiniert mit einer Chemotherapie, hat der Patient jetzt gute Aussichten. Wobei allerdings noch einige Unbekannte mit von der Partie sind. Welche Temperatur durch welche Feldstärke erzeugt werden muss, wie viele Partikel am Besten in den Tumor sollten, all das ist noch Neuland. Trotzdem: viele Patienten können neu hoffen. Als nächstes wollen die Experten einen Patienten mit Hirntumor behandeln.
Beitrag als Real-Audio
030708-hyperthermie.ram
Jetzt stehen wir hier vor dem Applikator, der für die klinische Erprobung zugelassen worden ist, vom äußerlichen her sieht das so aus wie ein CT oder wie ein MRT, was die meisten Patienten ja schon kennen, und der Patient braucht sich da dann nur reinlegen und vorher wurden ihm dann diese Partikel in den Tumor infiltriert, so dass sich die gewünschte Gleichgewichtstemperatur im Tumor einstellt.
Rund um die kranke Körperregion sorgen Elektromagneten für ein starkes Feld. Die Person spürt eine wohltuende Wärme im Körper, ähnlich wie in der Sauna, denn die Eisenpartikel im Tumor ragieren auf das Feld und erwärmen sich. Um das Krebsgeschwür zu vernichten, nutzen die Forscher zwei verheerenden Eigenschaften der Tumorzellen gezielt aus: sich explosiv zu vermehren und gegenüber der Umgebung aggressiv zu sein:
Im Zuge der schnellen Teilung versucht die Tumorzelle, so rasch wie möglich eben auch ihre Hülle neu zu gestalten. Und wenn dass sehr schnell passiert, das geht uns ja auch im täglichen Leben so, wenn man was ganz schnell macht, dann macht man das ja nicht sehr ordentlich. Und so ist das bei der Tumorzelle auch, die Tumorzelle synthetisiert ihre Hülle nicht so ganz korrekt und hat dadurch nicht so ne genaue Kontrolle, was jetzt für Dinge eingeschleust werden in die Zelle, was bei der Normalzelle aber hoch spezifisch und genau geregelt ist.
So hat das Krebsgewebe schnell eine zehnfach höhere Eisenkonzentration als das Normalgewebe drum herum. Dadurch wird der Tumor als einziges kritisch überwärmt. Um die Temperatur im erhitzten Bereich genau zu kontrollieren, führen die Ärzte dem Patienten noch einen dünner Katheter in den Körper, mit einem Temperaturmessfühler, direkt am Krebsherd. Die Erwärmung ist überall im Tumor gleich hoch. Das ist für die Erfolg der Behandlung sehr wichtig. Denn erst der genaue Wärmegrad entscheidet darüber, wie die Therapie wirkt, erläutert Dr. Jordan.
Also die Effekte, die sich in Kombination mit Bestrahlung und bestimmten chemotherapeutischen Ergänzungen ergeben, sind - ab 42 Grad - fängt es an interessant zu werden, und dann hat man eben bis 45, maximal 46 Grad, eben die klassische Hyperthermie, wo also die Tumorzellen nur reversibel geschädigt werden, die erholen sich also von dieser Thermotherapie wieder, und die ganze Sache wird nur dadurch nachhaltig, dass die Krebszellen zum Beispiel einen Strahlenschaden dann nicht oder nur schwer reparieren können, wenn das dann kurz danach oder vor einen Erwärmung der Zellen durchgeführt wird, die können dann einfach diese Strahlenschäden nicht reparieren.
Bei Temperaturen über 46 Grad dagegen werden die Eiweiße regelrecht verkocht und jeglicher Stoffwechsel ausgeschaltet. So starke Überwärmung darf nur sehr kleinflächig verabreicht werden und lässt sich nicht mehr mit Chemo- oder Strahlentherapie kombinieren. Eine Behandlung mit höherer Temperatur ist besonders interessant für Patienten, bei denen alle andere Therapie-bemühungen schon ausgereizt sind und nicht genug geholfen haben. Temperaturen über 46 Grad haben die Wissenschaftler bisher allerdings nur an Versuchstieren ausprobiert. Seit kurzem allerdings profitiert auch der erste Mensch von der Thermobehandlung, ein 26jährige Mann. Er hat unterhalb der Schulter ein Sarkom, ein Krebsgeschwür im Muskelgewebe. Diese Geschwulst-Art ist häufig multiresistent - sowohl gegen Chemo- als auch gegen Strahlentherapie – und dazu schlecht operabel. Aber Jordan konnte feststellen: schon kurz nach Behandlungsbeginn ist er in diesem Fall weich geworden:
Der Tumor hatte 5 cm Durchmesser etwa, der ist untersucht worden mit der sogenannten Positronen-Emissions-Tomographie, damit kann man so die Teilungsaktivitäten eines solchen Tumors sehen, und der war zu Beginn sehr teilungsaktiv, das hat man deutlich gesehen, und nach der ersten Therapie hat man gesehen, das dass etwas weniger war, und wir haben im Augenblick nach 4 Wochen den Status, dass der Tumor nicht mehr weiter wächst. Zurückgegangen ist er noch nicht. Da muss man jetzt weiter abwarten, ob das gelingt, den Tumor tatsächlich zurückzubilden. Nur , so, wie der initial aktiv war, denke ich, ist das auf jeden Fall schon ein Fortschritt.
Kombiniert mit einer Chemotherapie, hat der Patient jetzt gute Aussichten. Wobei allerdings noch einige Unbekannte mit von der Partie sind. Welche Temperatur durch welche Feldstärke erzeugt werden muss, wie viele Partikel am Besten in den Tumor sollten, all das ist noch Neuland. Trotzdem: viele Patienten können neu hoffen. Als nächstes wollen die Experten einen Patienten mit Hirntumor behandeln.
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