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Hoffnung auf den Titel "Elite"

Die Universität Heidelberg will Eliteuniversität werden. Wechselwirkungen fördern zwischen den einzelnen Disziplinen - das ist der zentrale Punkt im Zukunftskonzept der Heidelberger, mit dem die Hochschule ins Finale der Exzellenzinitiative eingezogen ist

Von Solveig Grahl |
    Universität Heidelberg, Institut für Gerontologie - für Alterswissenschaften also. Professor Andreas Kruse, Psychologe und sein Kollege aus der Soziologie, Erik Schmidt, diskutieren das Projekt "Ältere Arbeitnehmer" - und zwar aus ganz verschiedenen Perspektiven. Das Projekt ist Teil des so genannten Zukunftskonzepts, mit dem die Hochschule ins Finale der Exzellenzinitiative eingezogen ist. Andreas Kruse:

    " Wir gehen ja davon aus, dass Altern ein Phänomen ist, das sich körperlich, seelisch-geistig, dass sich sozial-kulturell sehr unterschiedlich darstellt. Wir können von körperlichen Alternsprozessen nicht notwendigerweise auf seelisch-geistige Alternsprozesse schließen. Wenn wir sagen, wir wollen zu einem umfassenderen Verständnis von Altern gelangen, dass wir etwas tun, was bislang in der Welt vergleichsweise selten gemacht wird. Dass wir versuchen, diese Entwicklungsgesetze, diese verschiedenartigen einmal systematisch in ihrer Wechselwirkung zu betrachten. "

    Die Wechselwirkungen fördern zwischen den einzelnen Disziplinen - das ist ein ganz zentraler Punkt im Zukunftskonzept der Heidelberger. Gelingen soll dieser Austausch zwischen den Fakultäten vor allem mit dem Marsilius-Kolleg. Diese Plattform soll Wissenschaftlern unterschiedlicher Fachrichtungen die Möglichkeit bieten, jenseits des Uni-Alltags interdisziplinäre Projekte zu erarbeiten - zu großen Querschnittsthemen wie der "alternden Gesellschaft" oder der "Menschenwürde", sagt der Rektor der Universität, Bernhard Eitel.

    " Wir wollen einfach, dass die Ideen zusammen kommen. Es nützt ja niemandem etwas, wenn in bestimmten Bereichen Hochtechnologieforschung betrieben wird, wenn tolle Ergebnisse produziert werden - und später kommen sie nicht zur Anwendung, weil die Gesellschaft darauf gar nicht vorbereitet ist. Wir haben das gesehen in der Kernenergie, wir sehen das in der Stammzellforschung, in der Gentechnik. Das sind Bereiche, wo die Wissenschaftler in den letzten Jahrzehnten nebeneinander gearbeitet haben, zu unterschiedlichen Position finden und sich dann am Schluss überhaupt nicht mehr verstehen können. "

    Heidelberg ist ganz bewusst als Volluniversität in den Wettbewerb gegangen. Nur mit einem breiten Fächerspektrum könne man auf die großen Themen der Zukunft reagieren, glaubt Rektor Bernhard Eitel und auch auf internationalem Hochschulparkett mithalten.

    Ihre Kooperationen mit anderen Heidelberger Forschern, etwa vom Deutschen Krebsforschungszentrum, will die Universität deutlich ausbauen. Auch das gehört zum Zukunftskonzept. Und sie will die beruflichen Perspektiven für Nachwuchswissenschaftler verbessern. Geplant sind zum Beispiel befristete Professorenstellen, die begabten jungen Wissenschaftlern den Einstieg in den Beruf ebnen sollen. All das geht nur, wenn die Mittel fließen aus der Exzellenzinitiative. Viele Studierende allerdings sehen diesen Wettbewerb um Fördermittel eher nüchtern:

    " So wie wir das mitbekommen, werden bestimmte Fachrichtungen sehr gut ausgestattet, auch die, die für diese Exzellenzgeschichten im Mittelpunkt stehen. Die anderen Fachbereiche werden nicht so richtig berücksichtig und laufen eher so mit. Das ist sehr schade, finde ich.

    Es müsste sich dann auch was verändern für die Studenten, weil mir das nichts, bringt wenn Heidelberg jetzt offiziell Elite-Uni ist und sich für die Studenten nichts ändert. Das Angebot sollte sich dann verbessern. Sie sollten ihrem Anspruch schon gerecht werden als Elite-Uni.

    Wie viel das jetzt konkret für mein Fach bringen würde, weiß ich nicht. Bis auf das, dass man natürlich sagen kann, ich studiere an einer Elite-Uni.

    Sie müsste eigentlich längst Elite-Uni sein, sie ist es eigentlich schon, meine ich. Weil sie die beste ist, ganz einfach. "

    Im vergangenen Jahr sah das die Jury anders. Nur zwei von neun Anträgen stufte sie als förderungswürdig ein - das Zukunftskonzept der Traditions-Uni fiel durch. Für das allerdings gibt es am meisten Fördermittel. Das geplante Marsilius-Kolleg könnten die Heidelberger nur gründen, wenn sie die Gelder aus der Exzellenzinitiative bekommen. Sollte es die Hochschule auch diesmal nicht schaffen, in die Riege der Elite-Universitäten aufgenommen zu werden, wäre das ein herber Rückschlag, sagt Rektor Bernhard Eitel

    " Wir müssen auch dann weiterarbeiten. Es ist nicht so, dass wir dann kollektiv in den Neckar gehen. Wir werden dann anders weiter auf unserem Weg gehen können. Wir werden sehr viel langsamer sein. Es ist gar keine Frage: Wir sind gespannt auf den Freitag, wir hoffen auf den Freitag. Es würde uns neue Möglichkeiten geben und damit eine ganz neue Welt erschließen, in die die Universität vorstoßen könnte. "