Uli Blumenthal: Was haben die US-amerikanischen Forscher entdeckt, wie wehrt sich das Immunsystem der Kinder gegen den Malaria-Erreger?
Martin Winkelheide: Da muss man ein wenig ausholen. Der Mensch ist ja nur Zwischenwirt für den Malariaerreger. Er wird ja übertragen von Moskitos auf den Menschen. Der Erreger wandert erst einmal in Leberzellen, vermehrt sich dort und gelangt dann in den Blutkreislauf. Wenn er in die roten Blutkörperchen eindringt und dort weiter reift und die Zellen auch zum Platzen bringt und viele Entzündungsmediatoren freisetzt, auf die das Immunsystem wieder reagiert, dann kommt es zu den eigentlichen Krankheitszeichen. Und man hat länger schon vermutet, dass wenn Menschen teilweise geschützt sind gegen den Malariaerreger, dann hemmen sie wahrscheinlich das Eindringen des Erregers in die roten Blutzellen. Es gab schon einen Kandidaten, man hat sich genauer angesehen, wie kommt denn Plasmodium in die roten Blutzellen hinein, und hat gesehen, in den roten Blutzellen gibt es einen speziellen Eiweißstoff, an den der Malariaerreger andocken kann. Das war dann die Hypothese von den US Forschern von der Case Western Reserve University in Cleveland, die sagten, lasst uns doch einmal schauen, ob die Kinder nicht Abwehrmoleküle bilden genau gegen den Stoff auf der Oberfläche des Malariaerregers, der an die rote Blutzellen andockt, um in die Zellen hinein zu gelangen. Und sie haben einen speziellen Test entwickelt, um das zu messen, und sie haben gesehen, zehn Prozent der Kinder, die sie in Papua Neuguinea untersucht haben, haben tatsächlich eine hohe Anzahl von Abwehrmolekülen gebildet genau gegen diese Struktur. Und damit konnten sie auch sehen, wahrscheinlich sind diese Antikörper gegen diese spezielle Struktur auch wichtig, um eine Infektion abzumildern.
Blumenthal: Gibt es einen praktischen Nutzen für den Test, den die Forscher entwickelt haben?
Winkelheide: Der erste praktische Nutzen ist, dass man jetzt besser abschätzen kann, welche Kinder sind geschützt, wer droht schwer krank zu werden, wer bildet nicht genug Abwehrmoleküle und wer ist wahrscheinlich geschützt. Da man jetzt auch den Mechanismus gut verstanden hat, wie der Malariaerreger hinein kommt in die roten Blutzellen, könnte man sagen, vielleicht kann man ja auch ein Medikament entwickeln, das sich genau auf diese Stelle auf dem Malariaerreger setzt und die Bindung mit den roten Blutzellen blockiert, dass der Erreger gar nicht erst in die Zellen gelangen kann. Das wäre praktisch machbar, aber Medikamente müsste man eben wieder dauerhaft einnehmen, das ist ein großes Problem. Man könnte es aber möglicherweise, und das ist das viel Wichtigere, als Modell nehmen für eine Impfung.
Blumenthal: Warum sind die Forscher jetzt so optimistisch, eine Schutzimpfung entwickeln zu können?
Winkelheide: Die Forscher sind tatsächlich sehr optimistisch, und sie sagen, es ist ein wichtiger Fund, den wir gemacht haben, wir können jetzt endlich erklären, wie kommt Plasmodium vivax in die roten Blutzellen hinein und welche Antikörper können das verhindern. Christopher King vom Center for Global Health and Diseases der Case Western Reserve University glaubt, das ist ein wichtiger Schritt, wenn es auch erst einmal nur ein erster Schritt ist:
"Unsere Beobachtung könnte die Basis sein für die Entwicklung eines Impfstoffes gegen Plasmodium vivax. Der nächste Schritt ist jetzt, wir müssen prüfen, ob Menschen, denen wir das Eiweiß-Bruchstück des Erregers spritzen, auch ausreichend viele Abwehrmoleküle bilden. Und dann müssen wir wissen, ob diese Antikörper auch tatsächlich vor Malaria vivax schützen."
Blumenthal: Wann wird es einen Impfstoff geben?
Winkelheide: Man ist damit schon ein großes Stück vorangekommen, weil man eben genau das Eiweiß-Bruchstück kennt, was man spritzen könnte als Grundlage. Und Christopher King glaubt, dass es wahrscheinlich noch drei Jahre dauern wird, bis man diesen Impfstoff möglicherweise auch schon testen wird können.
Blumenthal: Würde die Impfung auch gegen andere Formen der Malaria schützen?
Winkelheide: Nein, es würde vor allem gegen Malaria vivax schützen. Diese Malaria ist sehr weit verbreitet, vor allem an der Ostküste in Afrika, in Südamerika, in Papua Neuguinea, wo die Studie gemacht worden ist, in weiten Teilen Indiens und Südostasiens. Früher hat man immer geglaubt, Malaria vivax ist nicht so gefährlich, aber neuere Studien haben gezeigt, dass es eben doch viele Todesfälle aufgrund der Malaria vivax-Infektionen. Wo es nicht weiterhilft, und das ist ein Problem, ist bei der Malaria tropica, also gegen Plasmodium falciparum, was eben als sehr gefährlicher Malariaerreger gilt, denn dieser Erreger benutzt auch andere Wege, um in die roten Blutzellen hinein zu kommen. Und da verstärkt man im Moment die Anstrengungen, dass man andere Impfstoffstrategien ausprobiert, dass man versucht, den Erreger zu blockieren auf dem Weg zur Leberzelle, oder dass man versucht zu verhindern, dass der Erreger in der Mücke bestimmte sexuelle Stadien ausbilden kann.
Martin Winkelheide: Da muss man ein wenig ausholen. Der Mensch ist ja nur Zwischenwirt für den Malariaerreger. Er wird ja übertragen von Moskitos auf den Menschen. Der Erreger wandert erst einmal in Leberzellen, vermehrt sich dort und gelangt dann in den Blutkreislauf. Wenn er in die roten Blutkörperchen eindringt und dort weiter reift und die Zellen auch zum Platzen bringt und viele Entzündungsmediatoren freisetzt, auf die das Immunsystem wieder reagiert, dann kommt es zu den eigentlichen Krankheitszeichen. Und man hat länger schon vermutet, dass wenn Menschen teilweise geschützt sind gegen den Malariaerreger, dann hemmen sie wahrscheinlich das Eindringen des Erregers in die roten Blutzellen. Es gab schon einen Kandidaten, man hat sich genauer angesehen, wie kommt denn Plasmodium in die roten Blutzellen hinein, und hat gesehen, in den roten Blutzellen gibt es einen speziellen Eiweißstoff, an den der Malariaerreger andocken kann. Das war dann die Hypothese von den US Forschern von der Case Western Reserve University in Cleveland, die sagten, lasst uns doch einmal schauen, ob die Kinder nicht Abwehrmoleküle bilden genau gegen den Stoff auf der Oberfläche des Malariaerregers, der an die rote Blutzellen andockt, um in die Zellen hinein zu gelangen. Und sie haben einen speziellen Test entwickelt, um das zu messen, und sie haben gesehen, zehn Prozent der Kinder, die sie in Papua Neuguinea untersucht haben, haben tatsächlich eine hohe Anzahl von Abwehrmolekülen gebildet genau gegen diese Struktur. Und damit konnten sie auch sehen, wahrscheinlich sind diese Antikörper gegen diese spezielle Struktur auch wichtig, um eine Infektion abzumildern.
Blumenthal: Gibt es einen praktischen Nutzen für den Test, den die Forscher entwickelt haben?
Winkelheide: Der erste praktische Nutzen ist, dass man jetzt besser abschätzen kann, welche Kinder sind geschützt, wer droht schwer krank zu werden, wer bildet nicht genug Abwehrmoleküle und wer ist wahrscheinlich geschützt. Da man jetzt auch den Mechanismus gut verstanden hat, wie der Malariaerreger hinein kommt in die roten Blutzellen, könnte man sagen, vielleicht kann man ja auch ein Medikament entwickeln, das sich genau auf diese Stelle auf dem Malariaerreger setzt und die Bindung mit den roten Blutzellen blockiert, dass der Erreger gar nicht erst in die Zellen gelangen kann. Das wäre praktisch machbar, aber Medikamente müsste man eben wieder dauerhaft einnehmen, das ist ein großes Problem. Man könnte es aber möglicherweise, und das ist das viel Wichtigere, als Modell nehmen für eine Impfung.
Blumenthal: Warum sind die Forscher jetzt so optimistisch, eine Schutzimpfung entwickeln zu können?
Winkelheide: Die Forscher sind tatsächlich sehr optimistisch, und sie sagen, es ist ein wichtiger Fund, den wir gemacht haben, wir können jetzt endlich erklären, wie kommt Plasmodium vivax in die roten Blutzellen hinein und welche Antikörper können das verhindern. Christopher King vom Center for Global Health and Diseases der Case Western Reserve University glaubt, das ist ein wichtiger Schritt, wenn es auch erst einmal nur ein erster Schritt ist:
"Unsere Beobachtung könnte die Basis sein für die Entwicklung eines Impfstoffes gegen Plasmodium vivax. Der nächste Schritt ist jetzt, wir müssen prüfen, ob Menschen, denen wir das Eiweiß-Bruchstück des Erregers spritzen, auch ausreichend viele Abwehrmoleküle bilden. Und dann müssen wir wissen, ob diese Antikörper auch tatsächlich vor Malaria vivax schützen."
Blumenthal: Wann wird es einen Impfstoff geben?
Winkelheide: Man ist damit schon ein großes Stück vorangekommen, weil man eben genau das Eiweiß-Bruchstück kennt, was man spritzen könnte als Grundlage. Und Christopher King glaubt, dass es wahrscheinlich noch drei Jahre dauern wird, bis man diesen Impfstoff möglicherweise auch schon testen wird können.
Blumenthal: Würde die Impfung auch gegen andere Formen der Malaria schützen?
Winkelheide: Nein, es würde vor allem gegen Malaria vivax schützen. Diese Malaria ist sehr weit verbreitet, vor allem an der Ostküste in Afrika, in Südamerika, in Papua Neuguinea, wo die Studie gemacht worden ist, in weiten Teilen Indiens und Südostasiens. Früher hat man immer geglaubt, Malaria vivax ist nicht so gefährlich, aber neuere Studien haben gezeigt, dass es eben doch viele Todesfälle aufgrund der Malaria vivax-Infektionen. Wo es nicht weiterhilft, und das ist ein Problem, ist bei der Malaria tropica, also gegen Plasmodium falciparum, was eben als sehr gefährlicher Malariaerreger gilt, denn dieser Erreger benutzt auch andere Wege, um in die roten Blutzellen hinein zu kommen. Und da verstärkt man im Moment die Anstrengungen, dass man andere Impfstoffstrategien ausprobiert, dass man versucht, den Erreger zu blockieren auf dem Weg zur Leberzelle, oder dass man versucht zu verhindern, dass der Erreger in der Mücke bestimmte sexuelle Stadien ausbilden kann.