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Hoffnung außerhalb der Grenzen

Kerntechnik. - In Berlin ging heute die Jahrestagung Kerntechnik zu Ende. Trotz Ausstiegsbeschluss und definiertem Ende der Kernenergie in Deutschland, sind die deutschen Unternehmen wegen der internationalen Aussichten optimistisch. Sogar für Kernreaktoren deutscher Herkunft sieht man einen Markt.

    Um die Atomkraft ist es in Deutschland ruhig geworden. Mit dem Ausstiegsbeschluss wird spätestens 2021 das letzte deutsche Atomkraftwerk abgeschaltet. Dennoch ist die Branche optimistisch. Denn nationale Grenzen sind auch in der Atomkraft zunehmend unerheblich. Und außerhalb Deutschlands ist es um die Kernkraft keineswegs schlecht bestellt. In den USA wird derzeit die Lebenszeit zahlreicher Reaktoren von 40 auf 60 Jahre verlängert, man denkt sogar an Neubauten. Auch in Asien sind Neubauten geplant. Sogar in Europa wird es künftig einen neuen Reaktor geben. Finnland hat soeben seinen fünften Reaktor ausgeschrieben. Die deutschen Reaktorbauer wittern hier ihre Chance. Seitdem Siemens KWU unter das Dach des französischen Konkurrenten Framatome zählt das französisch-deutsche Unternehmen zu den großen Drei der Branche.

    Framatome ANP kann gleich mit zwei Reaktorkonzepten in den Wettbewerb um die neuen Anlagen gehen. Eines, ein mittelgroßer Siedewasserreaktor, stammt aus den Entwicklungsschmieden der deutschen Tochter. Geschäftsführer Ralf Güldner erklärt die Sicherheitsvorzüge des neuen Reaktors: "Ein wesentlicher Punkt ist, dass man nach einem schweren Störfall die Nachzerfallswärme abführt, Indem man die Schmelze im Reaktorbehälter auffängt und dort sicher kühlt." Selbst der größte anzunehmenden Unfall, der Schmelze des Reaktorkerns, bleibt nach Einschätzung der Ingenieure so beherrschbar. Mehr Sicherheit gibt es auch durch vierfach redundante Sicherheitssysteme, je nach Bedeutung des Systems können drei Viertel oder die Hälfte der Sicherheitseinrichtungen ausfallen, ohne dass es Probleme gibt. Da alle Sicherheitssystem überdies räumlich getrennt sind, schätzen die Ingenieure die Wahrscheinlichkeit, dass alle von einer Katastrophe ausgeschaltet werden, als denkbar gering ein.

    Für die nächste Generation der Kernreaktoren werden derzeit bereits die Vorbereitungen getroffen. Ein internationales Konsortium hat bereits die Konzepte ausgewählt, die in den kommenden Jahrzehnten entwickelt werden und die Lücke zwischen den derzeitigen Reaktoren und den Fusionsreaktoren schließen sollen.

    [Quelle: Wolfgang Noelke]