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Hoffnung für Herzinfarkt-Risiko-Patienten

Um festzustellen, ob ein Risiko-Patient mit einem Herzinfarkt rechnen muss, werden zur Zeit aufwändige und riskante Katheter-Untersuchungen durchgeführt. Britische Wissenschaftler haben einen neuen Bluttest entwickelt, mit dessen Hilfe das Herzinfarkt-Risiko bestimmt werden kann.

Tobias Armbrüster |
    Ein Herzinfarkt beginnt schleichend, zunächst verfetten und verhärten die Herzkranzgefässe, es kommt zu Entzündungen. Diese Abläufe machen sich auch im Blutplasma bemerkbar, und zwar sehr früh. – Das will man bei diesem neuen Test zum Herzinfarkt-Risiko nutzen. Einige Tropfen Blutplasma werden dabei in einem sogenannten Magnet-Resonanz-Spektrometer analysiert. Das Gerät ist so groß wie ein Weinfass und besteht, einfach gesagt, aus einem riesigen Elektromagneten. Die Biomedizinerin Elaine Holmes hat diese Technik am Imperial College in London mit-entwickelt.

    Wir nehmen hier eine Plasma-Probe, füllen sie in ein Glasröhrchen und stecken das oben in das Spektrometer rein. Das Plasma sitzt dort genau in der Mitte eines 600 Megaherz-Magnetfeldes, und die einzelnen Moleküle im Plasma senden ein unterschiedliches Echo zurück. Dieses Echo wird aufgezeichnet und auf dem Computer sehen wir dann, in welcher Konzentration bestimmte Moleküle in der Plasma-Probe auftauchen. Das erlaubt uns Rückschlüsse auf bestimmte Krankheiten.

    Die Plasma-Probe erscheint nach der Magnet-Analyse als graphische Darstellung auf einem Bildschirm. Der Computer erkennt dabei aufgrund verschiedener Muster, unter welchen Krankheiten ein Patient leidet. Arteriosklerose, also eine Verengung der Arterien, ist Hauptursache für einen Herzinfarkt. Die Gefäßerkrankung macht sich unter anderem durch eine Konzentration bestimmter Eiweiße und Aminosäuren bemerkbar. Die Magnet-Resonanz-Analyse kann hier bereits kleinste Veränderungen feststellen.

    Unterschiedliche Krankheiten hinterlassen unterschiedliche Spuren im Blutplasma: bei Diabetes finden Sie etwa eine hohe Konzentration an Zucker, Knochenkrankheiten erkennen Sie ebenfalls an den Aminosäuren. Es wäre allerdings zu einfach, nur auf bestimmte Konzentrationen zu achten. Sie müssen die gesamte Zusammensetzung des Blutplasmas im Auge behalten, nur dann können Sie die richtigen Schlussfolgerungen ziehen.

    Mit Hilfe dieses Tests können die Mediziner mit 95prozentiger Sicherheit vorhersagen, ob ein Patient auf einen Herzinfarkt zusteuert oder nicht. Wenn der Patienten in regelmäßigen Abständen untersucht wird, lässt sich auch ermitteln, wie schnell sich sein Zustand verschlechtert... Zur Zeit werden Risiko-Patienten noch mit einem sogenannten Herz-Katheter untersucht. Der Arzt schiebt dabei eine optische Sonde durch eine Vene bis ans Herz. Das ist nicht nur sehr aufwändig, sondern kann auch riskant sein. Bei einigen Patienten können bleibende Schäden ausgelöst werden. Bei der Magnet-Resonanz-Analyse genügt dagegen eine einfache Blutprobe. Diese Untersuchung ist außerdem präziser in ihrer Vorhersage als etwa eine Gen-Analyse.

    Ein Gen-Profil kann Ihnen sagen, woran Sie im Laufe ihres Lebens möglicherweise erkranken, aber ob diese Krankheiten, dann tatsächlich auftreten, hängt von den äußeren Umständen ab. Die Metabonom-Analyse sagt Ihnen dagegen, was tatsächlich jetzt gerade im Körper passiert, oder was bereits passiert ist. Und wir hoffen, dass wir damit im Laufe der Zeit bestimmte Krankheiten immer früher entdecken können – dann können wir auch früher mit der Behandlung beginnen.

    Elaine Holmes rechnet damit, dass Arztpraxen und Krankenhäusern die Magnet-Resonanz-Analyse zur Infarkt-Vorhersage in zwei Jahren einführen können. Die Entwickler gehen davon aus, dass damit die Zahl der Herz-Katheter-Untersuchungen halbiert werden kann. Weil die Analyse des Blutplasmas so ungefährlich ist, können mit dieser Technik auch solche Menschen untersucht werden, die nicht zu den klassischen Risiko-Patienten gehören. Die Mediziner am Imperial College gehen davon aus, dass sie mit dieser Methode bald schon zahlreichere weitere Gefäß-Krankheiten sicher vorhersagen können.

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