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Hoffnungen auf Energiewende in den Wind geschrieben

Die deutsche Solarbranche kränkelt. Auch der Bochumer Anlagenbauer Eickhoff hat sich von der Energiewende einen deutlichen Schub für seine Windkraftsparte erhofft hat. Bislang vergebens.

Von Klaus Deuse |
    "Das Getriebe nimmt die Windenergie auf über das Drehmoment und wandelt sie nachher in elektrischen Strom um. Die Kette besteht vorn aus dem Flügel, dann kommt das Getriebe als Übersetzer, und dann kommt der Generator, um den Strom zu produzieren"

    , erklärt Montageleiter Ingo Kowalczyk beim Rundgang durch die Produktionshallen der Firma Antriebstechnik Eickhoff in Bochum das Aggregat, das für die Stromversorgung der nahen Zukunft eine so große Rolle spielt. Nämlich das unverzichtbare Teil, das zwischen den Rotorblättern und den Generatoren bei Windenergieanlagen den entscheidenden Beitrag zur Stromerzeugung aus Windkraft leistet: das Getriebe. Nur wenn hier Zahn in Zahn greift, fließt am Ende auch Strom. Bei Eickhoff verfügt man seit Jahrzehnten über ausgereifte Getriebeerfahrung, lange vor der Nutzung der Windkraft. Mit dem Know-how aus der Tiefe des Bergbaus, wie es Geschäftsführer Dr. Ralf Wittor skizziert, führte der Weg in luftige Höhen:

    "Traditionell sind wir Hersteller von Montantechnologie. Wir stellen Kohleabbaumaschinen her und haben darin schon immer schwer belastete Getriebe bauen müssen. Und dann haben wir begonnen, diese Getriebe an den Industriemarkt zu verkaufen, außerhalb der Bergbautechnik. Und haben unter anderem Kunden gefunden in dem Bereich der dann gerade eben frisch wachsenden Windkraftenergie. Das machen wir jetzt seit mehr als 20 Jahren erfolgreich, und es hat sich für Eickhoff zu einem wirklich wichtigen Zweig entwickelt."

    Mit Windkraftgetrieben erzielt Eickhoff inzwischen einen jährlichen Umsatz von über 100 Millionen Euro. Das macht innerhalb der Unternehmensgruppe mehr als ein Drittel aus. Die gefestigte Marktstellung des Unternehmens besteht darin, auf individuelle Wünsche der Kunden von der Konstruktion am Computer bis zur Serienproduktion am Standort eingehen zu können, wie Montageleiter Ingo Kowalczik nicht Anflug von Stolz beschreibt:

    "Es gibt verschiedene Getriebe für bestimmte Leistungsklassen. Es ist abhängig, wie hoch die Türme sind. Danach werden die Getriebe auch von der Konstruktion ausgelegt. Und insoweit bauen wir dann die unterschiedlichen Varianten hier in der Montage zusammen."

    Und zwar bis zu 600 Getriebe pro Jahr am Stammsitz in Bochum und weitere 400 Seriengetriebe im Zweigwerk Klipphausen bei Dresden. Jedes Exemplar zugeschnitten auf den jeweiligen Standort im Wind:

    "Ungefähr 600 Teile insgesamt, die wir in dem Getriebe verbauen. Dazu kommen Kleinteile wie Schrauben, Federn, Stifte, was dazugehört."

    Macht gewichtsmäßig, je nach Anlage, bis zu 18 Tonnen. Damit im luftigen Windbetrieb nichts im Getriebe knirscht, wird jedes Zahnrädchen kräftig durchgepustet:

    "Jedes Teil, was wir in unser Getriebe einbauen, muss absolut sauber sein. Und es wird hier in einer Industriewaschmaschine vorher gewaschen, damit nachher kein Partikel ins Getriebe reinkommt."

    Eickhoff gehört zu den Weltmarktführern, beliefert die ganz großen Anlagenbauer wie Nordex oder General Electric. In diesem Markt überzeugt nur geprüfte Qualität:

    "Wir stehen jetzt hier vor einem Zwei-Megawatt-Getriebe auf dem Prüfstand, was hier eine Nennlaufprüfung machen muss. Bei uns wird jedes Windkraftgetriebe zu 100 Prozent getestet. Hier simulieren wir einmal den Antrieb, was im Normalen der Flügel ist und den Generator, der ist genau wie auf der Anlage, wir speisen den Strom auch wieder zurück."

    Bei Eickhoff muss man zurzeit noch nicht viel zurückspeichern. Obwohl sich die Windkraftbranche von der Energiewende einen Aufschwung erwartet hatte. Dr. Ralf Wittor:

    "Na klar, erhoffte man sich von der Energiewende und speziell von dem Stoppen der Atomkraftwerke einen großen Schub in die Windkraftszene hinein. Aber einen deutlichen Schub für unser Geschäft haben wir daraus noch nicht erlebt."

    An Kompetenz mangelt es Unternehmen wie Eickhoff nicht, jedoch an Investoren:

    "Es fehlt der Wille, Windkraft als Energieerzeuger so zu akzeptieren, dass Finanziers einsteigen, die das nötige Geld dazugeben."

    Insbesondere im Offshorebereich, also mit Windparks vor den Küsten. Der deutschen Windkraftbranche, die gut 75 Prozent ihrer Anlagen exportiert, weht zudem international ein kräftiger Wind ins Gesicht. Gegenüber deutlich preiswerteren Konkurrenten aus China droht ihnen der US-Markt komplett wegzubrechen.

    Ralf Wittor:

    "Der deutsche Markt macht ungefähr ein Viertel dessen aus, was sie absetzen können. Es wird dazu führen, dass der amerikanische Markt im nächsten Jahr nahezu komplett einbrechen wird. Davor hat die Branche mächtigen Respekt. Das macht auch die Aussicht auf das nächste Jahr relativ düster."

    An der Stromerzeugung aus Windkraft führt dennoch kein Weg vorbei. Insbesondere nicht an Offshoreanlagen vor der Küste. Unternehmen wie Eickhoff zeigen sich gewappnet, was fehlt, sind politische Weichenstellungen.