Auch in den 20er Jahren hatte es in Donaueschingen bereits Zyklen mit "Kammermusikaufführungen zur Förderung zeitgenössischer Tonkunst" gegeben, und immer war der dort ansässige jeweilige Fürst derer von Fürstenberg mit dabei und unterstützte die Künstler nach Kräften. Dieses Fürstengeschlecht war es auch, das dem heute etwa 22.000 Einwohner großen Provinzstädtchen an der Ostseite des Schwarzwaldes in früheren Zeiten zu einigem ganz ansehnlichen musikalischen Glanz verhalf. Schon um 1500 ließ man hier an der Donauquelle Zelte und festliche Tafel aufschlagen und veranstaltete lustige Tänze und "andere Kurzweilen".
Später gab es am inzwischen gebauten Schloss eine Harmoniemusik mit Oboen, Hörnern und Fagotten zur Verschönerung von "Jagd und Tafel", ab 1762 dann eine richtige Hofkapelle, die in der Folge mit vielen auch uns gut bekannten Musikern für den richtigen Ton sorgte. Vater Leopold Mozart führte hier seine begabten Kinder vor und schenkte dem Fürsten hinterher noch sechs Sinfonien; im etwas später eröffneten Theater wurden Werke von Haydn, die eigenartig-reizvollen Melodramen von Georg Benda und in der Folge dann auch immer wieder Opern von Wolfgang Amadeus Mozart aufgeführt.
Bei ihm bestellte der Fürst 1786 drei Klavierkonzerte und drei Sinfonien. So erweiterte er das Repertoire der Hofkapelle mit neuer Musik, ansonsten spielte die vor allem Dittersdorf, Gossec, Rosetti und andere Meister der Schulen von Wien und Mannheim.
Der letzte langjährige Hofkapellmeister am Fürstenberg’schen Hof zu Donaueschingen war ab 1822 der aus Prag stammende Johann Wenzeslaus Kalliwoda. Er war erst 21, als er die Stelle antrat und hatte das Orchester zu organisieren, dessen Konzerte sowie Opernaufführungen zu leiten und dafür eigene Kompositionen zu liefern, er musste sich als Solist hören lassen und außerdem den fürstlichen Kindern Musikstunden geben.. Kalliwoda hinterließ sechs Sinfonien; zwei davon hat Frieder Bernius jetzt mit der Hofkapelle Stuttgart für das Plattenlabel Orfeo eingespielt.
Später gab es am inzwischen gebauten Schloss eine Harmoniemusik mit Oboen, Hörnern und Fagotten zur Verschönerung von "Jagd und Tafel", ab 1762 dann eine richtige Hofkapelle, die in der Folge mit vielen auch uns gut bekannten Musikern für den richtigen Ton sorgte. Vater Leopold Mozart führte hier seine begabten Kinder vor und schenkte dem Fürsten hinterher noch sechs Sinfonien; im etwas später eröffneten Theater wurden Werke von Haydn, die eigenartig-reizvollen Melodramen von Georg Benda und in der Folge dann auch immer wieder Opern von Wolfgang Amadeus Mozart aufgeführt.
Bei ihm bestellte der Fürst 1786 drei Klavierkonzerte und drei Sinfonien. So erweiterte er das Repertoire der Hofkapelle mit neuer Musik, ansonsten spielte die vor allem Dittersdorf, Gossec, Rosetti und andere Meister der Schulen von Wien und Mannheim.
Der letzte langjährige Hofkapellmeister am Fürstenberg’schen Hof zu Donaueschingen war ab 1822 der aus Prag stammende Johann Wenzeslaus Kalliwoda. Er war erst 21, als er die Stelle antrat und hatte das Orchester zu organisieren, dessen Konzerte sowie Opernaufführungen zu leiten und dafür eigene Kompositionen zu liefern, er musste sich als Solist hören lassen und außerdem den fürstlichen Kindern Musikstunden geben.. Kalliwoda hinterließ sechs Sinfonien; zwei davon hat Frieder Bernius jetzt mit der Hofkapelle Stuttgart für das Plattenlabel Orfeo eingespielt.
Auch ohne Handy, Fax und E-Mail funktionierte die Kommunikation unter den Musikern des 19. Jahrhunderts. Dafür sorgten kunstliebende weltoffene Fürstenhäuser ebenso wie umherreisende Virtuosen, mutige Verleger, Konzertveranstalter und Kritiker. Insofern war vermutlich auch Kalliwoda nicht im Stande der Unschuld, als er sich an die Komposition seiner ersten Sinfonie machte.
Der "Titan" Beethoven hatte mit seinen neun Sinfonien, zwischen 1799 und 1824 entstanden, die Latte hoch gelegt. Sein Erfindergeist lähmte die Tonsetzer nach ihm mehr als er sie beflügelte. Schubert fragt: "Wer vermag nach Beethoven noch etwas zu machen", Schumann nennt post-beethovensche Orchesterwerke "matte Spiegelbilder beethoven’scher Weisen", selbst Johannes Brahms quält sich angesichts dieses Übervaters noch ganze 22 Jahre mit der Komposition seiner ersten Sinfonie herum. Kalliwodas sechs Sinfonien kamen zwischen 1827 und 1843 heraus, damit füllten sie sozusagen die Lücke, die durch den "Beethoven-Schock" entstanden war, bis sich Schubert 1839 mit seiner großen C-Dur-Sinfonie, Schumann 1841 mit seiner 1. Sinfonie und Mendelssohn1842 mit seiner "Schottischen" aus der Deckung wagen.
Sie sind keine Geniestreiche, diese sechs Sinfonien von Kalliwoda, ein bisschen unbedarft vielleicht nach dem, was vorher schon war, aber sie erreichten bei Publikum und Kritik zu ihrer Zeit Anerkennung und sind auch heute allemal hörenswert. Zudem zeigen sie einmal mehr das allgemein hohe Niveau, auf dem auch so genannte Kleinmeister arbeiteten. Als Beispiel hierfür das Scherzo aus Kalliwodas 5. Sinfonie.
Das Scherzo aus der 5. Sinfonie von Johann Wenzeslaus Kalliwoda, gespielt von der Hofkapelle Stuttgart unter der Leitung von Frieder Bernius. Gerade in den mittleren Sätzen von Kalliwodas Sinfonien lauern die Gefahren, die seiner Musik dann in der Bewertung durch spätere Generationen zum Verhängnis wurden. Es ist seine Liebe zum gefälligen Charakterstück. Er erfindet wunderschöne Melodien, manchmal sind aber auch die schon etwas sorglos einfach. Bei deren Verarbeitung schließlich arbeitet er mit leichter, bisweilen aber auch leichtfertiger Hand, wodurch die Stücke konventionell und in die Nähe populärer Unterhaltungsmusik geraten, gut konsumierbar, aber ohne den nötigen Tiefgang.
Auch seine 5. Sinfonie enthält hierfür ein schönes Beispiel: der 3. Satz, ein Allegro grazioso, ist ein eingängiges Stück und atmet die Unbekümmertheit, aber auch Banalität mancher italienischer Opernarien, die vor allem geschrieben wurden, um die großartigen Stimmkünste von Tenören vorzuführen...
Auch solch allzu leichter Kost nimmt sich die Hofkapelle Stuttgart mit Engagement und Musikalität an. Dirigent Frieder Bernius, sonst eher bei hochdramatischer romantischer Vokalmusik oder ernster barocker geistlicher Musik zuhause, hat offenbar auch für dieses unterhaltsame Genre ein sicheres Gespür, ja, manchmal scheint mir die ausführliche Gestaltung fast schon ein wenig überdreht und damit schon wieder leicht ironisierend.
Vielleicht bedeutet dieses Augenzwinkern: Ja, wir haben hier im Südwesten auch unsere tollen Musiker gehabt, grundsolide Handwerker in böhmischer Musikantentradition, vielversprechend, fast schon genial in ihrer Jugend, dann aber schmorten sie zuweilen ein bisschen zu sehr im eigenen Saft, gelang ihnen neben den Alltagsverpflichtungen als Geiger, Dirigent und Organisator eher nur gutes Mittelmaß – aber immerhin!
Dem Publikum jedenfalls haben Kalliwodas Werke gut gefallen, seine Sinfonien nahmen von 1825 an bis etwa zur Mitte des Jahrhunderts in den Konzertkalendern deutscher Städte einen wichtigen Platz ein. Kalliwoda selbst verließ seine Donaueschinger Stellung trotz einiger Angebote nicht. Er blieb dem Hause Fürstenberg treu, bis 1848 nach der Revolution das Orchester aufgelöst wurde und etwas später ein Brand das Hoftheater zerstörte. Erst da zog Kalliwoda nach Karlsruhe, wo er weiter komponierte. Ein Versuch, später noch einmal das Musikleben in Donaueschingen wieder aufleben zu lassen, schlug fehl. Am 3. Dezember 1866 starb er in Karlsruhe.
Die Neue Platte – heute mit Musik von Johann Wenzeslaus Kalliwoda, wieder in unser Bewusstsein gerückt von der Hofkapelle Stuttgart und ihrem Leiter Frieder Bernius. Die CD mit der 5. und 6. Sinfonie kam jetzt beim Münchner Label Orfeo heraus. Mit guten Wünschen für einen schönen Sonntag verabschiedet sich im Studio Ludwig Rink.