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Hollande streichelt ländliche Seele

Die Stichwahl in Frankreich könnte Francois Hollande zum neuen französischen Präsidenten bestimmen. Der hatte nie ein Ministeramt inne und positioniert sich als ländlicher Abgeordneter. Sarkozy sucht Angriffspunkte.

Von Ursula Welter | 23.04.2012
    Francois Hollande will es machen wie Francois Mitterrand vor gut 30 Jahren, 1981, als die Sozialisten zum ersten und bis dato einzigen Mal den Elysée-Palast erobern konnten.

    "Le Changement", der Wechsel: Mit diesem Schlagwort war Francois Hollande in die erste Runde des Wahlkampfs gezogen. Jahrgang 1954, geboren in Rouen, Kind einer katholischen Familie. Francois Hollande ist gut ausgebildet, hat Rechts- und Politikwissenschaften studiert, die Elitehochschulen des Landes absolviert, und - obwohl als Brillenträger ausgemustert – freiwillig den Militärdienst gemacht.

    Vor fünf Jahren war es seine Lebensgefährtin, Segolène Royal, die Mutter seiner vier Kinder, die für die Sozialisten gegen Nicolas Sarkozy antrat und verlor. Das Paar Royal-Hollande trennte sich nach dem Urnengang 2007.

    Seit 1979 ist Francois Hollande Parteimitglied, war Berater Mitterrands im Elysée-Palast, ein Ministeramt hatte er nie inne. Was ihm im Politbetrieb von Paris als Schwäche ausgelegt wird, münzt Hollande in einen Vorteil um. Wahlen werden in Frankreich auch auf dem Lande gewonnen.

    "Ich bin ein Abgeordneter des ländlichen Raums", streichelte Hollande im Wahlkampf die Seele des Agrarlandes Frankreichs. Hollande ist Präsident des Generalrats der Corrèze, im Limousin, das für fette Wiesen und gutes Fleisch bekannt ist.

    Viele Jahre führte Francois Hollande die Sozialistische Partei als erster Sekretär. In der Auseinandersetzung um die europäische Verfassung stand er auf der Seite der Europa-Befürworter.

    Er sei ein Mann der Linken, sagt Hollande, zwar aus konservativem Elternhaus, aber seine Eltern hätten ihn die Freiheit der Entscheidung gelehrt. Nicht um jeden Preis Karriere machen, das sei sein Erfolgsrezept stets gewesen, sagt Francois Hollande. Für den zweiten Wahlgang am 6. Mai hat er beste Chancen, der nächste Präsident Frankreichs zu werden.

    "Null, nichts, gar nichts sei von Francois Hollande gekommen", kritisierte der Amtsinhaber das Programm seines Herausforderers im Wahlkampf. Hollande werde die Märkte in Unruhe versetzen mit seinen vielen teuren Wahlversprechen.

    "Wir können uns keine Fehlentscheidung leisten, angesichts der Lage in der Welt und in Europa", sagt Nicolas Sarkozy. Die Hoffnungen, die die Wähler 2007 in ihn steckten, hat Sarkozy zu Beginn seines Mandats enttäuscht. Sein Privatleben, die Nähe zum Kapital, sein sprunghaftes und teils arrogantes Auftreten haben seine Sympathiewerte binnen weniger Monate abstürzen lassen. Davon hat sich Sarkozy nicht erholt.

    "In diesen fünf Jahren habe ich mein Bestes gegeben, um die Franzosen zu schützen, in dieser Krise", verteidigt sich Nicolas Sarkozy, niemals in seinem Leben zuvor habe er sich derart eingesetzt.

    Ob das freilich reichen wird, zeigt sich am 6. Mai.