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Holstein-Stadion
Holstein Kiel beendet Alb­traum

Hämmern, schrauben, flexen: Das Stadion von Holstein Kiel ist zu klein für die Zweite Liga. Nur mit Ausnahmegenehmigung darf der Zweitligist überhaupt im Holstein-Stadion antreten. Vergeblich suchte die Stadt Kiel europaweit nach einem Bauunternehmer. Daraufhin nahm sich der Klub kurzerhand selbst der Sache an.

Von Christian Wolf | 20.04.2019
Die neue Osttribüne im Kieler Holstein-Stadion
Holstein Kiel - FC St. Pauli (dpa / picture alliance / Philipp Szyza)
Schon von weitem erhebt sich die neue Tribüne vom Rest des Stadions. Denn die 800 Tonnen schwere Stahlkonstruktion ist fast doppelt so hoch wie der Rest. Weiß schimmernd sieht der Bau von außen aus. Innen drin können unten 4000 Fans stehen und auf dem oberen Rang sind 3000 blaue Sitze montiert. Dazwischen sind auch weiße aufgebaut, die zusammen die Buchstaben KSV formen, was für Kieler Sportvereinigung Holstein steht.
Erst Anfang des Jahres hatte Holstein Kiel den Auftrag vergeben - seit zwei Monaten wird an der neuen Tribüne gebaut. Noch ist der Bau nicht fertig, noch wird überall gehämmert, geschraubt und geflext. Erst in zwei Wochen sollen die Restarbeiten beendet sein. Vereinspräsident Steffen Schneekloth hofft vor allem auf eine tolle Atmosphäre im Stadion - das es sich bei der neuen Tribüne um ein Provisorium handelt stört ihn nicht.
"Zum einen haben wir durch den Aufbau der neuen Osttribüne gegenüber der DFL, sämtliche Lizenz-Auflagen erfüllen können. Dass wir hier zu Zweitliga- und Bundesliga-Spielen bis zu 15.000 Menschen beherbergen können. Andererseits verschafft uns die neue Osttribüne als Provisorium die Möglichkeit eine eigne Stadion-Planung voranzutreiben, die nicht nur eine Tribüne, sondern ein ganzes Stadion beinhaltet."

Ehrgeiziger Zeitplan schreckte viele Bauunternehmen ab
Die Haupttribüne des Holstein-Stadions in Kiel.
Aktuell hat Holstein Kiel die Lizenz nur mit einer Ausnahmegenehmigung für das Stadion erhalten. Es verfügt nicht für das nötige Fassungsvermögen für 15.000 Zuschauer. (imago sportfotodienst)
Denn durch das neue Bauwerk an der Ostseite bekommt das Stadion ein völlig neues Gesicht. Geplant war das so nicht: Eigentlich sollte die neue Tribüne bis Ende der Saison aus Beton gebaut werden - für rund zwölf Millionen Euro. Dieser ehrgeizige Zeitplan hatte offenbar viele Bauunternehmen abgeschreckt.
Zwei Mal hatte die Stadt Kiel vergeblich europaweit nach einem Generalunternehmer gesucht. Das musste so gemacht werden, denn das Stadion gehört der Stadt und der Bau soll mit öffentlichen Geldern finanziert werden. Erst als der Verein die Initiative ergriffen hatte, konnte das alternative Bauvorhaben angeschoben werden. Die jetzt gebaute Stahlkonstruktion kann vier Jahre stehen bleiben. Nach einer erneuten Revision sogar noch länger, erklärt Bernd Helmstadt, Geschäftsführer der zuständigen Baufirma Nüssli.
"Grundsätzlich von den Normen her und der Gesetzgebung her gibt es kein Unterschied, das würde auch für ewig gut sein. Es gibt natürlich in der Ausbau-Qualität Unterschiede. Aber von dem was es statisch hält und von der Funktionalität gibt es kein Unterschied."
An einem Stadion-Neubau wird weiter gearbeitet
Verein und Stadt wollen aber nach wie vor einen Stadion-Neubau mit Platz für 25.000 Zuschauer. Vor zwei Jahren wurden die Kosten für ein derartiges Bauvorhaben auf mindestens 50 Millionen Euro geschätzt - mittlerweile dürfte sich die Summe wegen gestiegener Baukosten noch mal erhöht haben. Die Planungen laufen im Hintergrund weiter - wann mit den Bau begonnen werden kann ist aber noch nicht klar.


Holstein Kiels Vereinspräsident Steffen Schneekloth. "Die Stadt arbeitet daran das Gebiet so zu beplanen, dass es einen rechtskräftigen B-Plan gibt und der Verein arbeitet daran wie ein neues Stadion aussehen könnte und treibt diesseits die Planungen für sich voran."
Cheerleader zeigen am 13.5.2018 im Holstein-Stadion die Flagge von Holstein Kiel.
Cheerleader mit der Flagge von Holstein Kiel (picture alliance / dpa / Frank Molter)
Nicht nur von außen wirkt die Tribüne riesig - vom Platz ausgesehen wirkt der Bau neben dem Spielfeld wie ein offener Schuhkarton, der auf die Seite gefallen ist. Diese Optik hat aber auch akustische Auswirkungen.
"Das Stimmungsbild ist hier deutlich besser als in der Vergangenheit"
"Das ist das erste Mal, dass das Holstein-Stadion eben auch an der Seite der Osttribüne geschlossen ist und das ist sowohl für die Zuschauer aber auch für die Spieler eine ganz besondere Situation. Wie sie schildern, dass sie jetzt in einem reinen Fußball-Stadion hier ihren Job nachgehen können und das Stimmungsbild ist hier deutlich besser als in der Vergangenheit."
Holstein-Fans hoffen, mit der neuen Tribüne im Rücken der zwölfte Spieler auf dem Platz zu sein und so dem Verein für die restlichen Spiel zu helfen.
In Kiel träumen die Fans also weiterhin von der ersten Fußball-Bundesliga. In den verbleibenden Heimspielen werden sie also von der neuen Ost-Tribüne und dem restlichen Stadion alles geben, um ihre Mannschaft anzufeuern.