Ein Neubaugebiet am Rande von Oldenburg in Niedersachsen. Die junge Bauherrin Christa Seibert steht in T-Shirt und Hose im Dachgebälk ihres künftigen Hauses:
"Es wird ein Einfamilienhaus im Stil des Holzrahmenbaus, von außen verklinkert , aber von innen alles aus Holz. Es soll ein unheimlich schönes Wohnklima haben. Das haben andere Leute uns vorgeschwärmt. Die Farbe, die wir fürs Holz im Außenbereich verwenden, hat der Tischler uns empfohlen. Das war eine reine Vertrauenssache."
Der Polier Michael Ehmen der Baufirma wirkt wie ein erfahrener und umsichtiger Handwerker. Vor dem Holz-Rohbau werden die ersten Holzlatten für die Verblendung mit einer braunen Farbe gestrichen. Weiß er, was da drin ist?
"Wie hieß das Zeug jetzt noch? Das ist ganz normale Farbe. Die beziehen wir über den Tischler. Das ist eine einfache Glasur, die auf Wasserbasis basiert."
Im Erdgeschoss des Ökohauses finden wir den großen Eimer. Eine Holzfarbe mit Kieferlasur mit einem Schutz vor Blauschimmel, der die Balken verfärben kann. Auf den ersten Blick sei die Farbe unproblematisch, meint der Bausachverständige und Fachbuchautor Johann Müller, aber die Bretter würden oft schon zuvor behandelt:
"Da kann zum Beispiel ein organischer Wirkstoff drin sein, wie beispielsweise Propykonazol. Früher hatte man andere, schärfere Wirkstoffe wie PCP, Pentachlorphenol, die gibt es in Deutschland Gott sei Dank nicht mehr. Aber auch die neuen Substanzen sind natürlich chemische Substanzen, die schädlich sein können. Die Mittel müssen heute eine gesundheitliche und eine Umweltprüfung durchlaufen. Im Innbereich sollte so etwas gar nicht mehr eingesetzt werden,"
... um so Kopfschmerzen oder schlimmere Gesundheitsschäden zu verhindern. Auch eine Tränkung der Dachbalken mit Holzschutzmitteln sei nicht notwendig, so Müller. Grüne Balken seien nicht nur teurer, sondern eine Umweltgefahr:
"Früher war grün ein Zeichen für Kupfer. Kupfer ist ein Schwermetall, das aber kaum an die Raumluft abgegeben wird. Insofern besteht kein direktes Gesundheitsrisiko. Aber das Kupfer ist, wie gesagt, ein Schwermetall, und darf nicht so in der Natur entsorgt werden. Oder was leider immer noch passiert: Viele Bauherren nehmen ihre Reste für den heimischen Kachelofen und das sollte gerade nicht geschehen."
Reste gehören auf die Sondermülldeponie. Sonst entwickelt sich der heimische Kamin unversehens zum Sondermüllofen, der den Hausgarten mit giftigen Spurenelementen versorgt. Bauherrin Christina Seibert hat gerade zwei Tage Arbeit mit ihrem Mann hinter sich. Um Geld zu sparen, haben sie die Holzlatten selbst gestrichen ohne Atemschutz und Handschuhe:
"Ich bin sehr empfindlich. Ich bekomme oft bei Farben Kopfschmerzen. Und das habe ich bei dieser Farbe nicht ein einziges Mal gehabt. Ich hab mir oft auch was über die Finger gekleckert. Es gab keinen Ausschlag. Gar nichts. Ich bin zufrieden: keine Kopfschmerzen."
Doch auch später noch können Beschwerden auftreten. Nicht umsonst empfiehlt der Farben-Hersteller, sie nur von Fachleuten verarbeiten zu lassen. Aber auch die Männer auf dem Bau wissen oft nicht, mit welchen chemischen Stoffen sie da hantieren. Bei rund 150 zugelassenen Mitteln allein im Holzschutz kein Wunder. Auch der Vorarbeiter unseres Holzhauses, der Maurer Michael Ehmen, räumt ein:
"Ja geschult so, sicherlich, da müsste ich jetzt drum lügen. Aber, wenn uns was auffällig ist, natürlich prüfen wir das dann auch. Wir werden da nicht hingeschickt und Hauptsache, ihr macht das fertig und dann wird dann die Gesundheit aufs Spiel gesetzt. Also da wird mein Chef kein Risiko eingehen."
Gefahren lauern häufig in Altbauten. Hochgiftige und krebserregende Teerölverbindungen und Lindan wurden von unseren Vorfahren verwendet, um Holzbock, Würmer und Wespen fern zu halten. Wird der Dachboden für die Kinder ausgebaut, ist besondere Vorsicht angebracht, Holzexperte Müller:
"Lindan ist ein chlorierter Kohlenwasserstoff , der sehr giftig ist und eine Hauptsubstanz war neben dem Holzschutzmittel der 70er Jahre PCP, Pentachlorphenol."
Wegen Gesundheitsbeschwerden bei Kindern wurden bereits Schulen, Kindergärten und Wohnkomplexe saniert. Doch es geht auch ohne Chemie. Es reicht oft aus, Holz vor Feuchtigkeit zu schützen durch geneigte Dächer und eine Bauweise, die Holzbock und Co. den Zugang zum Dachstuhl erschwert. Trotzdem findet man überall noch grün oder rot getränkte Dachgauben. Teuer und sinnlos, so Holzexperte Müller. Hier läge ein enormes Einsparvolumen. Warum greifen die Wohnbaugesellschaften trotzdem zum chemischen Holzschutz? Hans Röbber, Bauleiter der Oldenburger GSG verteidigt die alte Methode:
"Ja für die Dachkonstruktion verwenden wir Holzschutzmittel, und zwar in Salzform, keine öligen Holzschutzmittel. Wir sorgen nach wie vor dafür, dass wir einen Holzschutz haben gegen Pilz, Insektenbefall und Fäulnis. Uns ist bekannt, dass das nicht unbedingt sein muss, wenn wir garantieren können, dass die Holzkonstruktion dauerhaft trocken bleibt. Doch das kann man nicht immer garantieren während der gesamten Bauphase."
"Es wird ein Einfamilienhaus im Stil des Holzrahmenbaus, von außen verklinkert , aber von innen alles aus Holz. Es soll ein unheimlich schönes Wohnklima haben. Das haben andere Leute uns vorgeschwärmt. Die Farbe, die wir fürs Holz im Außenbereich verwenden, hat der Tischler uns empfohlen. Das war eine reine Vertrauenssache."
Der Polier Michael Ehmen der Baufirma wirkt wie ein erfahrener und umsichtiger Handwerker. Vor dem Holz-Rohbau werden die ersten Holzlatten für die Verblendung mit einer braunen Farbe gestrichen. Weiß er, was da drin ist?
"Wie hieß das Zeug jetzt noch? Das ist ganz normale Farbe. Die beziehen wir über den Tischler. Das ist eine einfache Glasur, die auf Wasserbasis basiert."
Im Erdgeschoss des Ökohauses finden wir den großen Eimer. Eine Holzfarbe mit Kieferlasur mit einem Schutz vor Blauschimmel, der die Balken verfärben kann. Auf den ersten Blick sei die Farbe unproblematisch, meint der Bausachverständige und Fachbuchautor Johann Müller, aber die Bretter würden oft schon zuvor behandelt:
"Da kann zum Beispiel ein organischer Wirkstoff drin sein, wie beispielsweise Propykonazol. Früher hatte man andere, schärfere Wirkstoffe wie PCP, Pentachlorphenol, die gibt es in Deutschland Gott sei Dank nicht mehr. Aber auch die neuen Substanzen sind natürlich chemische Substanzen, die schädlich sein können. Die Mittel müssen heute eine gesundheitliche und eine Umweltprüfung durchlaufen. Im Innbereich sollte so etwas gar nicht mehr eingesetzt werden,"
... um so Kopfschmerzen oder schlimmere Gesundheitsschäden zu verhindern. Auch eine Tränkung der Dachbalken mit Holzschutzmitteln sei nicht notwendig, so Müller. Grüne Balken seien nicht nur teurer, sondern eine Umweltgefahr:
"Früher war grün ein Zeichen für Kupfer. Kupfer ist ein Schwermetall, das aber kaum an die Raumluft abgegeben wird. Insofern besteht kein direktes Gesundheitsrisiko. Aber das Kupfer ist, wie gesagt, ein Schwermetall, und darf nicht so in der Natur entsorgt werden. Oder was leider immer noch passiert: Viele Bauherren nehmen ihre Reste für den heimischen Kachelofen und das sollte gerade nicht geschehen."
Reste gehören auf die Sondermülldeponie. Sonst entwickelt sich der heimische Kamin unversehens zum Sondermüllofen, der den Hausgarten mit giftigen Spurenelementen versorgt. Bauherrin Christina Seibert hat gerade zwei Tage Arbeit mit ihrem Mann hinter sich. Um Geld zu sparen, haben sie die Holzlatten selbst gestrichen ohne Atemschutz und Handschuhe:
"Ich bin sehr empfindlich. Ich bekomme oft bei Farben Kopfschmerzen. Und das habe ich bei dieser Farbe nicht ein einziges Mal gehabt. Ich hab mir oft auch was über die Finger gekleckert. Es gab keinen Ausschlag. Gar nichts. Ich bin zufrieden: keine Kopfschmerzen."
Doch auch später noch können Beschwerden auftreten. Nicht umsonst empfiehlt der Farben-Hersteller, sie nur von Fachleuten verarbeiten zu lassen. Aber auch die Männer auf dem Bau wissen oft nicht, mit welchen chemischen Stoffen sie da hantieren. Bei rund 150 zugelassenen Mitteln allein im Holzschutz kein Wunder. Auch der Vorarbeiter unseres Holzhauses, der Maurer Michael Ehmen, räumt ein:
"Ja geschult so, sicherlich, da müsste ich jetzt drum lügen. Aber, wenn uns was auffällig ist, natürlich prüfen wir das dann auch. Wir werden da nicht hingeschickt und Hauptsache, ihr macht das fertig und dann wird dann die Gesundheit aufs Spiel gesetzt. Also da wird mein Chef kein Risiko eingehen."
Gefahren lauern häufig in Altbauten. Hochgiftige und krebserregende Teerölverbindungen und Lindan wurden von unseren Vorfahren verwendet, um Holzbock, Würmer und Wespen fern zu halten. Wird der Dachboden für die Kinder ausgebaut, ist besondere Vorsicht angebracht, Holzexperte Müller:
"Lindan ist ein chlorierter Kohlenwasserstoff , der sehr giftig ist und eine Hauptsubstanz war neben dem Holzschutzmittel der 70er Jahre PCP, Pentachlorphenol."
Wegen Gesundheitsbeschwerden bei Kindern wurden bereits Schulen, Kindergärten und Wohnkomplexe saniert. Doch es geht auch ohne Chemie. Es reicht oft aus, Holz vor Feuchtigkeit zu schützen durch geneigte Dächer und eine Bauweise, die Holzbock und Co. den Zugang zum Dachstuhl erschwert. Trotzdem findet man überall noch grün oder rot getränkte Dachgauben. Teuer und sinnlos, so Holzexperte Müller. Hier läge ein enormes Einsparvolumen. Warum greifen die Wohnbaugesellschaften trotzdem zum chemischen Holzschutz? Hans Röbber, Bauleiter der Oldenburger GSG verteidigt die alte Methode:
"Ja für die Dachkonstruktion verwenden wir Holzschutzmittel, und zwar in Salzform, keine öligen Holzschutzmittel. Wir sorgen nach wie vor dafür, dass wir einen Holzschutz haben gegen Pilz, Insektenbefall und Fäulnis. Uns ist bekannt, dass das nicht unbedingt sein muss, wenn wir garantieren können, dass die Holzkonstruktion dauerhaft trocken bleibt. Doch das kann man nicht immer garantieren während der gesamten Bauphase."