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Immobilienmarkt
Homeoffice wird Bedarf an Büroflächen laut Studie deutlich senken - Experten sehen Platz für neuen Wohnraum

Die in vielen Unternehmen etablierte Möglichkeit zum Homeoffice wird einer Studie zufolge den Bedarf an Büroflächen in Deutschland senken.

    Eine junge Person arbeitet mit Laptop im Homeoffice.
    Die Möglichkeit zum Homeoffice verringert den Bedarf an Büroflächen in Deutschland. (picture alliance / Eibner-Pressefoto | Fleig / Eibner-Pressefoto)
    Wie aus einer Untersuchung des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung an der Universität München hervorgeht, wird er sich bis 2030 um etwa zwölf Prozent verringern. Demnach werden in den sieben Großstädten Berlin, Hamburg, München, Frankfurt am Main, Stuttgart und Düsseldorf insgesamt rund 11,5 Millionen Quadratmeter weniger Flächen benötigt. Die neue Arbeitswelt stoße einen signifikanten Strukturwandel im Büromarkt an, erklärten die Wissenschaftler bei der Vorstellung der Studie in München.
    Die Studie verknüpft den Angaben zufolge Daten von Homeoffice-Umfragen unter 9.000 Unternehmen mit anonymisierten Bürovermietungsverträgen zwischen 2013 und 2023 aus der Datenbank des Immobilienberaters Colliers. Einige Experten sehen in den Veränderungen auch Möglichkeiten zur Entlastung des Wohnungsmarktes.

    Aus leerstehenden Büros könnten laut Immobilien-Experten über 11.000 Wohnungen in deutschen Großstädten geschaffen werden

    Jüngst hatte der Immobilien-Experte Helge Scheunemann darauf hingewiesen, dass der Umbau leerstehender Büros Platz für rund 11.300 Wohnungen in den sieben größten deutschen Städten schaffen könnte. Dadurch ließe sich der aktuelle Wohnungsbedarf dort zu rund einem Fünftel abdecken, sagte der leitende Analyst eines US-Unternehmens der Deutschen Presse-Agentur. Wegen des Trends zum Arbeiten von zuhause aus gäben Unternehmen zunehmend Räumlichkeiten ab. Besonders in Düsseldorf, Stuttgart und Frankfurt seien viele Büroflächen zum Umbau geeignet - anders als etwa in Berlin. Laut Scheunemann sehen die Planungen in Frankfurt für die kommenden vier Jahre bereits 1.200 Wohneinheiten in ehemaligen Büros vor. Die Kosten für die Umnutzung lägen rund 50 Prozent niedriger als beim Neubau.
    Ähnlich äußerte sich die Bundesarchitektenkammer. Präsidentin Gebhard mahnte angesichts der Krise im Wohnungsbau, alle Potenziale auszuschöpfen - seien es Aufstockungen, Nachverdichtungen oder eben der Umbau von Büros, alten Fabriken oder Handelsimmobilien.

    Rückgang der Wohnungsbau-Genehmigungen dauert an

    Was das Statistische Bundesamt in Wiesbaden gestern mitgeteilt hat, dauert der Rückgang bei den Baugenehmigungen für neue Wohnungen an. Im Januar ging die Zahl demnach im Jahresvergleich um 23,5 Prozent auf 16.800 zurück. Am größten fiel das Minus mit 42,7 Prozent auf 2.800 bei Einfamilienhäusern aus. Bei Mehrfamilienhäusern verringerte sich die Zahl der Genehmigungen um 20 Prozent auf 9.200. Im vergangenen Jahr war die Zahl der Baugenehmigungen insgesamt um mehr als ein Viertel auf rund 260.000 Wohnungen gesunken.
    Die Bundesregierung hat längst das Scheitern ihres Ziels von 400.000 neuen Wohnungen jährlich eingeräumt. Ungeachtet dessen hatte sich Bundeskanzler Scholz zuletzt optimistisch in Bezug auf die erwartete Entwicklung etwa bei Kaufkraft und Preisen geäußert.
    Diese Nachricht wurde am 19.03.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.