Ein roter Teppich führt in die Udo-Lindenberg-Ausstellung im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe. Er endet an einer Wand, darauf der berühmte Schattenriss des Sängers mit Hut. Am Tag vor der Eröffnung geht Udo Lindenberg selbst diesen Weg. Seinem berühmten Schatten schenkt er keinen Blick. Mehr interessiert ihn ein Udo-Lindenberg-Flipper, den ein Bastler extra für diese Ausstellung angefertigt hat.
"Und da hab ich gedacht: Es gibt noch keinen Linden-Flipper, noch keinen Udo-Flipper! – Ja. – Und da dachte ich, den baue ich, den schenk ich ihm. – Aha! – Und da steht er, in der Ausstellung!"
Udo Lindenberg ist zufrieden mit seiner Ausstellung, die er selbst absegnen darf. Inhaltliche Kritik ist nicht zu erwarten, schließlich ist dies eine Schau von Freunden für einen Freund. Manfred Besser, ein enger Vertrauter Lindenbergs, ist einer der Kuratoren:
"Das ist eine Würdigung, eine Hommage, auch an einen Freund, aber es ist eine Hommage an einen wirklich großen Künstler, an einen unglaublich tollen Menschen. Ja, was wir hier machen: Wir beschreiben hier wirklich sein Leben."
Und da gibt es doch noch einiges zu entdecken, jenseits von hübschem Quatsch wie dem alten Flipper, und Hässlichem, wie den unvermeidlichen Likör-Bildern. Dass Lindenberg mal bei Klaus Doldingers Passport gespielt hat und darum bei der Tatort-Titelmelodie trommelt, hat sich vielleicht mittlerweile rumgesprochen. Die Fotos, die ihn als jungen Musiker unterwegs in Libyen zeigen, dürften aber auch Fans noch überraschen – dabei war er da nur konsequent: Im Fragebogen zur Musterung hatte der junge Udo als angehenden Beruf Straßenmusiker angegeben, auch dieses Zeugnis ist hier zu bewundern. Herz der Ausstellung sind die vielen persönlichen Notizen Lindenbergs, etwa aus der Zeit seines Skandal-Songs "Nonnen".
"Perversion, die darin besteht: Kohle - Dritte Welt – Pille" sinniert er über Religion, geschrieben in rotem Kuli auf dem Briefpapier des Intercontinental Hotels Berlin. Und: "Leben geopfert – garantiert ne falsch verstandene christliche Botschaft". Es ist die erschlagende Naivität vieler Aufzeichnungen, die einen schließlich für diesen Mann einnimmt. Ohne freundschaftliche Zusammenarbeit wären solche Exponate gar nicht denkbar, erklärt Kurator Manfred Besser:
"Udo hat aufgehoben, also das was wir eigentlich alle machen. Nur bei einem Menschen, der so in der Öffentlichkeit ist wie Udo, fragen Menschen dann irgendwann: Sag mal, das existiert alles noch? Wo hast du denn das? Und dann heißt es: Ja, irgendwo auf dem Dachboden. Und das war meine Aufgabe vor sieben Jahren mittlerweile, als sein Bruder starb und Udo mich fragte, ganz unvermittelt: Sag mal, was machen wir denn eigentlich mal irgendwann mit meinem ganzen Krempel?"
Geplant ist ein ganzes Udo-Lindenberg-Museum, die hier zu sehenden knapp 500 Exponate sind nur ein Vorgeschmack darauf. Doch der hilft, diesem ikonenhaften Kerl ein bisschen näher zu kommen, hinter dessen Attributen Hut, Sonnenbrille und näselndes Nuscheln es mit den Jahren immer schwieriger wird, den Menschen auszumachen.
Udo Lindenberg war und ist ein großer Naiver mit dem Herz am rechten Fleck. Früher hat er gegen Krieg gewettert, heute gegen Nazis, ein linkes Gewissen der Nation aber war er nie. Seine Waffe waren nicht Analyse und Kritik, sondern Action und ein großes Maul. Anders hätte er es auch nie zu seinem auch im Westen nicht unumstrittenen Auftritt 1984 im Ost-Berliner Palast der Republik geschafft. Dennoch, das zeigt die Ausstellung, war es der tiefe Respekt vor den Menschen, der ihn unbedingt in Ostdeutschland auftreten lassen wollte. Der in der DDR aufgewachsene Dichter Durs Grünbein schreibt in einer Widmung: "Ein Trost: Er konnte den Osten nicht vergessen." Selbst der Bericht eines Stasi-Mannes über einen privaten Besuch Lindenbergs in Ost-Berlin endet mit der Feststellung, wie freundlich und bescheiden der Sänger sich gezeigt hat – Lindenbergs Stasi-Unterlagen sind ein weiterer spannender Teil der Ausstellung; am Ende des Rundgangs ist man direkt dankbar, dass sie noch zu Lindenbergs Lebzeiten realisiert wurde. Und dass es dieser Schau an kritischer Distanz fehlt? Für diesmal geschenkt, doch ein Lindenberg-Museum wird das eines Tages schon leisten müssen.
"Und da hab ich gedacht: Es gibt noch keinen Linden-Flipper, noch keinen Udo-Flipper! – Ja. – Und da dachte ich, den baue ich, den schenk ich ihm. – Aha! – Und da steht er, in der Ausstellung!"
Udo Lindenberg ist zufrieden mit seiner Ausstellung, die er selbst absegnen darf. Inhaltliche Kritik ist nicht zu erwarten, schließlich ist dies eine Schau von Freunden für einen Freund. Manfred Besser, ein enger Vertrauter Lindenbergs, ist einer der Kuratoren:
"Das ist eine Würdigung, eine Hommage, auch an einen Freund, aber es ist eine Hommage an einen wirklich großen Künstler, an einen unglaublich tollen Menschen. Ja, was wir hier machen: Wir beschreiben hier wirklich sein Leben."
Und da gibt es doch noch einiges zu entdecken, jenseits von hübschem Quatsch wie dem alten Flipper, und Hässlichem, wie den unvermeidlichen Likör-Bildern. Dass Lindenberg mal bei Klaus Doldingers Passport gespielt hat und darum bei der Tatort-Titelmelodie trommelt, hat sich vielleicht mittlerweile rumgesprochen. Die Fotos, die ihn als jungen Musiker unterwegs in Libyen zeigen, dürften aber auch Fans noch überraschen – dabei war er da nur konsequent: Im Fragebogen zur Musterung hatte der junge Udo als angehenden Beruf Straßenmusiker angegeben, auch dieses Zeugnis ist hier zu bewundern. Herz der Ausstellung sind die vielen persönlichen Notizen Lindenbergs, etwa aus der Zeit seines Skandal-Songs "Nonnen".
"Perversion, die darin besteht: Kohle - Dritte Welt – Pille" sinniert er über Religion, geschrieben in rotem Kuli auf dem Briefpapier des Intercontinental Hotels Berlin. Und: "Leben geopfert – garantiert ne falsch verstandene christliche Botschaft". Es ist die erschlagende Naivität vieler Aufzeichnungen, die einen schließlich für diesen Mann einnimmt. Ohne freundschaftliche Zusammenarbeit wären solche Exponate gar nicht denkbar, erklärt Kurator Manfred Besser:
"Udo hat aufgehoben, also das was wir eigentlich alle machen. Nur bei einem Menschen, der so in der Öffentlichkeit ist wie Udo, fragen Menschen dann irgendwann: Sag mal, das existiert alles noch? Wo hast du denn das? Und dann heißt es: Ja, irgendwo auf dem Dachboden. Und das war meine Aufgabe vor sieben Jahren mittlerweile, als sein Bruder starb und Udo mich fragte, ganz unvermittelt: Sag mal, was machen wir denn eigentlich mal irgendwann mit meinem ganzen Krempel?"
Geplant ist ein ganzes Udo-Lindenberg-Museum, die hier zu sehenden knapp 500 Exponate sind nur ein Vorgeschmack darauf. Doch der hilft, diesem ikonenhaften Kerl ein bisschen näher zu kommen, hinter dessen Attributen Hut, Sonnenbrille und näselndes Nuscheln es mit den Jahren immer schwieriger wird, den Menschen auszumachen.
Udo Lindenberg war und ist ein großer Naiver mit dem Herz am rechten Fleck. Früher hat er gegen Krieg gewettert, heute gegen Nazis, ein linkes Gewissen der Nation aber war er nie. Seine Waffe waren nicht Analyse und Kritik, sondern Action und ein großes Maul. Anders hätte er es auch nie zu seinem auch im Westen nicht unumstrittenen Auftritt 1984 im Ost-Berliner Palast der Republik geschafft. Dennoch, das zeigt die Ausstellung, war es der tiefe Respekt vor den Menschen, der ihn unbedingt in Ostdeutschland auftreten lassen wollte. Der in der DDR aufgewachsene Dichter Durs Grünbein schreibt in einer Widmung: "Ein Trost: Er konnte den Osten nicht vergessen." Selbst der Bericht eines Stasi-Mannes über einen privaten Besuch Lindenbergs in Ost-Berlin endet mit der Feststellung, wie freundlich und bescheiden der Sänger sich gezeigt hat – Lindenbergs Stasi-Unterlagen sind ein weiterer spannender Teil der Ausstellung; am Ende des Rundgangs ist man direkt dankbar, dass sie noch zu Lindenbergs Lebzeiten realisiert wurde. Und dass es dieser Schau an kritischer Distanz fehlt? Für diesmal geschenkt, doch ein Lindenberg-Museum wird das eines Tages schon leisten müssen.