"So, Konzentration."
Ein Herr im Blaumann bläst kräftig Luft in ein großes Rohr. Auf dem Rohr tanzen kleine Flämmchen unterschiedlich hoch. Prof. Dr. Christian Zylka moderiert ein Experiment auf dem Rubens'schen Flammrohr. Es ist eine Physikvorlesung an der Fachhochschule Erfurt. Die Weihnachtsvorlesung. Der Hörsaal ist kräftig überfüllt, die Hörer stehen bis auf den Gang. Kinder, Senioren und natürlich die Studenten, angehende Informatiker und Gebäudetechniker. Nun nimmt ein Kollege Platz vor dem Rohr.
"Also, so funktioniert im Prinzip die Tonerzeugung bei sämtlichen Blasinstrumenten. Aber da kann man nun nicht reingucken, insofern ist das gewissermaßen ein Experiment, mit dem man mal in eine Orgel hineingucken kann."
Zylka ist ein begeisterter Weihnachtsvorleser. Wenn der Stress nachlässt und die Feierlaune beginnt, dann ist es für ihn Zeit, Physik lebendig werden zu lassen.
"Zehn, neun, acht, sieben, sechs ..."
Dann knallen Raketen durch den Hörsaal, dann raucht und zischt es.
"… zwei, eins."
Dann erklärt er, wie man Klopapier am besten von der Rolle reißt, nämlich der Trägheit wegen ruckartig. Dann zucken Blitze und verbiegen sich Doktoranden. Normalerweise lehrt Zylka staubige Formeln, Theorien.
"Es ist nichts für alle."
Doch vor Weihnachten fährt er einmal alles auf. Mit zwei Assistenten und vier weiteren Helfern vollführt der Physikprofessor eine zweistündige Nonstop-Show mit Gags und Pointen.
"Das war heute für alle, für jeden, der kommen wollte, von acht bis achtzig. So versteh ich die Weihnachtsvorlesung."
Zylka ist an der FH Erfurt einer der wenigen, die eine Weihnachtsvorlesung anbieten. Schade eigentlich, dass es nicht mehr sind, findet er, denn es mache Spaß, und der gehöre zum Lernen. Außerdem ist es für ihn eine Tradition, die er schon von seinen Professoren geerbt hat.
"Also wir sind wirklich in der Woche vor den Weihnachtsferien von Fakultät zu Fakultät gezogen, haben mal bei den Medizinern geguckt, bei den Germanisten, bei den Journalisten war ich nicht, aber ich denke, die haben auch etwas gemacht. Also: Alle Fakultäten, die etwas auf sich gehalten haben, haben sich vorgestellt, haben also Vorlesungen mit Augenzwinkern gehalten, und das hat mir sehr gefallen. Da hatte man seine Freundin mitgenommen, damit die mal guckt, was man so treibt."
An vielen Fakultäten bundesweit finden alljährlich Weihnachtsvorlesungen statt. In Kaiserslautern zum Beispiel begeben sich Professoren auf die Spuren von StarTrek, an der Leibnitz-Uni Hannover werden Phänomene rund um Flüssigkeiten publikumswirksam aufbereitet und die Uni Bayreuth hat sich gleich Gerhard Schröder eingeladen, damit er über Deutschlands Rolle in der internationalen Wirtschaft referiert. Der Erfurter Prof. ist überzeugt, dass solche außergewöhnlichen Vorlesungen zwar viel Aufwand bedeuten, aber gut sind für das Betriebsklima.
"Man muss auch ein bissel eine andere Seite zeigen können. Die Studenten sehen mich mal anders, sicher lockerer als sonst. Also ich halte das für wichtig, und das ist schön. Und sie kommen und erzählen auch noch jahrelang davon."
In Erfurt endet die Weihnachtsvorlesung mit Glühwein. Die Fachschaft lädt ein.
"Prost Herr Professor Doktor Zylka!"
Und die Studierenden plaudern, während ihre Kommilitonen bereits wieder Formeln büffeln.
"Ich fand die Weihnachtsvorlesung sehr, sehr schön. Auch wieder sehr viel Praktisches, was gezeigt wurde. Auch interessant."
"Also es lockert auch auf."
"Also ich fand es zum Teil ein bisschen mehr Unterhaltung."
"Sehr angenehm."
"War sehr schön."
"Also ich bin auch extra früh aufgestanden, damit ich eigentlich einen Sitzplatz kriege, aber hat nicht funktioniert."
"Finde ich auch schön zur Weihnachtszeit. Muss ja nicht immer nur Lernen sein."
Physik, Star Trek und Gerhard Schröder : Eine Auswahl der Weihnachtsvorlesungen 2009
Ein Herr im Blaumann bläst kräftig Luft in ein großes Rohr. Auf dem Rohr tanzen kleine Flämmchen unterschiedlich hoch. Prof. Dr. Christian Zylka moderiert ein Experiment auf dem Rubens'schen Flammrohr. Es ist eine Physikvorlesung an der Fachhochschule Erfurt. Die Weihnachtsvorlesung. Der Hörsaal ist kräftig überfüllt, die Hörer stehen bis auf den Gang. Kinder, Senioren und natürlich die Studenten, angehende Informatiker und Gebäudetechniker. Nun nimmt ein Kollege Platz vor dem Rohr.
"Also, so funktioniert im Prinzip die Tonerzeugung bei sämtlichen Blasinstrumenten. Aber da kann man nun nicht reingucken, insofern ist das gewissermaßen ein Experiment, mit dem man mal in eine Orgel hineingucken kann."
Zylka ist ein begeisterter Weihnachtsvorleser. Wenn der Stress nachlässt und die Feierlaune beginnt, dann ist es für ihn Zeit, Physik lebendig werden zu lassen.
"Zehn, neun, acht, sieben, sechs ..."
Dann knallen Raketen durch den Hörsaal, dann raucht und zischt es.
"… zwei, eins."
Dann erklärt er, wie man Klopapier am besten von der Rolle reißt, nämlich der Trägheit wegen ruckartig. Dann zucken Blitze und verbiegen sich Doktoranden. Normalerweise lehrt Zylka staubige Formeln, Theorien.
"Es ist nichts für alle."
Doch vor Weihnachten fährt er einmal alles auf. Mit zwei Assistenten und vier weiteren Helfern vollführt der Physikprofessor eine zweistündige Nonstop-Show mit Gags und Pointen.
"Das war heute für alle, für jeden, der kommen wollte, von acht bis achtzig. So versteh ich die Weihnachtsvorlesung."
Zylka ist an der FH Erfurt einer der wenigen, die eine Weihnachtsvorlesung anbieten. Schade eigentlich, dass es nicht mehr sind, findet er, denn es mache Spaß, und der gehöre zum Lernen. Außerdem ist es für ihn eine Tradition, die er schon von seinen Professoren geerbt hat.
"Also wir sind wirklich in der Woche vor den Weihnachtsferien von Fakultät zu Fakultät gezogen, haben mal bei den Medizinern geguckt, bei den Germanisten, bei den Journalisten war ich nicht, aber ich denke, die haben auch etwas gemacht. Also: Alle Fakultäten, die etwas auf sich gehalten haben, haben sich vorgestellt, haben also Vorlesungen mit Augenzwinkern gehalten, und das hat mir sehr gefallen. Da hatte man seine Freundin mitgenommen, damit die mal guckt, was man so treibt."
An vielen Fakultäten bundesweit finden alljährlich Weihnachtsvorlesungen statt. In Kaiserslautern zum Beispiel begeben sich Professoren auf die Spuren von StarTrek, an der Leibnitz-Uni Hannover werden Phänomene rund um Flüssigkeiten publikumswirksam aufbereitet und die Uni Bayreuth hat sich gleich Gerhard Schröder eingeladen, damit er über Deutschlands Rolle in der internationalen Wirtschaft referiert. Der Erfurter Prof. ist überzeugt, dass solche außergewöhnlichen Vorlesungen zwar viel Aufwand bedeuten, aber gut sind für das Betriebsklima.
"Man muss auch ein bissel eine andere Seite zeigen können. Die Studenten sehen mich mal anders, sicher lockerer als sonst. Also ich halte das für wichtig, und das ist schön. Und sie kommen und erzählen auch noch jahrelang davon."
In Erfurt endet die Weihnachtsvorlesung mit Glühwein. Die Fachschaft lädt ein.
"Prost Herr Professor Doktor Zylka!"
Und die Studierenden plaudern, während ihre Kommilitonen bereits wieder Formeln büffeln.
"Ich fand die Weihnachtsvorlesung sehr, sehr schön. Auch wieder sehr viel Praktisches, was gezeigt wurde. Auch interessant."
"Also es lockert auch auf."
"Also ich fand es zum Teil ein bisschen mehr Unterhaltung."
"Sehr angenehm."
"War sehr schön."
"Also ich bin auch extra früh aufgestanden, damit ich eigentlich einen Sitzplatz kriege, aber hat nicht funktioniert."
"Finde ich auch schön zur Weihnachtszeit. Muss ja nicht immer nur Lernen sein."
Physik, Star Trek und Gerhard Schröder : Eine Auswahl der Weihnachtsvorlesungen 2009