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"Hostwriter"
Recherchehilfe für Reportageprojekte im Ausland

Oft scheitern journalistische Ideen an finanziellen Mitteln, besonders wenn es um Recherchen im Ausland geht. Über die gemeinnützige Internetplattform "Hostwriter" sollen künftig Journalisten aus aller Welt einander helfen: von der Recherche bis zum Schlafplatz.

Von Bettina Köster | 26.04.2014
    Ein Mann sitzt an einem Computer, daneben eine Kamera.
    "hostwriter": Recherchehilfe für Reportageprojekte im Ausland (dpa/Armin Weigel)
    "Die Idee hatte eigentlich die Dritte im Bunde: Tabea Grzeszyk und zwar hatte sie eine Reise gemacht in Syrien und war mit Couchsurfing unterwegs und hatte dann die Erfahrung gemacht, dass man durch Couchsurfing so viel neue Eindrücke gewinnen kann, weil man eben in eine ganz andere Welt eintaucht, wenn man dann auch gleich Kontakt zu einem Journalisten bekommen könnte, weil sich eine Recherche ergibt, die man dann zusammen angehen könnte oder weil man seine Fragen loswerden kann, die dann die journalistische Arbeit vereinfachen könnte."
    Gesagt, getan. Die drei Journalistinnen Tabea Grzeszyk, Sandra Zistl und Tamara Anthony, die sich im Journalist.Network" kennengelernt hatten, setzten sich zusammen und überlegten, wie ihre Plattform aussehen könnte. Ihre Ideen stießen bei diversen Stiftungen auf so große Resonanz, dass sie unter anderen von der Rudolf-Augstein-Stiftung Stipendien für den Aufbau der Plattform bekamen. Inzwischen ist ihnen klar, wie "hostwriter" funktionieren soll. Tamara Anthony.
    "Wir werden eben eine Prüfung vornehmen, ob derjenige, der sich anmeldet, auch tatsächlich Journalist ist, weil wir eben nicht wollen, dass PR-Leute oder im schlimmsten Fall Leute von Unternehmenskommunikation dann auch da mit im Netzwerk sind und schon Themen sehen oder so."
    Eine Art Suchmaschine
    Man könnte "hostwriter" auch als eine Suchmaschine für Journalisten bezeichnen. Man registriert sich mit seinen Spezialthemen im Online-Profil und bietet Kollegen Möglichkeiten der Zusammenarbeit und Unterstützung. Ähnlich wie bei Facebook oder anderen sozialen Netzwerken kann man sich dann vernetzen. Die Reise zu dem Kollegen ist dabei nicht immer zwingend notwendig.
    Die Journalisten müssen darüber natürlich nicht nur in Deutschland, sondern auch im Ausland informiert werden. Deshalb nehmen die "hostwriter" Initiatorinnen Kontakte zu den verschiedenen Journalistenorganisationen im In- und Ausland auf und kooperieren mit ihnen. In einigen Ländern ist das allerdings eine Gratwanderung. Sandra Zistl und Tamara Anthony.
    "Das Thema repressive Regime und Journalisten, bloggende Menschen war für uns von Anfang an ein großes Thema, weil uns das natürlich bewusst ist, dass es Länder gibt, wo es gar keine journalistische Infrastruktur gibt."
    "21´35 Wir sind dabei zu gucken, wie kann man den Datenschutz auch vornehmen, dass eben Journalisten wie aus solchen Regimen wie eben in China sich uns anvertrauen und dann bei uns sehr leicht ist deren Daten zu bekommen, da sind wir noch in der Prüfungsphase wie man das machen kann."
    Kontakte sind sensibler Bereich für Journalisten
    Natürlich sind Kontakte und Ansprechpartner für Journalisten immer ein sensibler Bereich und in gewisser Weise ihr Kapital. Da schaut jeder sowieso, wem man welche Informationen weitergibt. Die Initiatorinnen sehen die Konkurrenzsituation jedoch nicht als Problem, da man in der Regel nicht so sehr mit Medien aus dem Ausland im Wettbewerb stehe. Ganz im Gegenteil: Durch die zunehmende Globalisierung geraten Journalisten immer mehr unter Druck ihre Fühler auszustrecken und sich mit ausländischen Kollegen zusammen zu tun, so die Einschätzung der Journalistinnen. Deshalb sind sie auch davon überzeugt, dass die "hostwriter" Plattform auch weiter finanziert werden kann, selbst wenn die Stiftungsgelder nicht mehr fließen.