Dirk Müller: on Wodka soll man angeblich keine Kopfschmerzen bekommen, von vielen Wodka trinkenden Russen angeblich schon, von russischen Bürgern, die beispielsweise nach Österreich zum Skifahren kommen: offenbar ein großes Ärgernis für viele alteingesessene Stammgäste aus Westeuropa wie auch für viele Hotel- und Gastwirte. Der Vorwurf: Die Russen könnten sich einfach nicht benehmen, seien laut, anmaßend und unverschämt, so der Vorwurf. Der Nobelskiort Kitzbühel will oder wollte, so klar ist dies alles noch nicht , dagegen etwas tun und eine Quote, eine Begrenzung für die Besucher aus dem tiefen Osten einführen, sprich maximal zehn Prozent russische Gäste und mehr nicht. Ein Aufschrei ging daraufhin durch Österreich, aber es gab auch Unterstützung für diesen geplanten Schritt. Auch andere Skiorte denken angeblich über etwas Ähnliches nach
Am Telefon ist nun Sepp Schellhorn, Geschäftsführer der Österreichischen Hoteliervereinigung. Guten Morgen!
Sepp Schellhorn: Guten Morgen!
Müller: Herr Schellhorn, wie viel Gläser werden denn am Abend zerschmettert?
Schellhorn: Ich glaube, das wird alles sehr übertrieben, und, wie Sie eingangs gesagt haben, es denken andere Orte auch darüber nach. Also vor allem in Österreich wird nicht darüber nachgedacht, das ist richtig. In Kitzbühel wurde darüber nachgedacht, das war ein, wir sagen in Österreich, ein Schuss ins Knie. Ich glaube, das entspricht gar nicht der Realität. Die haben es einfach übersehen, mit unüberlegten und nicht einmal durchgerechneten Statements hier haben sie einen medialen Tsunami erreicht, der selbst den Kitzbühlern unangenehm ist.
Müller: Herr Schellhorn, um da noch mal zurückzukommen, Sie sagen, andere Orte, das gibt es nicht, also Sölden, Kaprun, Ischgl, darüber wird berichtet in den Medien, haben auch oder denken darüber nach. Stimmt nicht, sagen Sie?
Schellhorn: Nein. Also vor allem in Österreich wird überhaupt nicht darüber diskutiert und nicht einmal darüber nachgedacht. Es ist richtig, dass Sölden hat die meisten russischen Gäste im Winter, und das liegt bei sechs Prozent ihres Gesamtkuchens an den internationalen Gästen. Also es ist mir als Präsident der Österreichischen Hoteliervereinigung nicht bekannt, dass andere über Russenquoten nachdenken.
Müller: Dann reden wir über Kitzbühel. Da ist darüber nachgedacht worden, das haben Sie eben bestätigt. Warum?
Schellhorn: Ich weiß nicht, wie und warum darauf irgendein Vertreter oder eine Mitarbeiterin des Tourismusverbandes ein Statement abgegeben hat. Fakt ist, dass in Österreich russische Gäste im Jahr, also in 365 Tagen 500.000 Nächtigungen erreichen, währenddessen das Tourismusland Österreich 114 Millionen Nächtigungen erreicht. Das heißt, es sind nicht einmal 0,5 Prozent, das ist eigentlich gar nichts im Vergleich, bedenkt man, dass zum Beispiel deutsche Gäste einen Anteil haben bei uns, der knappe 65 Prozent beträgt.
Müller: Herr Schellhorn, wiederum da nachgefragt: Es gibt Berichte, wonach in den Spitzenmonaten, also gerade in der Wintersaison, in der Skisaison in bestimmten Orten inzwischen bis zu 20 Prozent russische Tagesgäste beziehungsweise Urlaubsgäste sind. Stimmt das nicht?
Schellhorn: Das kann durchaus der Fall sein, wenn man die russischen Weihnachten und danach betrachtet, zum Beispiel das Gasteiner Tal, Bad Gastein, Hochgastein, hat einen großen Anteil an russischen Gästen. Man sagt so, die machen das so genannte Jenner-Loch, also die Zeit nach den Weihnachtsferien.
Müller: Also das Januarloch?
Schellhorn: Genau. Wir sagen Jenner, in Deutschland sagt man Januar. Und die haben das wettgemacht. Das ist richtig, dass es in der Zeit einen höheren Anteil an russischen Gästen gibt als in anderen. Im Jahresdurchschnitt erreichen die nicht mehr als 0,5 Prozent. Das ist auch ein Fakt. Es ist aber so, immer, wo Gruppen reisen, immer, und das ist das russische Naturell im Moment noch, weil der Individualreiseverkehr noch nicht so etabliert ist wie in Westeuropa, da hat man ja auch über 20 Jahre dazu gebraucht, dass man mit einem Low-Cost-Career, also mit einem Billigflugzeug, irgendwo hinfliegt. In Russland ist das noch nicht so etabliert, das heißt, die fliegen im Charter, das heißt, die sind in Gruppen unterwegs. Das heißt auch, dass bei einem durchschnittlichen Hotel von 100 Betten circa 20, 30 Russen sind. Das sind dann auch schon 20, 30 Prozent. Das wird dann natürlich zum Ärgernis.
Aber bedenken Sie, wenn österreichische Gruppen, wenn ein Kegelclub nach Mallorca oder in die Türkei fliegt, sind es auch so viele, dann fällt es einfach nicht auf, weil die touristische Anlage, das heißt 600 Betten, viel größer ist als in Österreich. In Österreich gibt es kein einziges Ferienhotel mit 600 Betten. Das ist der Unterschied, und vor dem muss man sich wehren, und auch die Kitzbühler haben das insofern sehr schlecht medial verbreitet, indem sie hier einen Russenstopp ausriefen.
Müller: Aber es hat doch, Herr Schellhorn, wenn ich Sie hier unterbrechen darf, immer wieder diese Beschwerden von alten Stammgästen gegeben.
Schellhorn: Die gibt es nach wie vor. Es gibt aber auch Beschwerden über österreichische Stammgäste, die auch in Gruppen reisen. Wir verstehen nur die Kultur nicht. Wir sind noch nicht bereit dazu den zentraleuropäischen Gast so zu verstehen, wie wir den deutschen Gast, wie wir den österreichischen Gast, wie wir vielleicht auch den britischen Gast oder schwedischen Gast zu verstehen gelernt haben.
Müller: Sie meinen das jetzt sprachlich oder kulturell?
Schellhorn: Kulturell genauso.
Müller: Was verstehen wir denn daran nicht?
Schellhorn: Ich glaube, zum einen ist es einmal die Kultur, die Essensgewohnheiten, zum anderen sind es die sprachlichen Differenzen, da gibt es überall Differenzen. Das Gute und das Wunderbare daran, dass der Deutsche und der Österreicher die gleiche Sprache sprechen, gesprochen haben, dass der Schwede zumindest Englisch konnte. Russische Gäste können nicht alle Englisch.
Müller: Herr Schellhorn, haben Sie denn die Befürchtung, dass die vielen Beschwerden, die es ja nun in der Tat gibt in den vergangenen Monaten und Jahren, dazu führen, dass viele Alteingesessene demnächst nicht mehr nach Österreich in diese Orte kommen?
Schellhorn: Nein, habe ich nicht, weil vor allem eben diese Mischung, verstehen Sie mich,, mit diesen 500.000 Gästen zu knapp 500.000 Nächtigungen, also das heißt, der russische Gast produziert 500.000 Nächtigungen, zu fast - und das möchte ich jetzt einmal auf der Zunge zergehen lassen - zu fast 65 Millionen, was der deutsche Gast produziert in Österreich, dass das sich negativ auswirkt. Ich denke, wir sollten hier auch mehr und mehr Toleranz walten lassen. Im internationalen Verhältnis produzieren wir sogar sehr wenig russische Gäste. Wir müssen uns auch vor Augen halten, dass der russische Gast jetzt überall ist, also denken Sie an Dubai, denken Sie an die Seychellen, denken Sie an Italien, überall auch im Sommer wie im Winter, da ist der russische Gast zu finden. Also wir müssen damit leben. Wir müssen auch mit einer gewissen europäischen Toleranz dem gegenübertreten. Wir sind doch in der Europäischen Union, in der auch andere Nationen vorhanden sind.
Müller: Herr Schellhorn, es tut mit Leid, ich muss Sie leider hier unterbrechen. Die Nachrichten warten. Sepp Schellhorn war das, der Präsident der Österreichischen Hoteliervereinigung. Vielen Dank für das Gespräch und auf Wiederhören.
Am Telefon ist nun Sepp Schellhorn, Geschäftsführer der Österreichischen Hoteliervereinigung. Guten Morgen!
Sepp Schellhorn: Guten Morgen!
Müller: Herr Schellhorn, wie viel Gläser werden denn am Abend zerschmettert?
Schellhorn: Ich glaube, das wird alles sehr übertrieben, und, wie Sie eingangs gesagt haben, es denken andere Orte auch darüber nach. Also vor allem in Österreich wird nicht darüber nachgedacht, das ist richtig. In Kitzbühel wurde darüber nachgedacht, das war ein, wir sagen in Österreich, ein Schuss ins Knie. Ich glaube, das entspricht gar nicht der Realität. Die haben es einfach übersehen, mit unüberlegten und nicht einmal durchgerechneten Statements hier haben sie einen medialen Tsunami erreicht, der selbst den Kitzbühlern unangenehm ist.
Müller: Herr Schellhorn, um da noch mal zurückzukommen, Sie sagen, andere Orte, das gibt es nicht, also Sölden, Kaprun, Ischgl, darüber wird berichtet in den Medien, haben auch oder denken darüber nach. Stimmt nicht, sagen Sie?
Schellhorn: Nein. Also vor allem in Österreich wird überhaupt nicht darüber diskutiert und nicht einmal darüber nachgedacht. Es ist richtig, dass Sölden hat die meisten russischen Gäste im Winter, und das liegt bei sechs Prozent ihres Gesamtkuchens an den internationalen Gästen. Also es ist mir als Präsident der Österreichischen Hoteliervereinigung nicht bekannt, dass andere über Russenquoten nachdenken.
Müller: Dann reden wir über Kitzbühel. Da ist darüber nachgedacht worden, das haben Sie eben bestätigt. Warum?
Schellhorn: Ich weiß nicht, wie und warum darauf irgendein Vertreter oder eine Mitarbeiterin des Tourismusverbandes ein Statement abgegeben hat. Fakt ist, dass in Österreich russische Gäste im Jahr, also in 365 Tagen 500.000 Nächtigungen erreichen, währenddessen das Tourismusland Österreich 114 Millionen Nächtigungen erreicht. Das heißt, es sind nicht einmal 0,5 Prozent, das ist eigentlich gar nichts im Vergleich, bedenkt man, dass zum Beispiel deutsche Gäste einen Anteil haben bei uns, der knappe 65 Prozent beträgt.
Müller: Herr Schellhorn, wiederum da nachgefragt: Es gibt Berichte, wonach in den Spitzenmonaten, also gerade in der Wintersaison, in der Skisaison in bestimmten Orten inzwischen bis zu 20 Prozent russische Tagesgäste beziehungsweise Urlaubsgäste sind. Stimmt das nicht?
Schellhorn: Das kann durchaus der Fall sein, wenn man die russischen Weihnachten und danach betrachtet, zum Beispiel das Gasteiner Tal, Bad Gastein, Hochgastein, hat einen großen Anteil an russischen Gästen. Man sagt so, die machen das so genannte Jenner-Loch, also die Zeit nach den Weihnachtsferien.
Müller: Also das Januarloch?
Schellhorn: Genau. Wir sagen Jenner, in Deutschland sagt man Januar. Und die haben das wettgemacht. Das ist richtig, dass es in der Zeit einen höheren Anteil an russischen Gästen gibt als in anderen. Im Jahresdurchschnitt erreichen die nicht mehr als 0,5 Prozent. Das ist auch ein Fakt. Es ist aber so, immer, wo Gruppen reisen, immer, und das ist das russische Naturell im Moment noch, weil der Individualreiseverkehr noch nicht so etabliert ist wie in Westeuropa, da hat man ja auch über 20 Jahre dazu gebraucht, dass man mit einem Low-Cost-Career, also mit einem Billigflugzeug, irgendwo hinfliegt. In Russland ist das noch nicht so etabliert, das heißt, die fliegen im Charter, das heißt, die sind in Gruppen unterwegs. Das heißt auch, dass bei einem durchschnittlichen Hotel von 100 Betten circa 20, 30 Russen sind. Das sind dann auch schon 20, 30 Prozent. Das wird dann natürlich zum Ärgernis.
Aber bedenken Sie, wenn österreichische Gruppen, wenn ein Kegelclub nach Mallorca oder in die Türkei fliegt, sind es auch so viele, dann fällt es einfach nicht auf, weil die touristische Anlage, das heißt 600 Betten, viel größer ist als in Österreich. In Österreich gibt es kein einziges Ferienhotel mit 600 Betten. Das ist der Unterschied, und vor dem muss man sich wehren, und auch die Kitzbühler haben das insofern sehr schlecht medial verbreitet, indem sie hier einen Russenstopp ausriefen.
Müller: Aber es hat doch, Herr Schellhorn, wenn ich Sie hier unterbrechen darf, immer wieder diese Beschwerden von alten Stammgästen gegeben.
Schellhorn: Die gibt es nach wie vor. Es gibt aber auch Beschwerden über österreichische Stammgäste, die auch in Gruppen reisen. Wir verstehen nur die Kultur nicht. Wir sind noch nicht bereit dazu den zentraleuropäischen Gast so zu verstehen, wie wir den deutschen Gast, wie wir den österreichischen Gast, wie wir vielleicht auch den britischen Gast oder schwedischen Gast zu verstehen gelernt haben.
Müller: Sie meinen das jetzt sprachlich oder kulturell?
Schellhorn: Kulturell genauso.
Müller: Was verstehen wir denn daran nicht?
Schellhorn: Ich glaube, zum einen ist es einmal die Kultur, die Essensgewohnheiten, zum anderen sind es die sprachlichen Differenzen, da gibt es überall Differenzen. Das Gute und das Wunderbare daran, dass der Deutsche und der Österreicher die gleiche Sprache sprechen, gesprochen haben, dass der Schwede zumindest Englisch konnte. Russische Gäste können nicht alle Englisch.
Müller: Herr Schellhorn, haben Sie denn die Befürchtung, dass die vielen Beschwerden, die es ja nun in der Tat gibt in den vergangenen Monaten und Jahren, dazu führen, dass viele Alteingesessene demnächst nicht mehr nach Österreich in diese Orte kommen?
Schellhorn: Nein, habe ich nicht, weil vor allem eben diese Mischung, verstehen Sie mich,, mit diesen 500.000 Gästen zu knapp 500.000 Nächtigungen, also das heißt, der russische Gast produziert 500.000 Nächtigungen, zu fast - und das möchte ich jetzt einmal auf der Zunge zergehen lassen - zu fast 65 Millionen, was der deutsche Gast produziert in Österreich, dass das sich negativ auswirkt. Ich denke, wir sollten hier auch mehr und mehr Toleranz walten lassen. Im internationalen Verhältnis produzieren wir sogar sehr wenig russische Gäste. Wir müssen uns auch vor Augen halten, dass der russische Gast jetzt überall ist, also denken Sie an Dubai, denken Sie an die Seychellen, denken Sie an Italien, überall auch im Sommer wie im Winter, da ist der russische Gast zu finden. Also wir müssen damit leben. Wir müssen auch mit einer gewissen europäischen Toleranz dem gegenübertreten. Wir sind doch in der Europäischen Union, in der auch andere Nationen vorhanden sind.
Müller: Herr Schellhorn, es tut mit Leid, ich muss Sie leider hier unterbrechen. Die Nachrichten warten. Sepp Schellhorn war das, der Präsident der Österreichischen Hoteliervereinigung. Vielen Dank für das Gespräch und auf Wiederhören.