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HSH Nordbank funkt SOS

Mit einem Rettungsschirm von rund zehn Milliarden Euro haben die Bundesländer Hamburg und Schleswig-Holstein die angeschlagene HSH Nordbank durch die Krise gebracht. Doch nun zeichnet sich ab, dass es bei Bürgschaften allein nicht bleibt. Die Bank rechnet mit Milliardenverlusten.

Von Verena Herb |
    Die HSH Nordbank galt lange als größter Schiffsfinanzierer der Welt: Und genau ihr Kerngeschäft macht dem Geldinstitut nun extrem zu schaffen. Man habe die langfristige Risikovorsorgeplanung überarbeitet, heißt es in einem öffentlichen Schreiben der Bank am Mittag. Das Ergebnis: Wegen deutlich gestiegener Risiken und Verlusten bei Schiffskrediten müssten die beiden Eigentümerländer - Hamburg und Schleswig Holstein – voraussichtlich insgesamt Verluste von 1,3 Milliarden Euro übernehmen. Das Geldinstitut geht nach seiner neuesten Prognose davon aus, dass die Belastungen für die Länder ab 2019 bis 2025 anfallen könnten.

    Es zeigt sich: Die Umstrukturierung der Bank mit einem neuem Geschäftsmodell hat nicht funktioniert, die Idee der "Bank für Unternehmer" hat nicht gegriffen. Auch deshalb musste Paul Lerbinger Mitte Oktober als Vorstandschef seinen Platz räumen. Die HSH ist in ihrem alten Geschäftsmodell der Schiffsfinanzierung gefangen: hat 32 Milliarden Euro Kredite für die Schifffahrtsbranche in den Büchern, die 20 Prozent der Bilanz ausmachen. Viele dieser Darlehen wurden in den Boomjahren 2006 und 2007 vergeben – jetzt, in Zeiten der Krise, können viele Reeder das Geld nicht zurückzahlen. Fatal für das Geldinstitut, dass bereits im zweiten Quartal dieses Jahres einen Nettoverlust von 58 Millionen Euro gemeldet hatte.

    Rückblick: 2008 drohte der HSH Nordbank ein Verlust von 2,8 Milliarden Euro. Die beiden Länder Hamburg und Schleswig-Holstein als Haupteigentümer spannten einen gemeinsamen Rettungsschirm von insgesamt 13 Milliarden Euro: Sie schossen für drei Milliarden Euro Kapital nach und bürgten mit zehn Milliarden Euro für die bestehenden Geschäfte der Bank. Allerdings muss die HSH zunächst für 3,2 Milliarden Euro Verluste selbst einstehen, erst dann springen die Länder ein, erst dann kann die sogenannte Zweitverlustgarantie in Anspruch genommen werden.

    Die HSH Nordbank bezifferte die Wahrscheinlichkeit, dass Staatshilfen in Anspruch genommen werden müssen, auf über 50 Prozent.