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Hürde oder Hilfe?

Der Verein uni-assist bereitet seit einiger Zeit Unterlagen ausländischer Studienbewerber für deutsche Hochschulen auf. Der Studierendenausschusses (AStA) der Universität Potsdam übt Kritik. Eine Diskriminierung der ausländischen Bewerber sei das, und unsozial. Außerdem kämen Unterlagen weg, Anfragen würden ewig nicht beantwortet und der Datenschutz nicht beachtet. Die Beschuldigten wehren sich.

Von Willian Vorsatz |
    Der Marokkaner Medhi Chbihi weiß, wie hoch die Hürden sind, um in Deutschland zu studieren. Er hat die Prozedur selbst durchgemacht. Um die Studienzulassung zu bekommen, musste er ein Visum finanzieren und bei der Ausländerbehörde eine Kaution auf ein Sperrkonto zahlen. Dazu kommen jetzt bei vielen Hochschulen auch noch 20 bis 50 Euro für die Prüfung der Bewerbungsunterlagen – durch die zentrale Arbeits- und Servicestelle für ausländische Studienbewerbungen, kurz uni-assist. Chbihi ist jetzt Referent für Internationales beim AStA der Universität Potsdam und damit auch Ansprechpartner für ausländische Studierende:

    "Es waren mehrere Leute bei uns, die sich beschwert haben, und deswegen haben wir uns entschieden, uns mit assist zu beschäftigen. Zusätzlich wird das Leben von vielen Menschen hier in Deutschland schwerer gemacht durch viele Hürden. Und assist ist eine davon. Eine Hürde, die von den Hochschulen gemacht wurde. Und die in unserem hochschulpolitischen Bereich liegt."

    uni-assist ist ein eingetragener Verein, 84 Hochschulen machen deutschlandweit mit. Die Mitarbeiter überprüfen, ob alle Bewerbungsunterlagen formal richtig und vollständig sind. Dann gehen die Daten als Bewerbungen in elektronischer Form an die Hochschulen. Prinzipiell sei dagegen ja nichts einzuwenden, so der AStA in Potsdam. Nur: dass die ausländischen Bewerber den Dienst selbst bezahlen müssten, sei unsozial und würde ärmere Anwärter diskriminieren. Der Service müsse kostenlos angeboten werden, fordert Matthias Wernicke, Referent für Hochschulpolitik beim AStA in Potsdam:

    "Was die zwei anderen Punkte betrifft, also den Datenschutz, als auch die langen Bearbeitungszeiten: In unserer Pressemitteilung können die durchaus als Unterstellung gelesen werden, und dann müssen wir die natürlich zurücknehmen. Solche Unterstellungen sind nicht haltbar, weil wir die quantitativ nicht nachweisen können. Wir haben aber nichts desto trotz weiterhin den Tatbestand, dass Beschwerden vorliegen hier bei uns an der Uni, dass Beschwerden vorliegen auch noch bei anderen Hochschulen in Brandenburg, und dass wir auf Grund dieser Beschwerden kritisch hinterfragen, ob der Datenschutz wirklich gewährleistet ist. Und dass wir genauso kritisch hinterfragen, ob die Bearbeitungsprozesse in einer annehmbaren Zeit funktionieren."

    uni-assist ist den Hochschulen seit zweieínhalb Jahren vorgeschaltet. In dieser Zeit seien die Bewerberzahlen ausländischer Studierender drastisch zurückgegangen. Stimmt, sagen die Hochschulleitungen. Nur: Daran sei nicht uni-assist schuld. Sie seien generell zurückgegangen – auch an den Hochschulen ohne uni-assist.
    Aber durch die Hilfe von uni-assist habe die Potsdamer Uni jetzt wieder Zeit für inhaltliche Gespräche mit potenziellen Bewerbern, sagt die Ausländerbeauftragte Larisa Subacis. Sie steht voll hinter uni-assist und glaubt, dass der AStA nicht genügend recherchiert habe:

    "Wir konnten die Qualität der Bewerbungen steigern, und wir haben mehr Studierende, die sich tatsächlich eingeschrieben haben, seitdem uni-assist uns dann die Arbeit abgenommen hat. Also das heißt, die Qualität ist wirklich viel besser. Und daher kann man auch sagen, dass die Uni wirklich viel mehr davon hat. Diese Masse an Bewerbungen, die unvollständig ist, wo die Leute sich nicht richtig informiert haben, ist schlechter, als wirklich die Bewerber zu bekommen, die hier studieren wollen, die sich informiert haben, und deren Bewerbungen dann wirklich vollständig sind."

    Auch uni-assist selbst weist die Vorwürfe vom Potsdamer AStA zurück. Geschäftsführer Thomas Liljeberg hat zunächst sogar rechtliche Schritte erwägt. Die Anschuldigungen zur Arbeit in der Servicestelle wären schlichtweg haltlos. Und was die Bezahlung der Service-Leistungen betreffe: Solche Pauschalen seien in vielen anderen Ländern ebenfalls üblich:

    "Im Grunde genommen geht es dem AStA offensichtlich darum, dass er einen freien Zugang generell zum Studium in Deutschland sich wünscht, und das ist so ein bisschen wie die Forderung, Freibier für alle, ohne das jemand sagt, wer das Freibier bezahlt."