Ein steiniger Pfad führt vom Parkplatz den Berghang hinab, mitten hinein in den tiefgrünen Wald. Unter dessen Wurzeln schlummerte früher ein wertvolles Edelmetall, davon erzählt auch der Name des Berges – er heißt nämlich Goldberg. In diesen Goldberg wollen wir heute hinein.
"Da kriegen wir jetzt eine Regenjacke, einen Helm und ein Geleucht. Weil es ist unten relativ eng und schmal. Damit man die eigene Kleidung nicht schmutzig macht oder zerreißt, gibt es hier die Regenjacken. Nicht weil es nass ist, sondern als Schutz gegen die Felswände."
Aus einer kleinen Hütte holt Bergwerksführer Rüdiger Schlenk die Ausrüstung für seine Besucher, dann geht es weiter den Waldweg entlang. Unser Ziel ist ein uralter Stollen, aus dem einst Gold zu Tage gefördert wurde. Dutzende solcher Stollen gibt es am Rand des Fichtelgebirges, der Goldbergbau war jahrhundertlang lange ein gutes Geschäft.
Aus einer kleinen Hütte holt Bergwerksführer Rüdiger Schlenk die Ausrüstung für seine Besucher, dann geht es weiter den Waldweg entlang. Unser Ziel ist ein uralter Stollen, aus dem einst Gold zu Tage gefördert wurde. Dutzende solcher Stollen gibt es am Rand des Fichtelgebirges, der Goldbergbau war jahrhundertlang lange ein gutes Geschäft.
Humboldts Aufgabe: Goldvorkommen erforschen
Für ein paar Jahre waren die Goldbergwerke in Franken auch ein wichtiger Schauplatz im Leben von Alexander von Humboldt. 1793 kommt er nach Franken, als frisch gebackener Bergbaubeamter. Im Auftrage Preußens soll er erforschen, wie viel Gold es hier wohl noch gibt. Was Besseres konnte dem damals 23-Jährigen gar nicht passieren.
"Humboldt wollte raus. Der wollte nicht an irgendeinem Schreibtisch hocken in irgendeinem Büro. Der wollte raus, der wollte in die Natur, der wollte schon immer sein Leben lang die Natur untersuchen. Und was kam ihm da besser zu Pass, als dass er hier unter Tage rumkrauffeln, untersuchen und machen und tun durfte. Und vor allem selbst entscheiden durfte, wann und wo er das alles machte", sagt Anette Taubenreuther vom Museumsverein Goldkronach, die die Tour zu dem alten Bergwerk begleitet.
"Humboldt wollte raus. Der wollte nicht an irgendeinem Schreibtisch hocken in irgendeinem Büro. Der wollte raus, der wollte in die Natur, der wollte schon immer sein Leben lang die Natur untersuchen. Und was kam ihm da besser zu Pass, als dass er hier unter Tage rumkrauffeln, untersuchen und machen und tun durfte. Und vor allem selbst entscheiden durfte, wann und wo er das alles machte", sagt Anette Taubenreuther vom Museumsverein Goldkronach, die die Tour zu dem alten Bergwerk begleitet.
Das Städtchen Goldkronach liegt ganz in der Nähe und war seinerzeit der Wohnort von Humboldt.
Keine Brocken oder Nuggets
Inzwischen sind wir angekommen am Mund des Stollens, wie es im Jargon der Bergleute heißt. An einem Hang öffnet sich zwischen Farnen und Moosen ein schmaler Eingang, gestützt von Holzbalken und Steinen, oben drüber ein Schild mit Worten "Glück auf". Pechschwarz ist es im Innern. Da geht es jetzt rein.
Schon nach wenigen Schritten hat einen die Dunkelheit völlig verschluckt. Im Schein der kleinen Lichtkegel, die die Helmlampen werfen, laufen wir im Gänsemarsch den engen Felstunnel entlang, tief hinein in den Berg. Nach einer Weile kommt ein größerer Hohlraum und Bergwerksführer Rüdiger Schlenk zeigt auf die karstige Wand.
"Das Gestein, das wir hier sehen, ist der sogenannte Phyllit-Schiefer. In diesen Phyllit-Schiefer waren die damals vorhandenen Goldquarzgänge eingebettet. Das ist das Gold, das der Bergmann hier vor Ort gefunden hat – keine kiloschweren Brocken oder Nuggets, sondern feinstverteilte Fäden, alles im Gestein drinnen, hat der Bergmann hier vor Ort aus dem Berg herausgeholt."
Erforschung der Natur unter Tage
Als Humboldt 1793 beginnt, die Stollen zu inspizieren, steckt die Branche bereits tief in der Krise. Viele Goldgruben in der Region sind nicht mehr rentabel. Das versucht der Preuße zu ändern, er will die Abläufe verbessern, um den Bergbau neu zu beleben.
Gleichzeitig nutzt der neugierige Humboldt die alten Stollen aber auch als eine Art Forschungslabor. Er untersucht unter Tage Grubenpilze und Flechten, nimmt Gesteinsproben, experimentiert mit Luftdruck – und entdeckt dabei noch einmal, wie tief auch seine eigene Leidenschaft reicht.
Gleichzeitig nutzt der neugierige Humboldt die alten Stollen aber auch als eine Art Forschungslabor. Er untersucht unter Tage Grubenpilze und Flechten, nimmt Gesteinsproben, experimentiert mit Luftdruck – und entdeckt dabei noch einmal, wie tief auch seine eigene Leidenschaft reicht.
"Er hat sozusagen Blut geleckt und es war fortan für sein Leben klar. Er will sich der Natur und den Besonderheiten der Natur unter jedweder Bedingung – ob Hitze, Kälte, Höhe, Tiefe, ob über oder unter Tage - dem will er sich widmen."
Erfindungen zur Erleichterung des Bergbaus
Einmal kostet seine Neugier Humboldt sogar fast das Leben. In einem fast luftfreien Schacht will er eine Lampe probieren, die er selbst konstruiert hat – und wird dabei ohnmächtig. Ein Kompagnon kann ihn gerade noch rechtzeitig retten.
Der Besucher von heute hat höchstens mit Platzangst zu kämpfen, doch zur damaligen Zeit war der Bergbau brutal. Auch das wollte Humboldt verändern. Er erfindet deshalb eine Atemmaske für Bergleute, außerdem eine Grubenlampe für bessere Sicht.
"Sie müssen sich vorstellen, der Bergmann hatte damals kein so modernes Geleucht wie wir. Sie hatten die sogenannten Frösche – das waren Keramik- oder Tongefäße, die waren mit Rindertalg gefüllt und ein Stück Docht, das hat man angezündet. Es war sehr, sehr dunkel vor Ort. Also, das waren schon Bedingungen - das war furchtbar."
Der Besucher von heute hat höchstens mit Platzangst zu kämpfen, doch zur damaligen Zeit war der Bergbau brutal. Auch das wollte Humboldt verändern. Er erfindet deshalb eine Atemmaske für Bergleute, außerdem eine Grubenlampe für bessere Sicht.
"Sie müssen sich vorstellen, der Bergmann hatte damals kein so modernes Geleucht wie wir. Sie hatten die sogenannten Frösche – das waren Keramik- oder Tongefäße, die waren mit Rindertalg gefüllt und ein Stück Docht, das hat man angezündet. Es war sehr, sehr dunkel vor Ort. Also, das waren schon Bedingungen - das war furchtbar."
Glühendes Engagement
Nachempfinden lassen sich diese buchstäblich finsteren Zeiten auch im nahen Goldkronach in einem alten Sandsteingebäude, das wir im Anschluss besuchen. Alexander von Humboldt wohnte kurzzeitig darin, heute wird das Haus in der oberfränkischen Kleinstadt als Goldbergbaumuseum genutzt.
Im Untertageraum – ein schummriges Zimmer, das man über eine Art Stolleneingang betritt – sieht und hört man Figuren zwischen Gesteinsbrocken schuften. Eine Szene, die harte Arbeit der Bergleute nachstellt. Die Geschichte des Goldbergbaus in der Region ist hier genau dokumentiert – und natürlich auch das glühende Engagement Humboldts.
"Humboldt ist sehr, sehr früh in die Bergwerke eingefahren. Er hat Stunden da unten verbracht, hat nicht auf seine Gesundheit oder auf Kleidung oder auf irgendwas geachtet. Er war wahnsinnig viel unterwegs, sodass die Bergleute hier oftmals gesagt haben, der hat acht Arme und acht Beine und ist an mehreren Stellen gleichzeitig – wie macht er das?"
Humboldt blüht auf
Knapp drei Jahre verbringt Alexander von Humboldt in Oberfranken und reist in dieser Zeit ständig von Stollen zu Stollen. Der Goldbergbau in der Region kommt unter ihm noch einmal zur Blüte - und auch Humboldt selbst blüht hier regelrecht auf. "In Goldkronach war ich glücklicher, als ich je wagen durfte zu glauben", schreibt er später rückblickend an einen Freund.
"Die fränkischen Jahre persönlich haben ihm insofern etwas bedeutet, als dass er erkannt hat: Er hat keine Angst. Er ist in so tiefen, engen Schluchten herumgekrochen – und er hat hieraus die Quintessenz gezogen: Ich habe keine Angst, ich traue mir alles zu."
1796 verlässt Alexander von Humboldt seinen Posten als Bergbaubeamter, um sich künftig ganz der Forschung zu widmen. Kurz danach schon bereitet er sich vor, auf seine erste große Expedition. Das kurze Kapitel in Franken war, wenn man so will, der inspirierende Auftakt dazu.