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Hundert Jahre kosmischer Zollstock

Manche Sterne im Weltall verändern regelmäßig ihre Helligkeit, weil sie sich aufblähen und wieder schrumpfen. Die klassischen Vertreter dieser Sternsorte sind die Cepheiden - benannt nach ihrem Prototypen im Sternbild Cepheus.

Von Dirk Lorenzen | 17.07.2012
    Vor gut hundert Jahren untersuchte Henrietta Swan Leavitt Cepheiden in den Magellanschen Wolken, Begleitgalaxien unserer Milchstraße. Miss Leavitt war als Rechenkraft am Harvard College Observatory angestellt.

    Ihr fiel auf, dass die Periode, mit der die Cepheiden mal stärker und mal schwächer leuchten, von der maximalen Helligkeit der Sterne abhängt. Je heller ein Cepheide leuchtet, desto länger dauert sein Pulsieren.

    Ist dieser Zusammenhang einmal an nahen Objekten geeicht, so kann man damit den Abstand ferner Objekte bestimmen. Denn die Dauer des Lichtwechsels verrät die wahre Leuchtkraft des Sterns. Der Vergleich mit seiner Helligkeit an unserem Himmel liefert die Entfernung.

    Diese Periode-Leuchtkraft-Beziehung der Cepheiden ist bis heute der wichtigste astronomische Zollstock, um das Weltall zu vermessen. Mit ihm werden wiederum andere Messmethoden geeicht, etwa die Rotverschiebung.

    In diesem Jahr jährt sich die Veröffentlichung der Periode-Leuchtkraft-Beziehung zum hundertsten Mal. Zwar war diese Entdeckung sicher nobelpreiswürdig, aber Henrietta Leavitt hat sie beruflich nicht weit vorangebracht. Denn Harvard verwehrte Frauen damals bedeutende akademische Positionen.

    Erst 1921 wurde Miss Leavitt dort immerhin Leiterin der Stellarphotometrie. Doch die große Astronomin ist kurz darauf gestorben - sie wurde nur 53 Jahre alt.

    Informationen zur Entfernungsbestimmung mit Cepheiden

    Das Leben von Henrietta Swan Leavitt