London
Hunderte Festnahmen bei Protest gegen Verbot von "Palestine Action" - Wer ist die pro-palästinensische Gruppe?

In London sind mehr als 450 Menschen festgenommen worden, die gegen das Verbot der pro-palästinensischen Gruppe "Palestine Action" protestiert hatten. Palestine Action ist in Großbritannien seit Kurzem als Terrororganisation eingestuft. Die Menschenrechteorganisation Amnesty International verurteilte das Vorgehen der Polizei.

    Menschen sitzen vor dem britischen Parlament in London, Big Ben ist zu sehen. Auf ihren Plakaten steht: "I oppose genozide, I support Palestine Action"
    Protest in London: Zahlreiche Menschen bekundeten auf Plakaten ihre Unterstützung für "Palestine Action" und wurden festgenommen. (picture alliance / Sipa USA / SOPA Images)
    Die Polizei teilte mit, 466 Menschen habe man wegen der Unterstützung einer verbotenen Organisation festgenommen. Ihnen könnten jahrelange Gefängnisstrafen drohen. Acht weitere Menschen seien wegen anderer Vergehen wie etwa Angriffen auf Polizisten festgenommen worden.

    Demonstranten hielten Plakate hoch: "Ich unterstütze Palestine Action"

    Die Kundgebung fand am Samstag auf dem Parliament Square in London statt. Die Organisatoren der Gruppe "Defend Our Juries" hatten dazu aufgerufen, Plakate hochzuhalten mit der Aufschrift: "Ich bin gegen Völkermord, ich unterstütze Palestine Action."
    Amnesty International schrieb auf X, die Festnahme friedlicher Demonstranten sei eine Verletzung der internationalen Verpflichtungen Großbritanniens, die Redefreiheit und die Versammlungsfreiheit zu schützen. Im Vorfeld der Proteste hatten sich mehr als 50 Wissenschaftler und Autoren in einem offenen Briefmit dem Anliegen der Demonstranten solidarisiert und die Rücknahme des Verbots von Palestine Action gefordert.

    Vandalismus-Anschlag auf Militärflughafen führte zur Einstufung als Terrororganisation

    Die Gruppe "Palestine Action" war Anfang Juli auf Drängen der Regierung verboten worden. Auslöser waren den Behörden zufolge gewalttätige Angriffe durch Mitglieder der Gruppe - unter anderem auf einen Militärflugplatz. Sie waren dort eingedrungen und hatten Flugzeuge mit roter Farbe besprüht und richteten mit Brecheisen weitere Beschädigungen an. Der Schaden soll sich auf acht Millionen Euro belaufen haben.
    "Palestine Action" wirft der israelischen Regierung einen Genozid im Gazastreifen vor und weist der britischen Rüstungsindustrie sowie der Regierung eine Mitverantwortung zu. Bereits im vergangenen Jahr waren Aktivisten der Gruppe in das Werk einer Rüstungsfirma eingedrungen und hatten Schaden angerichtet. Auch auf den Golfplatz von US-Präsident Trump in Schottland hatte es einen Farbanschlag gegeben. Nach Angaben von Palestine Action zielen ihre Proteste darauf ab, die internationale Unterstützung für den Gaza-Krieg zu beenden.
    Als Terrororganisation steht Palestine Action nun auf einer Liste von 81 Organisationen in Großbritannien, darunter Al-Kaida, der Islamische Staat sowie die Hamas. Palestine Action geht gerichtlich gegen die Einstufung und das Verbot vor. Ende Juli hatte ein Gericht in einem ersten Schritt zugelassen, dass die Einstufung von Palestine Action als Terrorgruppe überprüft werden darf.
    Diese Nachricht wurde am 10.08.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.