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Hungerkur nach der Elefantenhochzeit

Vergangenen Dienstag überraschten die Chefs der IT-Großkonzerne Hewlett-Packard (HP) und Compaq, Carly Fiorina und Michael Capellas, selbst gutinformierte Insider mit der Nachricht über den Zusammenschluss beider Unternehmen. Beide Wirtschaftskapitäne betonten zwar dabei das Zusammengehen zweier gleichberechtigter Konzerne, doch die zukünftige Machtverteilung besitzt ihren Schwerpunkt eindeutig bei HP.

Peter Welchering |
    Zwar hüteten sich Carly Fiorina, allgewaltige Vorstandsvorsitzende bei HP, und Michael Capellas, der noch die Geschicke von Compaq lenkt, von einer Übernahme Compaqs durch Hewlett-Packard zu sprechen, doch um nichts anderes handelt es sich bei dem Überraschungs-Coup. Dies spiegelt sich in der Besetzung des neuen Gesamtvorstandes wider: Während Capellas zwar nomineller Präsident des neuen gemeinsamen Unternehmens werden soll, besetzen bisherige HP-Mitarbeiter alle anderen zentralen Posten. So wird Robert Wayman von HP den Finanzvorstand übernehmen, während Vyomesh Joshi den Sektor Imaging und Printing leiten soll, unter den die schwergewichtige Domäne der Druck- und Scannprodukte fällt. Carly Fiorina selbst besetzt die Schlüsselstellung der Vorstandsvorsitzenden. Selbst die Integration der Compaq-Mitarbeiter in den Gesamtkonzern obliegt einem eigens geschaffenen Team um Webb McKinney von HP.

    "Compaq und HP, das ist eine für Aktionäre und Kunden unwiderstehliche Kombination, die für künftige gemeinsame Arbeit aufregende Möglichkeiten aufzeigt", unterstrich Carly Fiorina. Analysten sehen ein nahezu identisches Leistungsangebot beider Unternehmen. Damit biete die Megafusion ein enormes Potential zur Kostenreduktion. Angesichts des Verlustes von Compaq in Höhe einer halben Milliarde Mark alleine im zweiten Quartal dieses Jahres sowie des Gewinneinbruchs bei HP um rund 90 Prozent plant Fiorina nach dem Zusammenschluss eine straffe Verschlankung der neuen Unternehmensstruktur. Außerdem visiert die ehrgeizige Chefin auch drastisch höhere Verkaufszahlen bei Notebooks und PCs an. Auf einem anderen Feld ergänzen sich HP und Compaq dagegen nach Meinung der Experten hervorragend: So bringt Compaq die drei ausgebauten Beratungsfelder Netzwerktechnik und E-Business mit in die Ehe. Überdies gewinnt HP über die von Compaq zuvor übernommenen Spezialisten Digital Equipment und Tandem an beträchtlichem Knowhow auf dem Sektor von Superservern.

    Doch der Megadeal ist noch weit davon entfernt, wirklich Realität zu werden, denn noch steht das Einverständnis der Kartellbehörden aus. Allerdings signalisierte US-Präsident Bush bereits, dem Zusammenschluss nicht im Wege stehen zu wollen. Sehr viel kritischer beäugt dagegen die Europäische Union die Elefantenhochzeit. Ein förmliches Verfahren wird prüfen, ob die Fusion von Compaq und HP im Einklang zu europäischen Wettbewerbsregeln steht.