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Hungerlohn für Fußball-Trikots

"Fair trade" steht für fairen Handel von Waren, die aus Entwicklungsländern in Industrieländer exportiert werden. Faire Preise, Umweltschutz-Standards, sozialverträgliche Arbeitsbedingungen und Gleichberechtigung von Frauen. Die Praxis sieht allerdings häufig anders aus. So auch bei adidas.

Von Axel Denecke | 14.07.2011
    Monserrat Arevalo arbeitet bei der NGO "mujeres transformandos” und hat die Arbeitsbedingungen beim adidas-Zulieferer "Ocean Sky” unter die Lupe genommen, bei dem bis zu 1.500 Menschen, vorwiegend Frauen, beschäftigt sind. Für einen Monatslohn von etwa 100 Euro nähen dort Frauen in 9-Stunden-Schichten Bekleidung. Monserrat Arevalo:

    "Die Arbeiterinnen stehen unter hohem Arbeitsdruck, sie trinken oft kein Wasser, um nicht Zeit auf der Toilette zu verlieren. Ihnen wird der Gang zum Arzt nicht gestattet. Es gibt eine systematische Verletzung der Arbeitsrechte"

    Die Frauen müssen bis zu zwölf T-Shirts pro Stunde nähen, das bei unzumutbar hohen Temperaturen in der Fabrik und zudem unbezahlten Überstunden leisten, hieß es in dem Bericht der NGO.

    Damit wurden nicht nur internationale Arbeitsrechte verletzt, sondern auch der Verhaltenskodex der Marke Adidas selbst, die gerne den Eindruck erweckt, sie hätte die volle Kontrolle über ihre weltweit 1200 Zulieferbetriebe in 69 Ländern. Der als Reaktion auf den alarmierenden Bericht in Kraft gesetzte Maßnahmenplan von adidas brachte zwar eine bessere Belüftung der Arbeitsräume, die Anrechnung von Überstunden und mehr Transparenz auf dem Lohnzettel der Arbeiterinnen, doch für Monserrat Arevalo wird das grundsätzliche Problem immer noch nicht angegangen: die niedrigen Löhne. Von 100 Euro monatlich kann auch in El Salvador niemand würdig leben.

    "Die Arbeitsbedingungen müssen so sein, dass die Frauen nicht nur arbeiten, arbeiten, arbeiten und dabei arm bleiben. Die Frauen müssen leben und arbeiten können, sie müssen auch Träume haben können".

    Der Lohnkostenanteil am Ladenpreis liegt bei weniger als einem Prozent. Selbst bei einer deutlichen Lohnerhöhung für die Näherinnen würde auch das WM-Trikot kaum teuerer werden. Doch auf Anfrage gibt Adidas in dieser Hinsicht nur ausweichende Antworten. So werden die Frauen in den Adidas-Nähfabriken El Salvadors und anderswo weiterhin Schwitzen wie Fußballerinnen während des Spiels, - nur ihr Lohn dafür wird nicht annähernd so gut sein.