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Hunsrück
Zustimmung für den Nationalpark

Rheinland-Pfalz bekommt womöglich bald seinen ersten Nationalpark. Im Hunsrück-Hochwald soll eine Fläche in der Größe von rund 14.000 Fußballfeldern geschützt werden. Drei der vier betroffenen Landkreise haben dem Projekt zugestimmt. Doch es gibt auch Kritik.

Von Ludger Fittkau | 19.12.2013
    Große Erleichterung bei Ulrike Höfken, der grünen Umweltministerin des Landes Rheinland-Pfalz. Erleichterung darüber, dass drei von vier betroffenen Landkreisen der Hunsrückregion, in der der erste Nationalpark des Landes entstehen soll, dem Projekt jetzt zugestimmt haben:
    "Ich freue mich sehr, dass wir es alle zusammen geschafft haben, eine klare Aussage zu bekommen. Dass wir den Nationalpark jetzt nach Rheinland-Pfalz bekommen. Das ist gut für die Natur und die Menschen in der Region. Es ist eine große Gemeinschaftsaufgabe gewesen. Hier im Haus haben vierzig, fünfzig Mitarbeiter daran gearbeitet, wir haben 500 Veranstaltungen bestimmt gemacht. Und mindestens drei Abstimmungsserien. Das war ein Beteiligungsprozess, der für uns auch eine neue Erfahrung war."
    Widerstand aus der Sägeindustrie
    Doch nun steht dem auch ins Saarland hinein reichenden neuen Nationalpark im Hunsrück-Hochwald mit einer Fläche von rund 14.000 Fußballfeldern nichts mehr im Wege. Mit alten Buchenwäldern und Hangmooren ist der Hochwald ein sogenannter "Hotspot" der Biodiversität in Deutschland. Er zieht sich vom Landkreis Birkenfeld mit dem Nahetal im Südwesten über den Hunsrückkamm bis fast zur Mosel im Norden. Dort, in Moselnähe im Landkreis Bernkastel-Wittlich gab es auch den größten Widerstand gegen den Nationalpark. Umweltministerin Ulrike Höfken:
    "Es sind vier Landkreise beteiligt und der Landkreis Bernkastel-Wittlich hat sich als Einziger nicht positiv gestellt. Allerdings hat die betroffene Verbandsgemeinde Thalfang zugestimmt. Das heißt, der Landkreis Bernkastel-Wittlich ist sowieso nur mit dieser einen Verbandsgemeinde betroffen. Und die hat zugestimmt, da sind wir schon sehr zufrieden. Im Landkreis ist der Standort der Sägeindustrie und die hat Vorbehalte dagegen, dass man Rohstoffe nicht verarbeitet, sondern für die Natur nutzt. Wildnis Wildnis sein lässt. Und das verstehen wir ja auch. Auch hier unser Angebot an die Sägeindustrie, sie weiterhin zu unterstützen und zu versorgen."
    Die CDU-Opposition in rheinland-pfälzischen Landtag sieht den Nationalpark weiterhin kritisch. Doch maßgebliche Unions-Politiker aus dem Hunsrück betrachten das Projekt als große Chance für die strukturschwache Region: etwa Michael Hülpes, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Hermeskeil sowie Matthias Schneider, Landrat des Landkreises Birkenfeld:
    "Für uns ist dieses Projekt allein aus strukturpolitischen Gesichtspunkten sehr wichtig, das muss man einfach so sehen. Ich frage alle, die dagegen sind, auch meine Parteifreunde: Haben sie eine bessere Alternative? Und da kommt in der Regel nichts."
    Zustimmung erkauft?
    Die CDU-Landtagsfraktion wirft der rot-grünen Landesregierung in Mainz jedoch vor, sich die Zustimmung der Landkreise mit Geld erkauft zu haben. Der Landkreis Birkenfeld habe überdies seine Zustimmung an eine Liste mit zehn Bedingungen geknüpft, von denen die meisten mit dem Nationalpark nichts zu tun hätten.
    Umweltministerin Ulrike Höfken weiß, dass sie nicht alle Wünsche aus dem Hunsrück erfüllen kann, die mit dem Nationalpark verknüpft werden. Umgehungsstraßen oder Löschhubschrauber etwa werden nicht von dem Geld bezahlt werden können, das in das Nationalparkprojekt fließen wird:
    "Aber ich denke, wir haben ein seriöses Angebot, 1,75 Millionen, die wir quasi in Infrastruktur und die Mitarbeiter stecken, die jetzt zusätzlich kommen. Aber unser Nationalpark bedient sich ja des Betriebes Landesforsten und insofern haben wir eine gute Aufstellung und ein gutes Personal, die alle eine Zusatzausbildung bekommen."
    Die Nationalparkverwaltung soll auf dem Gelände des sogenannten "Umweltcampus" Birkenfeld der Fachhochschule Trier angesiedelt werden, so Höfken. Dort seien Umweltplanung und Umweltrecht ohnehin Ausbildungsschwerpunkte. Der Nationalpark Hunsrück bietet damit den Studierenden ein zusätzliches Praxisfeld.