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Husten, Schupfen, Heiserkeit bringen asthmafreie Zeit

Husten, Schnupfen und Heiserkeit bei Kindern, damit beschäftigte sich in der vergangenen Woche die Deutsche Gesellschaft für Kinderkrankheiten. Auch das Thema Asthma stand auf der Tagesordnung. Nicht etwa, weil Asthma neuerdings eine Infektionskrankheit wäre. Aber einen Zusammenhang gibt es doch.

Von Grit Kienzlen | 08.06.2004
    Kleine Kinder sind eigentlich immer krank. Davon können junge Eltern ein Lied singen. Doch während die Ärzteschaft vor 20 Jahren noch zu äußerster Hygiene mahnte, um die Erkältungs-Exzesse bei den Jüngsten zu vermeiden, stärken Fachleute wie der Freiburger Professor Johannes Foster von der Kinderklinik St. Hedwig heute den Schmuddelkindern den Rücken.

    Es ist immer noch der Aberglaube, man müsse die Kinder vor Infektionen schützen, um ihre Lungen gesund zu halten. Die Wahrheit ist umgekehrt. Mittenrein – Mitspielen lassen, wo es nur geht, in Dreck und Speck die Kinder leben zu lassen, das ist sicher für das Immunsystem die richtige Sache, um sich daran zu üben und eben nicht die Überreaktion der Allergie zu erzeugen.

    Je mehr Erkältungen die Kinder in ihren ersten beiden Lebensjahren durchmachen, desto weniger wahrscheinlich werden sie später Allergiker. Darauf kamen die Mediziner bei Geschwisterstudien. Statistisch nimmt das Asthma-Risiko eines Kindes deutlich ab, je mehr ältere Geschwister es hat. Die Kinderkrippen in der ehemaligen DDR hatten einen ähnlichen Effekt. Dass Kleinkinder wirklich ständig krank sind, ist eigentlich auch ganz normal, betont auch der Infektiologe Professor Heinz-Josef Schmitt von der Uni Mainz.

    Die häufigsten Infektionskrankheiten sind Infektionskrankheiten der Atemwege, im Schnitt 6, aber auch 12 Infektionen pro Monat bei einem Kleinkind sind durchaus noch normal.

    Ein vom Bundesforschungsministerium gefördertes Netzwerk registriert seit wenigen Jahren, welche Viren unter den Kindern gerade umgehen. Auf der Top-Ten Liste der Erkältungserreger stehen das Grippe Virus Influenza A und Adenoviren ganz weit oben. Den Spitzenplatz belegen aber die RS-Viren – Abkürzung für Respiratorische Syncytiale Viren. Mit denen hat jedes Einjährige schon Bekanntschaft gemacht. Doch gerade die RS Viren können in Einzelfällen auch Asthma auslösen. Professor Johannes Foster:

    Die Kinder, die jetzt nun das Pech haben – das ist ein Prozent von allen – schwer zu erkranken mit gerade diesem RS-Virus, die haben über einige Jahre empfindlichere Bronchien, sprich: Asthma. Das heißt zu wenigen Gelegenheiten kriegen die dann Asthma-Artige Krankheitserscheinungen. Das verwächst sich aber – nur, die haben eben das Pech ein paar Jahre sich damit herumschlagen zu müssen.

    Da es keine Impfung gegen RS-Viren gibt, müssen wir und unsere Kinder vorerst mit diesem Risiko leben. RS-Virus-Erkältungen sehen äußerlich genauso aus wie all die harmloseren Erkältungen, die für den Allergieschutz wichtig sind. Deshalb empfehlen die Ärzte trotz der Gefahr schwerer RS-Infektionen, die Rotznasen immer mitspielen zu lassen.

    Das Risiko schwer zu erkranken, die wiegt erst mal die Chance nicht auf die vielen kleinen Infektionen einzufangen und mich damit eher vor Asthma zu schützen.