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"Hygienefehler abstellen"

Statt die Frühgeborenen-Station in Bremen nach dem Befall mehrerer Babys mit dem Darmkeim Klebsiella pneumoniae zu renovieren, müsse man mögliche Hygienefehler abstellen, sagt der Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene, Klaus-Dieter Zastrow. "Dann ist der Spuk auch vorbei."

Klaus-Dieter Zastrow im Gespräch mit Martin Winkelheide | 06.03.2012
    Martin Winkelheide:Nach dem Tod von zwei weiteren Frühchen wurde die Frühgeborenen-Station des Klinikums Bremen-Mitte geschlossen. Auf der Station waren bereits in den vergangenen Monaten mehrfach Babys von dem gefährlichen Darmkeim Klebsiella pneumoniae befallen worden. Dr. Klaus-Dieter Zastrow, Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene und er ist Vorsitzender des Berufsverbandes Deutscher Hygieniker. Schönen guten Tag, Herr Dr. Zastrow!

    Dr, Klaus-Dieter Zastrow: Schönen guten Tag!

    Winkelheide: Die Station ist ja nach den ersten Todesfällen geschlossen, aufwendig renoviert, desinfiziert worden. Wie kann es kommen, dass plötzlich neuerdings doch wieder der Keim auftritt.

    Zastrow: Das ist nicht verwunderlich. Es war im Prinzip eine völlig falsche Maßnahme, denn die Renovierung, dass heißt also, irgendwo den Teppichboden oder Fußboden auszuwechseln, die Wände zu streichen, das ist zwar alles ganz schön und gut für eine Renovierung, aber von dort stammen ja nicht die Keime. Das heißt, diese Klebsiella pneumoniae, die Sie schon genannt hatten, ist ein normaler Darmkeim, den 30 Prozent der Bevölkerung im Darm haben, mit dem wir also leben, wenn er an der richtigen Stelle bleibt, nämlich im Darm und nicht in die Blutbahn kommt. Der klebt eben nicht an der Wand und er kommt auch von der Wand nicht zu den Neugeborenen. Das erfolgt immer durch Menschen, das heißt durch Pflegepersonal, durch Ärzte, also durch das medizinische Personal. Damit wird der Keim übertragen.

    Winkelheide: Das heißt, besser wäre gewesen, die Arbeitsabläufe zu überprüfen, anstatt die Station zu renovieren?

    Zastrow: Genau so ist es. Das ist der entscheidende Punkt.

    Hören Sie das vollständige Gespräch mit Dr. Zastrow mindestens bis zum 06.08.2012 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Angebot.