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Hyperloop-Pod-Competition
Testen für die Höchstgeschwindigkeit

Im Rahmen eines Wettbewerbs in Kalifornien testen Forscherteams ihre Hyperloop-Prototypen: Die Transportkapseln sollen später auch einmal Menschen mit bis zu 1200 Kilometern pro Stunde transportieren. Die deutschen Teams gehören zu den Favoriten.

Von Marcus Schuler | 27.08.2017
    Ein Student der Universität Tokio schraubt an seinem Pod, einem Magnetschlitten, der durch eine Teströhre geschickt werden soll.
    Ein Student der Universität Tokio schraubt an seinem Pod. (Marcus Schuler)
    Es sieht ein wenig aus wie bei einem Autorennen, nur dass es keine Rennpiste gibt, sondern eine Röhre. Auf dem Gelände der Raketenfirma SpaceX stehen gut 25 Zelte. Und in denen wird seit mehr als einer Woche fieberhaft gearbeitet. Der Hyperloop soll Passagiere dank Magnetschwebetechnik und geringem Luftwiderstand bis zu 1200 Kilometern pro Stunde schnell befördern.
    Das japanische Team der Keio Universität aus Tokio testet gerade auf einer 30 Meter langen Schiene vor den SpaceX-Werkshallen sein Fahrzeug. Bevor es in die 1,25 Kilometer lange Röhre auf der anderen Straßenseite geht, soll das Anschieben des Fahrzeugs getestet werden.
    Das kleinste Fahrzeug kommt aus Japan
    Die Studenten aus Tokio strahlen, der Test wurde bestanden. Auch Daniel Daum hebt die Arme und freut sich. Er studiert in Tokio, kommt aber ursprünglich aus Deutschland. Der Student hat das Fahrzeug, den sogenannten Pod, der Japaner designed:
    "Es sieht sehr gut aus. Wir sind alle jetzt super aufgeregt."
    Größentechnisch passt der Pod des japanischen Teams gut in einen mittelgroßen Reisekoffer. Es ist das kleinste Fahrzeug im Wettbewerb. Etwas schmaler und dafür länger, vielleicht zwei Meter, sieht der Pod des Teams der Technischen Universität München aus. Die Münchner haben mit Bravour bereits am Freitag fast alle Tests erfolgreich durchlaufen, erzählt der Physik-Student Gabriele Semino stolz:
    "Die maximale Geschwindigkeit, die wir heute planen zu testen, ist 100 Meter pro Sekunde, das heißt 360 Kilometer pro Stunde. Wenn das gut läuft, könnte man noch ein bisschen weiter nach oben gehen. Aber das hängt vom Verlauf unserer Tests heute ab."
    Enger Kreis der Favoriten
    Das Team der TU München zählt zum ganz engen Kreis der Favoriten. Die Münchner nehmen bereits zum zweiten Mal an dem Wettbewerb teil. Statt eines Kompressor-Motors setzen sie auf einen Elektroantrieb, der den Pod auf den ersten paar hundert Meter auf Geschwindigkeit bringen soll.
    "Das ist ein kleiner Motor, der besonders leicht ist, mit einer jedoch großen Leistung für sein Gewicht. Um noch mehr Leistung vom Motor zum Boden zu übertragen, haben wir ein System, bei dem unser Antriebsrad an die Schiene gedrückt wird. Die ganze Kapsel ist aus CFK gemacht, dadurch ist sie leicht und wir können so besonders schnell werden", erklärt Semino.
    Auch dabei in Los Angeles ist das Hyperpod-X-Team der Universitäten Emden-Leer und Oldenburg. Die Mannschaft ist zum Teil schon vor drei Wochen angereist. Die Studenten haben sich extra ein Haus mit Garage gemietet, wo noch am Pod geschraubt werden kann, erklärt Mikro Kemmner:
    "Der Kernpunkt ist die magnetische Schwebetechnik. Wir haben Permanentmagneten, die uns zum Schweben bringen werden. Die können wir in der Anfangsphase auch ausfahren, um Reibung zu verhindern. Außerdem haben wir ein sehr ausgefeiltes Kontrollsystem und eine magnetische Bremse."
    Mehr als 100 Tests vor Starterlaubnis
    Die Idee für den Zug in einer Vakuumröhre stammt ursprünglich von SpaceX-Gründer Elon Musk, der auch Chef des Elektroauto-Herstellers Tesla ist. Mehr als 100 Tests musste jedes der 23 Studenten-Teams in den vergangenen Tagen durchlaufen. Nur die Teams dürfen mit ihrem Pod am Ende in die Röhre, die alle Sicherheitsanforderungen erfüllen, sagt Armin Herbsthofer vom Team Swissloop der ETH Zürich.
    "Es gibt eine große lange Testliste von verschiedenen Sicherheitstests, wo jedes Subsystem ganz genau von SpaceX-Mitarbeitern untersucht wird. Wir müssen ihnen durch Tests zeigen und beweisen, dass wir diese Sicherheitsstandards erfüllen."
    Eine Anforderung ist besonders wichtig: das Abbremsen. Nach 1,25 Kilometer in der fast luftleeren Röhre muss das Fahrzeug wieder zum Stehen kommen. Für den Österreicher Armin Herbsthofer, der gerade sein Studium an der ETH Zürich beendet hat, steht der Favoritenkreis für das heutige Rennen fest:
    "Nach den derzeitigen Tests ist die TU München in Führung, weil sie schon im Hyperloop sind, aber eigentlich wären wir auch so weit. Wir sind eigentlich die Doppelspitze. Dicht gefolgt von dem japanischen Team. Auch Paradigm aus Boston ist schon sehr weit."